An das gemeinsame Priestertum aller Getauften hat Kardinal Christoph Schönborn beim Festgottesdienst anlässlich der 150-Jahr-Feier der Weihe der Pfarrkirche Altlerchenfeld (Wien 7) am 29. September erinnert. Zugleich wurde auch der 20. Jahrestag der Bischofsweihe des Kardinals begangen.
„Kirche sammelt sich an heiligen Orten“, unterstrich der Erzbischof – ausgehend von der Lesung über Jakobs Traum von der Himmelsleiter (Genesis 28). Die Engel steigen auf der Treppe auf- und nieder, „weil sie bei den Menschen sind und helfen, den Himmel über uns offen zu halten“. Alle seien zur Heiligkeit berufen, denn „das ganze Volk ist Priester“. Das bedeute nicht, dass alle beim Altar stehen müssen, aber dass „alle die Berufung haben, die wunderbaren Taten Gottes zu verkünden“. Das „königliche Priestertum“ sei auch ein zentraler Gedanke im Erneuerungsprozess „Apostelgeschichte 2010“.
In den 20 Jahren seit seiner Bischofsweihe am 29. September 1991 habe sich in der Kirche „vieles geändert“, sagte der Kardinal. „Wir sind kleiner, weniger geworden, die Berufung ist dieselbe geblieben: Wir alle sind durch Taufe und Firmung berufen, Zeugnis zu geben.“ Das „Geheimnis der Kirche“ sei die Gemeinschaft im Glauben an Christus, die ganz persönliche Berufung jedes Menschen „das tragende Fundament der Kirche“, betonte der Erzbischof: „In den kommenden Jahren wird sehr viel davon abhängen, dass wir alle unsere Berufung zum Priestertum wahrnehmen.“ Für sein Selbstverständnis als Bischof zitierte der Kardinal den hl. Augustinus: „Für euch bin ich Bischof, mit euch bin ich Christ.“
Am Ende des Gottesdienstes erhielt der Kardinal vom Domkapitel, von der Erzdiözese und vom Bistum ein Werk seines Bruders, des Fotografen Philipp Schönborn, überreicht. Generalvikar Nikolaus Krasa würdigte den Erzbischof als einen, „der wirklich zuhört“ und dankte für diese „Gabe des Zuhörens“. Krasa erinnerte auch an den Appell Schönborns, „die Kirchen in der Erzdiözese Wien offen zu halten“. Und er dankte für das „gemeinsame Ringen“ um die Zukunft der Kirche. Der Erzbischof sei kein Bischof, der irgendwo einen Masterplan hatte, sondern „ein Bischof, der gemeinsam mit anderen hinhört, was der ,Plan des Masters‘, Christus, ist“, unterstrich Krasa.
Bei der anschließenden Agape wurde eine missionstheologische Festschrift (Titel: „... mit allem Freimut ungehindert. Überlegungen und Reflexionen zur Christus-Verkündigung im Wandel der Zeit“) zum 20. Jahrestag der Bischofsweihe des Kardinals, herausgegeben von Elisabeth Maier (Wiener Katholische Akademie), Andrea Geiger und Otmar Spanner (Apg2010), präsentiert.
Der Bogen der Beiträge reicht von den ersten Missionen der Apostel über Augustinus zur Mission Noricums und Bayerns, von einem intellektuellen Dialogversuch mit dem Islam durch Papst Pius II. (Enea Silvio Piccolomini) über die Rolle des geistlichen Theaters im Mittelalter und im Barock hin zu den Jesuitenmissionen in Lateinamerika und China, von der Gestalt des Wiener Stadtpatrons Klemens Maria Hofbauer über die Volksmission der Redemptoristen bis hin zu den Leistungen der Schulorden.
Ganz aktuell sind die beeindruckende Statistik der Erzdiözese Wien in der Entwicklungshilfe und ein Beitrag über die heute vielfach übliche „Kriminalisierung der Missionsgeschichte“.
Kron