Das „Comité Européen pour l'Enseignement Catholique“ (CEEC) wurde 1974 in Brüssel gegründet. Rasch wurde diese Non-Profit Organisation zur Zentrale eines Netzwerks von inzwischen 26 europäischen Ländern. Heute ist CEEC für fast 30.000 katholische Schulen und 7,5 Millionen SchülerInnen in ganz Europa zuständig.
Vor kurzem wurde die Wiener Schulamtsleiterin MMag. Dr. Christine Mann in Prag in nur einem Wahlgang einstimmig zur neuen Präsidentin gewählt.
Wissen Sie schon genau, was auf Sie da zukommt – Sie haben ja nicht über Arbeitsmangel zu klagen...
Mann: Nein, ganz genau weiß ich es noch nicht, aber es gibt ein sehr gut funktionierendes Generalsekretariat in Brüssel, mit dem ich seit 2007 im Rahmen des executive board gut kooperiere. Außerdem habe ich in Wien eine internationale Referentin, Maga Lami, die mich exzellent unterstützt. Einige Male öfter als bisher werde ich schon nach Brüssel und anderswo hinfliegen – aber das tue ich ohnehin sehr gerne, das weitet den Horizont.
Wo werden Sie die Schwerpunkte setzen?
Mann: Zuerst einmal bei einer gemeinsamen Anstrengung um ein klares Profil, das in veränderter gesellschaftlicher Situation auch immer neu definiert werden muss. Grundsatzfragen haben mich immer schon fasziniert. Und dann ist mir, wie könnte es in Wien anders sein, vor allem die Zusammenarbeit mit den zentraleuropäischen Nachbarländern ein großes Anliegen. Sie weisen derzeit das stärkste Wachstumspotenzial auf.
Wie kommt die Botschaft über das klare Profil an, das wohl nur ein katholisches sein kann?
Mann: Wie man sieht, in Europa gut, weil man meine Anliegen versteht, die ich ja immer wieder formuliert habe. Wenn ich dieselben Botschaften in Österreich sage, wittern manche sofort Fundamentalismus und den Versuch, das Rad der Geschichte zurückzudrehen. In Wirklichkeit geht es um den Mut, sich einmal die Gegenwart genau anzuschauen, zu prüfen, ob die alten Antworten immer noch die passenden sind und sich reflektiert zu neuen Ufern aufzumachen, wenn es angebracht scheint – mit Freude, neugierig und gelassen.
War das Katholische Schulwesen schon immer Ihr Spezialgebiet?
Mann: Das ist eine gute Frage, die ich absolut verneinen muss. Ich erinnere mich noch an meine erste Vorstellung als neue Schulamtsleiterin vor den SchulerhalterInnen und Direktionen der katholischen Schulen in der Erzdiözese Wien. Ich bekannte damals ziemlich unbekümmert, dass ich vom Katholischen Schulwesen keine Ahnung hätte, versprach aber, mich rasch einzuarbeiten. Ich erinnere mich noch an die langen Gesichter, manche konnten ihren heiligen Schrecken kaum verbergen. Jetzt, nach meiner Wahl, schrieb ich an genau diese Menschen: „Ich bin dankbar für all das, was ich in unterschiedlich langer Zeit von Euch und gemeinsam mit Euch lernen durfte.“ Aber in der Zwischenzeit kenne ich mich jedenfalls ganz gut aus.
Was freut Sie bei dieser Wahl, die für Sie und für Österreich eine große Ehre ist, besonders?
Mann: Da brauche ich nicht lange nachzudenken: dass damit auch jenen abertausenden Frauen gebührend Ehre erwiesen werde, die ihr Leben durch Jahrhunderte bis heute in verschiedensten Bereichen in den Dienst des katholischer Schulwesens gestellt haben und stellen. Es verdanken sich die meisten Katholischen Schulen Europas Frauenorden, und selbst Schulen, die von Männerorden getragen waren, kamen ohne helfende Frauenhände nie aus.
Es ist mein erfreuliches Schicksal, schon mehrfach in kirchlichen Funktionen die erste Frau zu sein. Ich war 1995 die erste weibliche Schulamtsleiterin in Europa, jetzt geht es mir als Präsidentin genau so – ich bedaure, dass diese gewaltigen Veränderungen, die hier in der Kirche geschehen, viel zu wenig wahrgenommen werden und sich immer wieder alles einzig auf die Frage des Priestertums der Frau fokussiert.
Die Website des CEEC bietet vielfältige Informationen: www.ceec.be