Markus Beranek: „Die Themen, die uns auf diözesaner Ebene, in den vorbereitenden Gesprächen und Wortmeldungen beschäftigt haben, sind angekommen und finden sich in diesem Papier wieder“
Markus Beranek: „Die Themen, die uns auf diözesaner Ebene, in den vorbereitenden Gesprächen und Wortmeldungen beschäftigt haben, sind angekommen und finden sich in diesem Papier wieder“
Der Wiener Pastoralamtsleiter findet die in der Diözese zur Sprache gekommen Themenfelder im jüngsten synodalen Arbeitspapier wieder und ortet Paradigmenwechsel im kirchlichen Selbstverständnis.
Ermutigt zeigt sich Dr. Markus Beranek vom gestern in Rom präsentierten Arbeitsdokument für die zweite Phase der Weltsynode. „Die Themen, die uns auf diözesaner Ebene, in den vorbereitenden Gesprächen und Wortmeldungen beschäftigt haben, sind angekommen und finden sich in diesem Papier wieder“, so der Wiener Pastoralamtsleiter, der sich davon eine neue Dynamik erhofft. Denn wer sich gehört fühle sei auch motiviert, sich noch mehr auf den Prozess des Hinhörens und des gemeinsamen Suchens einzulassen. Synode ist für ihn dabei weniger ein klar definierbarer oder rechtlich zu verankernde Institution als vielmehr „eine Haltung, die es einzuüben und auf Dauer zu praktizieren gilt: Es geht ums Erzählen, Hinhören und Unterscheiden. Im Weiteren braucht es dazu passende Strukturen und Formen der Ausbildung, um Menschen auch dazu zu befähigen“, so Beranek. Das Thema von Befähigung und Teilnahme, besonders auch von Frauen, sei eines der zentralen Themenfelder, die, wie das Dokument zeige, und Menschen weltweit bewegt.
Als Paradigmenwechsel im Kirchenbild deutet er das dem Dokument vorangestellte Zitat aus Jesaia54,2: „Mach den Raum deines Zeltes weit!“ Wenn die Kirche als Zelt gesehen werde, in dessen Mitte Gott wohnt und das möglichst weit offen sein soll, so sei dies ein Verständnis, das mit althergebrachten Bildern wie „Burg“ und „glorreicher befestigter Stadt“ wenig gemeinsam habe. Das Zeltheiligtum könne nur bestehen, wenn die sie haltenden Seile in Spannung seien. So gesehen ist Synodalität auch die positive Bejahung von Pluralität. In der Kirche selbst finde sich „eine plurale Welt wieder, was etwa in unterschiedlichen Sichtweisen zum Ausdruck komme, etwa beim Thema Ordination von Frauen, verschiedenen Zugängen zur Liturgie und anderem mehr“. Synodale Haltung bedeute in diesem Zusammenhang die Fähigkeit, dem anderen in seiner Andersartigkeit offen zu begegnen und Fremdes aushalten zu können. Diese gesunde Spannung hält, im Bild gesprochen, das Zelt aufrecht. Schließlich weist für Beranek das Bild vom Zelt auch auf die Mobilität hin. Wie das Evangelium, wie Kirche konkret gelebt wird, kann und wird sich notwendigerweise zu verschiedenen Zeiten und verschiedenen Orten unterscheiden.
Die synodale Haltung habe in der Erzdiözese Wien in manchen Aspekten schon eine gewisse Tradition. Die aktive Teilnahme an der Leitung sei in vielem Gemeinden bereits im Gange und entwickelt sich weiter. Das im Arbeitspapier erwähnte Miteinander in der Kirche, in der Ökumene zwischen unterschiedlichen Religionen ist in vielen Bereichen gelebte Praxis. Dennoch bleibe die Synodalität eine Herausforderung. Bewährte Strukturen müssten noch effizienter und durchlässiger werden, um Räume für Austausch und Begegnung zu schaffen. Die anziehende Kraft des Evangeliums gerade auch für junge Menschen erfahrbar werden zu lassen, sieht Beranek als eine der größten Herausforderungen für die Kirche in allen ihren Dimensionen.
Die aktuellen Dokumente zum synodalen Prozess in der Erzdiözese Wien finden Sie unter: apg.21.at