Mittwoch 11. Dezember 2024
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Eine Reise ans Ende der Welt

(11.9.2011) Studienreise Wiener Pädagoginnen und Pädagogen: der Aufenthalt auf der Osterinsel

„Er war ein Glücksfall für unsere Insel“: Diesen Satz hört man oft auf der Osterinsel, einer Insel im Südpazifik, über 3700 Kilometer vom südamerikanischen Mutterland Chile entfernt.

 

Gemeint ist damit der bayrische Kapuzinerpater Sebastian Englert, der ab 1935 über dreißig Jahre lang die christliche Seelsorge auf der Insel innehatte. Als Ergebnis seiner Mission gehören heute über 95 Prozent der Inselbewohner der katholischen Kirche an. Pater Englerts Bemühungen galten aber nicht nur der Seelsorge im engeren Sinn, sondern er sorgte sich um nahezu alle täglichen Belange der Menschen.

Gesundheit & Bildung

Sein Engagement galt der Gesundheitsvorsorge, aber auch der Bildung und vielen sozialen Fragen. Er war einer der ersten, der die Sprache der Ureinwohner lernte und dadurch imstande war viele Überlieferungen und Riten ihrer Religion aufzuschreiben.

 

Dies alles konnte eine Gruppe von Wiener Pädagoginnen und Pädagogen, unter der Leitung von Prof. Dr. Karl-Richard Essmann, die eine mehrwöchige Studienreise zu den südpazifischen Inseln unternahm, erfahren.  

 

Neben der Kirche im einzigen Dorf Hanga Roa, befindet sich nicht nur das Grab von Pater Englert, sondern auch das von Pater Eugene Eyraud, einem christlichen Missionar im 19. Jahrhundert. Seine Zeit auf der Insel war eine ungleich problematischere. Damals wurden viele Ureinwohner („maois“) als Zwangsarbeiter nach Peru deportiert. Auch er selbst hat die Insel mehrmals verlassen, kehrte aber immer wieder auf sie zurück.

 

Heute ist das Leben der Menschen auf der Osterinsel ungleich gefahrloser. Die offizielle Einwohnerzahl wird mit rund 3000 angegeben. Die Inselbewohner/innen selbst aber gehen von einer Einwohnerzahl von 7000 Personen aus, da keine amtliche Registrierung erfolgt. Vor allem vom chilenischen Festland kommen viele Einwanderer. Dadurch sind die Probleme Chiles auch die Probleme der Inselbewohner.

 

Derzeit gibt es eine heftige Bildungsdiskussion, weil oft staatliche Schulen die gewünschten Erwartungen und Anforderungen der Gesellschaft nicht mehr erfüllen. So gibt es auf der Osterinsel, in der Sprache der Einheimischen Rapa Nui genannt, seit einigen Jahren auch eine katholische Privatschule, die den Erwerb der Universitätsreife ermöglicht.

Erdbeben 2010

Im Februar 2010 wurde Chile von einem schweren Erdbeben heimgesucht. Das ist auch der Grund, warum in den vergangenen Monaten eine Marienstatue betend durch das ganze Land getragen wurde. Gerade im Sommer 2011 befand sich diese Statue auf der Osterinsel und sie wurde täglich in Prozessionen durch die Gassen des Dorfes getragen. Beim Einzug der Statue in die Kirche war die Wiener Reisegruppe, unter der seelsorglichen Leitung von Prälat Dr. Gerhard Schultes, auch anwesend und konnte mit einem Marienlied die Prozession begrüßen.


Wer heute als Besucher auf die Osterinsel kommt,  hat schon jede Menge von Informationen und dadurch auch Erwartungen. Er kennt die zahllosen Geschichten um die Steinstatuen der Ahnen und er weiß um die Berichte über den „Vogelmenschen“.

Die 1000 Moais

Überwältigend sind die rund 1000 kolossalen Steinstatuen, Moais genannt (Einzahl Moai), die über die ganze Insel verstreut sind, tatsächlich.  Alle schauen sie ins Landesinnere, mit dem Rücken nach Osten und zum Meer. Dort wird am Horizont  das vermutet, was man nahezu in allen Religionen kennt, einen Ort für das Weiterleben.


Auch wenn es noch immer viele Theorien gibt und manchmal auch sehr skurrile Erklärungen für diese Steinfiguren gegeben werden, gibt es heute einen  breiten wissenschaftlichen Konsens, dass es sich um Figuren verstorbener Familien- oder Sippenmitglieder handelt. Sie haben die Möglichkeit das Geschick der noch Lebenden günstig zu gestalten. Deshalb hat man ihnen zu Ehren diese Figuren aufgestellt und sie um eine gute Zukunft gebeten.

Das Ei des Vogels

Auch die vielen Geheimnisse um den „Vogelmenschen“ scheinen gelüftet zu sein. Die Sitte, als Erster ein Ei der Rußseeschwalbe von der einige hundert Meter vorgelagerten Insel Motu Nui unbeschadet auf die Osterinsel zu bringen, ist neben einem Wettstreit der einzelnen Familienclans auch eine Art Initiationsritus für männliche Jugendliche.


Bemerkenswert ist auch zu beobachten, wie der Wert der Geschichte, der eigenen Kultur, der Sprache und damit auch die Erinnerung an die Religion der Vorfahren in der Gesellschaft der Osterinsel im Steigen begriffen ist. Hat man früher  die ab dem 5.Jahrhundert  n. Chr. entstandenen Steinfiguren  ab dem 17. Jahrhundert zerstört und Teile der Unterbauten für eigene Wohnhäuser verwendet, so ist  das heute ein großes Tabu. 1995 wurde die Osterinsel, Rapa Nui, von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Viele Gottesdienste

Für christliche Europäer ist es aber auch eine wertvolle Erfahrung, die heutige Bedeutung des christlichen Glaubens für die Menschen im ganzen südpazifischen Raum zu erspüren.  Dies war für die Studiengruppe  aus Wien besonders bei den gemeinsamen Gottesdiensten in den einzelnen Pfarren, so z.B. in der Paulus-Kirche in Wellington, der Hauptstadt Neuseelands, aber auch in einer Dorfkirche auf der französisch-polynesischen Insel Moorea, sowie in Chiles Hauptstadt Santiago möglich. Die Gruppe, mit ihrem Konzelebranten Prälat Dr. Schultes, wurde jeweils mit Applaus begrüßt und verabschiedet.

Karl-Richard Essmann


 

Kalter Juli, August

Die Osterinsel (spanisch Isla de Pascua, rapanui Rapa Nui) ist eine isoliert gelegene Insel im Südostpazifik, die politisch zu Chile gehört. Der Hauptort Hanga Roa ist 3526 Kilometer von der chilenischen Küste und 4251 Kilometer von Tahiti entfernt. Die Osterinsel hat eine Fläche von 162,5 Quadratkilometern.

 

Die Landschaft ist durch ihren vulkanischen Ursprung geprägt und besteht im Wesentlichen aus den drei erloschenen Vulkanen Rano Kao im Südwesten, Maunga Puakatiki auf der Poike-Halbinsel im Osten und Maunga Terevaka im Norden. Das Klima ist subtropisch warm, die Jahreszeiten sind gering ausgeprägt. Die kältesten Monate sind Juli und August, die wärmsten Jänner und Februar.

 

Seit 1995 ist die Osterinsel als Nationalpark Rapa Nui Teil des UNESCO-Welterbes.

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