Donnerstag 12. Dezember 2024
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Neues anfangen und mitgestalten

(25.9.2011) Interview mit Diakon Karl Langer (Fachbereich Seniorenpastoral) über ältere Menschen als Segen




Die Sehnsucht, gesegnet zu werden, ist in den letzten Jahren spürbar gewachsen. Warum?

Langer: Dieser Befund deckt sich mit meiner persönlichen Erfahrung.  Gleich, ob es sich um eine Segensfeier für Schüler und Schülerinnen handelt, oder um eine Segensfeier für Paare im Rahmen von Ehevorbereitungsseminaren oder eben um die Segensfeier zum  internationalen Tag der älteren Generation: Diese Form des Gottesdienstes wird von den Menschen – ob jung oder alt, ob zur Kerngemeinde gehörend oder nicht –, gerne in Anspruch genommen

 

Es ist ein erfreuliches Zeichen der Zeit, dass die Sehnsucht nach der Kraft des Segens     zunimmt. Segensfeiern können aus meiner Sicht eine Brücke auf der Suche nach neuen Wegen sein,  das Evangelium in unserer Zeit zu verkünden. 

 

Über die Gründe, warum sich Segenshandlungen zunehmender Beliebtheit erfreuen, kann ich nur spekulieren. Viele, vor allem „Fernstehende“, werden nicht genau sagen können, warum ihnen der Segen der Kirche wichtig ist. Vielleicht hat es einfach mit der menschlichen Erfahrung zu tun, dass das Gelingen unseres Lebens  nicht nur in unseren eigenen Händen liegt.  

Welche Rolle spielt der Segen in der Bibel?

Langer: Du sollst ein Segen sein! (vgl. Gen 12,2). Mit dieser Verheißung machte sich Abraham auf den Weg in das ihm von Gott zugesagte Land. Schon an Abraham wird deutlich, dass man nicht nur für sich selbst gesegnet wird.

 

Es gehört zu den Kernaussagen der jüdisch-christlichen Überlieferung, für andere zum Segen zu werden. Die Kindersegnung durch Jesus ist die einzige uns überlieferte Segnung des irdischen Jesus (vgl. Mk 10,13-16). Jesus wird als Vermittler des Segens für alle Menschen begriffen.

Wie können ältere Menschen zum „Segen für andere“ werden?

Langer: Der selige Papst Johannes Paul II. hat in seinem Brief an die älteren Menschen geschrieben:  „Älterwerden und Alt sein heißt nicht nur loslassen, aufhören und sich zurückziehen, sondern auch, sich mit Interesse und Lebenskompetenz einbringen, Neues anfangen und mitgestalten.“

 

Viele ältere Menschen bringen sich mit ihrer Lebens- und Glaubenskompetenz in die Kirche und Gesellschaft ein. Sie gestalten mit und sind auch für Neues zu begeistern. So sind sie ein Segen für Viele.

 

Denken Sie konkret an die vielfältigen Dienste der Großväter und Großmütter für ihre Familien, besonders für ihre Enkelkinder.

 

Ich will aber auch jene Seiten des Alterns nicht vergessen, von denen die Bibel  sagt: „Ich mag sie nicht“ (vgl. Koh 12,1). Dann, wenn einem im Alter, Hilfsbedürftigkeit, Gebrechlichkeit, Einsamkeit, usw. zugemutet werden.

 

Auch dann sind alte Menschen ein Segen für uns. Vor allem,  wenn es ihnen gelingt in einer Gesellschaft der Schönheitsoperationen ihr Leben im Angesicht des Todes und der Auferstehung Jesu zu deuten. Aber auch die Jüngeren können durch Mitleid, Fürsorge und hingebungsvollen Dienst am alten Menschen zu einem Segen für die älteren Menschen werden.


Fachbereich Seniorenpastoral: Was wird getan, investiert, da es immer mehr ältere
Menschen gibt?

Langer: Zunächst gilt es, Sorge zu tragen, dass die Tatsache, dass wir in einer alternden Gesellschaft leben und somit auch der Anteil der älteren Menschen in der Kirche zunimmt, als Chance wahrgenommen wird.

 

Lieblose Slogans wie: „Die Kirchen Europas sind die Altersheime der Weltkirche“ hört man immer wieder, aber es gilt die Potentiale des Alters zu nutzen. Zum Segen für alle Generationen.

 

Der Fachbereich Seniorenpastoral bietet daher für alle in der Kirche Tätigen und darüber hinaus vielfältige Fortbildungsveranstaltungen an. Sie reichen vom regelmäßigen Bildungsnachmittag für die für die Altenpastoral verantwortlichen Frauen und Männer auf Dekanatsebene,  einem jährlichen Fachtag (heuer am 12. November) über Fortbildungsseminare zum Beispiel zum Thema „Gottesdienstgestaltung im
Seniorenheim“ (ab 6. Oktober 2011).
      

Interview: Stefan Kronthaler

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