„Wenn wir die gemeinsame Berufung aller wiederentdecken, dann habe ich für die Zukunft der Kirche keinerlei Sorgen“, sagte Schönborn am Samstag im Ö1-Journal zu Gast“ unter Hinweis auf das in seinem jüngsten Hirtenbrief vorgestellte Reformprogramm. Angesprochen auf die Pfarrer-Initiative betonte der Wiener Erzbischof: „Die Strukturreformen sind notwendig, darüber sind wir uns einig mit der Pfarrer-Initiative. Wir sehen dieselben Sorgen, die Sorgen um die Gemeinde und die Menschen, aber wir sehen zweifellos verschiedene Lösungsansätze.“
In der ORF-Sendung „Zeit im Bild 2“ am 16. September sagte Schönborn, er werde Forderungen nach einer Änderung der Zulassungsbedingungen zum Priesteramt nicht unterstützen. Der Zölibat sei die Lebensform Jesu gewesen, argumentierte der Erzbischof. „Jesus hat bewusst und klar den Weg der Ehelosigkeit gewählt. Ich selbst habe den Weg freiwillig so gewählt und alle, die heute in der katholischen Kirche Priester werden, wählen es freiwillig.“
In der Frage des Umgangs mit Geschiedenen Wiederverheirateten in der katholischen Kirche seien vor allem die Priester vor Ort gefragt. Die Kirche könne die klaren Worte Jesu von der Unauflöslichkeit der Ehe nicht aufheben, betonte Kardinal Schönborn. Es gebe aber Wege, mit Situationen des Scheiterns umzugehen. „Dafür gibt es keine plakative Regel, aber ganz persönliche Wege des seelsorglichen Umgehens.“ Priester müssten in diesem Sinn ihre seelsorgliche Verantwortung selber wahrnehmen, sagte der Kardinal: „Aber immer unter dem Vorzeichen: Der Schutz der Ehe ist ein so hohes Gut, dass die Schwelle dieses Gutes nicht zu leicht niedergerissen werden darf.“
Die große Frage sei, welche Reformen „wirklich notwendig“ und welche „zielführend“ seien, betonte Schönborn: „Da gibt es zweifellos große Unterschiede, und zwar nicht nur zwischen Rom und den Bischöfen einerseits und der Pfarrer-Initiative, sondern auch im Volk Gottes selbst und unter den Priestern.“ Die römisch-katholische Kirche müsse ihren Weg der Reform mit dem Papst gehen.
Für den Herbst kündigte Kardinal Schönborn ein weiteres Gespräch mit dem Vorstand der Pfarrer-Initiative an. Aktuell gebe es keinen Grund für Konsequenzen: „Wenn es zu Handlungen kommt, die wirklich der katholischen Glaubenslehre deutlich widersprechen, dann kann es zu ernsten Konflikten kommen. Ich glaube aber nicht, dass wir so weit sind“, unterstrich der Wiener Erzbischof.
kap/ aha