Freitag 10. Januar 2025
Artikel aus dem Archiv

Fotograf der Flügelwesen

(30.10.2011) Gerd W. Götzenbrucker fotografierte Engel.

„Ein Engel nahm mich an der Hand und flog mit mir über Wien. Wir landeten auf dem Wiener Zentralfriedhof, und er zeigte mir eine wunderschöne Frauenfigur aus Stein auf einem Grab“, schildert Autor und Fotograf Gerd W. Götzenbrucker, im Gespräch mit dem „Sonntag“, einen Traum, den er im Dezember 2003 hatte.

 

Der einprägsame Traum war für den freien Journalisten Anlass, dem Thema „Engel auf Friedhöfen“ nachzugehen. Götzenbrucker fasste den Entschluss, jedes Wochenende auf den Zentralfriedhof zu fahren und dort Engelskulpturen zu fotografieren. Sein Ziel: ein Archiv mit den Fotos der „Engel von Wien“ aufzubauen.


Acht Jahre später hat Gerd Götzenbrucker alle 46 Friedhöfe Wiens durchstreift und ein Engel-Archiv mit 8.000 Fotos erstellt. Seine ausdauernden Wanderungen durch verschiedene Wiener Friedhöfe bei Eis  und Kälte, im blühenden Frühling oder in der bunten Herbstzeit liegen nun in einem Buch vor, das die 90 schönsten Aufnahmen versammelt. Der Bild- und Textband „Engel. Meisterwerke der Friedhofskunst“ aus dem Wiener Dom Verlag zeigt auf 208 Seiten die herausragendsten Schöpfungen der Grab- und Trauerskulptur auf Wiener Boden. Er spannt einen Bogen von den steinernen Todesgenien (Flügelfiguren, die den Tod darstellen) in Sankt Marx, über die marmornen und bronzenen Engel der Belle Epoque – der Ära des prosperierenden Bürgertums zwischen 1870 und 1890, bis hin zu den Darstellungen des Jugendstils. Mit seinem Buch wirft Götzenbrucker erstmals einen detaillierten fotografischen Blick auf 150 Jahre Wiener Grabmalkunst.

Stadt der Engel

„Man bekommt sehr viel mit, wenn man sich regelmäßig auf Friedhöfen aufhält“, sagt der Autor, „Begräbnisse und intime Situationen, in denen Menschen Stille suchen“. Friedhöfe seien besonders in einer Großstadt wie Wien wichtige Erholungsräume. Je mehr sich Gerd Götzenbrucker mit dem Thema „Engel“ befasste, desto tiefer trat er in diese besondere „Welt“ ein. Er begann sich mit der Geschichte und den Bildhauern der Engel-Skulpturen zu befassen. In seinem Buch erzählt er von der Entwicklung der Friedhofskultur in Wien und dem Verhältnis der Wiener zum Tod.


Die Friedhofskunst erlebte in der Bundeshauptstadt in der Zeit von 1790 bis 1914 eine ganz besondere Hochblüte. Die darin ausgedrückte Wertschätzung gegenüber den Verstorbenen gebe es heute nicht mehr,  meint Götzenbrucker. Mit seinem Buch möchte er auch beitragen, „dass man den Friedhof wieder wertschätzt und sich darin umsieht.“


Das Buch verdeutlicht: Die Engel-Skulpturen auf Wiens Friedhöfen sind etwas Besonders, und es wäre schade, wenn sie verschwinden würden. „Wir müssen uns dafür einsetzen, dass sie bleiben z. B. durch Patenschaften“, ists Gerd Götzenbrucker überzeugt.

Agathe Gansterer

Buchtipp

 


Gerd W Götzenbrucker

 

Engel

Meisterwerke der Friedhofskunst

2011, Wiener Dom-vlg
Auflage: 1., Auflage
Mit Fotografien von Gerd W Götzenbrucker
Fester Einband
208 Seiten
ISBN: 978-3-85351-235-7

Dieses Buch oneline bei der Wiener Dombuchhandlung "Facultas" erstehen.
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