In die aktuelle Debatte rund um die Pfarrer-Initiative und ihren „Aufruf zum Ungehorsam“ bringen sich nun auch immer mehr österreichische Theologen mit kritischen Anfragen und Einwürfen ein. Nach den Theologen Paul Zulehner und Michael Rosenberger haben nun auch der Wiener Dogmatik-Professor Jan-Heiner Tück und der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck, Jozef Niewiadomski, zu einer Deeskalation aufgerufen, um weiteren Schaden von der Kirche abzuwenden.
Der Innsbrucker Dogmatiker und Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät, Prof. Jozef Niewiadomski, ruft die Pfarrer-Initiative auf, „das Schlagwort des Ungehorsams aus der Diskussion zu nehmen, damit auch auf den Nimbus der Rebellen zu verzichten und so die medial verfestigte Frontenstellung aufzubrechen“.
Die Geschichte habe sich zu einem „medialen Topevent“ verselbständigt und dränge unter dem Druck der medialen Logik auf andauernde weitere „Eskalation“. So würden „sowohl die Pfarrer als auch die Bischöfe zu Geiseln in einem unlösbaren Dilemma“. Ein Weg der „kleinen Schritte“ werde allerdings „keine Schlagzeilen bringen“, meint Niewiadomski, doch: „Nicht die Schlagzeilen und mediale Präsenz sind in der Kirche das Entscheidende.“
Überrascht zeigt sich der Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück darüber, dass der Aufruf gerade in eine Zeit falle, in der sich etwa die Erzdiözese Wien mit der Initiative „Apostelgeschichte 2010“ auf einen Reformweg bis hinein in die Pfarrstrukturen begeben hat.
Konkret empfiehlt Tück zur Deeskalation drei Schritte: Die Pfarrer-Initiative müsse sich von „konkreten Akten des Ungehorsams“ distanzieren, „um die Grundlage für eine von Vertrauen geprägte Gesprächssituation mit der Kirchenleitung wiederherzustellen“; außerdem sei der Forderungskatalog „zu entflechten“ und zu sortieren; schließlich empfiehlt Tück einen „runden Tisch“, an dem neben Kardinal Christoph Schönborn und weiteren Vertretern der Bischofskonferenz sowie der Pfarrer-Initiative auch „bewährte Mitarbeiter aus der Pastoral sowie Repräsentanten der akademischen Theologie“ miteinander „unter Ausschluss der medialen Öffentlichkeit“ ins Gespräch kommen sollten.
kap