„Ich bin selber ganz begeistert, wie schön die als Geschichtsbuch bezeichnete Westfassade des Stephansdomes jetzt wieder aussieht“, zeigt sich Dombaumeister Wolfgang Zehetner beeindruckt. Die extreme Verschmutzung des Steines war durch die Epoche von 1850 bis 1970 entstanden, da die Verunreinigung der Luft durch Industrie und Hausbrand groß war. „Aber seit 40 Jahren hat Wien wieder eine saubere Luft und ich bin sicher, dass sich die nächsten zwei Generationen mit der schwarzen Kruste am Dom nicht beschäftigen müssen“, so Zehetner.
Vor kurzem wurden die letzten Gerüstteile vor der Westseite des Stephansdomes entfernt und der Blick ist wieder frei auf die Fassade mit den beiden Heidentürmen. Etwa 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren in den letzten vier Jahren mit den Renovierungsarbeiten an der Westfassade beschäftigt. Die Gesamtkosten beliefen sich auf etwa drei Millionen Euro: „Dabei teilt sich die Summe auf Fremdfirmen und die Dombauhütte auf“, erklärt Zehetner. In der Summe nicht mitgerechnet sind die Heidentürme und das Riesentor, weil diese bereits in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts restauriert wurden.
Die Arbeiten an der Steinfassade waren mühsam: Manche Steine mussten ausgetauscht werden, weil sie einfach zerbröselt waren. Die sichtbare Schwärzung des Steines ist das Hauptproblem, denn es ist nicht einfach Staub, sondern es sind Gipskrusten, die durch die Umwelteinflüsse entstehen. Dadurch werde das Wasser im Stein eingeschlossen, was diesen von innen her zerstört. Bei den Renovierungsarbeiten wurden diese Gipskrusten teilweise mit einem hochmodernen Laserwerkzeug entfernt. „Mit dem Laser arbeitet ein Mann etwa eine Stunde lang, um 100 Quadratzentimeter Stein zu reinigen“, so Zehetner. Auch die Fugen zwischen den Steinen mussten erneuert werden.
Die Figuren des hl. Stephanus, des hl. Laurentius, des Erzengels Michael und die Skulpturen von Rudolf dem Stifter und seiner Gemahlin konnten hingegen im Atelier restauriert werden. Wobei so viel wie möglich vom Originalbestand erhalten wurde. Insgesamt hat die Dombauhütte rund fünf Tonnen Steinmaterial verarbeitet, „wobei vom Block jeweils etwa die Hälfte abgeschlagen wird“, erklärt der Dombaumeister.
Die Arbeiten am Südturm gehen inzwischen ungehindert weiter. „Es wird immer notwendig sein, am Dom weiter zu arbeiten. Gerade die fein ziselierte Steinoberfläche ist empfindlicher als die glatten Fassaden moderner Häuser“, so der Dombaumeister.