Freitag 10. Januar 2025
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Ein „Bruder und Freund“

(23.10.2011) Metropolit Michael Staikos starb am 18. Oktober.

Der orthodoxe Metropolit von Austria, Michael Staikos, ist am 18. Oktober in Wien im Alter von 64 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben. Staikos hatte sich vor genau einem Jahr einer Krebsoperation unterziehen müssen. In den letzten Monaten und Wochen hatte sich sein Gesundheitszustand dann wieder gebessert. Am 11. Oktober nahm er sich noch Zeit für ein Gespräch mit dem „Sonntag“.


Michael Staikos wurde am 22. November 1946 in Athen geboren, übersiedelte 1964 nach Wien, trat 1965 in den Dienst der griechisch-orthodoxen Metropolie von Austria und wurde 1977 zum Priester, 1986 zum Bischof geweiht. Im November 1991 wählte ihn der Heilige Synod des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel zum Metropoliten von Austria und Exarchen für Ungarn. Staikos hatte zuletzt mehrmals betont, dass er während seines fast fünfzigjährigen Aufenthaltes in Österreich das Bewusstsein gewonnen habe, dass „Griechenland mein Vaterland und Österreich meine Heimat ist“.


Als „ganz große Säule der Ökumene in Österreich und darüber hinaus“ hat Kardinal Christoph Schönborn Metropolit Michael Staikos gewürdigt. Er sei vom Tod des orthodoxen Metropoliten tief betroffen und verliere einen „Freund und Bruder“, sagte Schönborn. Zur Trauer geselle sich zugleich die große Dankbarkeit dafür, „dass wir ihn haben konnten als großes Vorbild christlicher Verbundenheit in Österreich“. Wie Schönborn betont, habe Staikos eine innige persönliche Beziehung und große Liebe zu Mariazell gehabt. Auch sei Metropolit Staikos ein sichtbares Zeichen dafür gewesen, dass die orthodoxen Christen einen wichtigen und immer größer werdenden Teil der Bevölkerung in Österreich darstellen.


Freundschaftlich eng verbunden war Metropolit Staikos mit Kardinal Franz König (1905-2004). Von ihm hätte er die Wichtigkeit des Dialogs mit den Andersseienden und die Aufrichtigkeit und den Respekt zu ihnen gelernt; er sei für ihn ein Lehrer in der Schule der Ökumene gewesen, so Staikos.

Großes Anliegen: Panorthodoxes Konzil

„Papst Benedikt XVI. hat bei seinem jüngsten Deutschlandbesuch in Freiburg bei der Begegnung mit der Orthodoxie zum Ausdruck gebracht, dass sobald wie möglich ein panorthodoxes Konzil stattfinden möge“, sagte Staikos im Gespräch mit dem „Sonntag“. Dies sei auch der Wunsch und der Wille des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. Die Schwierigkeit sei, dass zur Zeit aufgrund der bisherigen Praxis der Orthodoxen Kirche alle Beschlüsse einstimmig gefasst werden müssten, damit es zu keinem Schisma komme.

 

Momentan gebe es bei der Tagesordnung zwei Punkte, die eine Einstimmigkeit verhindern. Das erste Problem sei die Frage, wer das Konzil proklamiere, erklärte Staikos: „Das zweite ist die Frage des Vorrangs, der ,Anciennität‘, also die Frage, wie alt die einzelnen Kirchen sind.“ Da gebe es konkrete Probleme. Staikos: „Kommt beispielsweise die Kirche von Georgien, die von Ökumenischen Konzilien als autokephal anerkannt ist, nach Russland – so wie Russland es will – oder nicht doch davor, weil Georgien eine so alte Kirche ist.“ Der Ort sei schon bekannt: „Das Konzil wird in Konstantinopel stattfinden.“

Würdigte Bemühungen Johannes Pauls II.

Die Abhaltung eines panorthodoxen Konzils sei „sehr aktuell, weil die orthodoxe Kirche ein Zeugnis ablegen muss vor der heutigen Welt im Hinblick auf die spirituellen und gesellschaftspolitischen Probleme“.


Staikos würdigte speziell die Einladung  Papst Johannes Pauls II. in der Ökumene-Enzyklika „Ut unum sint“, über die Ausübung des Primats nachzudenken: „Dass der Bischof von Rom die Diskussion der Primatslehre eröffnet hat, dass er seine Unterschrift unter ein solches Dokument gesetzt hat, ist ein historisches Ereignis.“ Die Enzyklika „Ut unum sint“ als solche sei allerdings „für uns Orthodoxe nicht ganz so positiv zu bewerten, weil die Frage der Unierten in diesem Dokument nicht geklärt ist“: „Ich habe keine Lösung, wie man mit den Unierten umgehen soll.“


Die Orthodoxen seien bereit, „im Falle der Wiederherstellung der kirchlichen Einheit zwischen Ost und West, dem Papst seine Stellung wieder zu geben“, sagte Staikos: „Nämlich die Stelle des Ersten in der gesamten Kirche – allerdings als eines Primus inter pares. Er war und er wird wieder der erste Bischof im Westen und Osten sein. Allerdings nicht der höchste und oberste. D. h. alle anderen Kirchenoberhäupter des Ostens stehen hinter ihm und nicht unter ihm. Das war die Geschichte des ersten Jahrtausends, in dem wir friedlich zusammengelebt haben – sehr oft nebeneinander, aber immerhin, die Einheit der Kirche war bewahrt.“

 

Die Orthodoxen könnten „von der römisch-katholischen Kirche die Disziplin lernen“. Die Katholiken könnten von der Orthodoxie lernen, „dass Tradition nicht etwas Starres ist, sondern etwas Stabiles und Standhaftes“. Staikos: „Die Tradition in der orthodoxen Kirche hat Leben und gibt Leben.“     

kron/eg/kap

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