Vieles soll anders werden bei der Synodenversammlung im Oktober: Neben Bischöfen und Priestern haben jetzt auch Männer und Frauen ohne Weihe Stimmrecht. Was sich vorerst nicht ändert, ist die Kommunikation an die Medien. Hintergrundbericht von Severina Bartonitschek und Ludwig Ring-Eifel.
Im Verlauf der 2021 gestarteten Weltsynode der katholischen Kirche, die im Oktober in Rom in die erste von zwei Synodenversammlungen mündet, gab es immer wieder Momente ungewohnter Transparenz. Katholikinnen und Katholiken aus aller Welt durften ihre Ideen und Anliegen für das kommende Großereignis formulieren. In allen Erdteilen tagten Kontinentalversammlungen, manche Debattenbeiträge und Reden wurden gestreamt, Journalisten hatten - nach kirchlichen Maßstäben - vergleichsweise freien Zugang zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
So entstand, begleitet von einem gewissen Medieninteresse, ein Arbeitspapier mit Wünschen und Fragen, über die ab dem 4. Oktober im Vatikan gesprochen werden soll. Wichtig war dem Papst die Mitwirkung des gesamten "Volk Gottes", mit dem er sich aufmachen möchte in eine bessere Zukunft für die katholische Kirche.
Die Neuerungen und Öffnungen weckten Hoffnungen - auch auf eine andere Kommunikationsstrategie des Vatikans zu dem Ereignis. Mehr als 400 Synodenmitglieder und theologische Beraterinnen und Berater nehmen an der Versammlung teil. Der hohen Teilnehmerzahl entsprechend wird die Synode nicht in der kleinen Synodenaula, sondern in der großen Audienzhalle im Vatikan tagen. Und in dieser Halle ist viel Platz - auch für Wort- und Bildjournalisten. Ein Livestream von den Plenarversammlungen wäre technisch kein Problem.
Hoffnung weckte auch das Verhalten des Synodensekretariats, das sich im Vorfeld im Umgang mit Medien relativ mitteilsam und transparent zeigte. Doch je näher das zentrale Ereignis im Vatikan rückt, desto mehr wird der Einfluss der Kommunikationsbehörde des Heiligen Stuhls spürbar. Und diese Behörde bewegt sich - allen Kurienreformen zum Trotz - inhaltlich weiter an der mehr oder weniger langen Leine des vatikanischen Staatssekretariats.
Wie das Ringen zwischen Synodensekretariat, Kommunikationsdikasterium und Staatssekretariat um die finale Strategie ablief, können Vatikan-Insider nur ahnen. Das Ergebnis war, ganz ohne Zwischentöne, bei der letzten fliegenden Pressekonferenz des Papstes am Montag zu hören: Dessen Antwort auf die Frage nach möglichen Direktübertragungen aus der Synodenversammlung lautete schlicht "Nein". Die Synode sei nun mal kein Fernsehformat, erklärte der Pontifex.
Stattdessen sollen Kommunikationschef Paolo Ruffini und sein Stab täglich über die Ereignisse in der Audienzhalle berichten. Franziskus begründete das Vorgehen mit dem religiösen Charakter der Synode, die nun mal kein Parlament sei, und damit, dass ein geschützter Raum die Redefreiheit der Teilnehmenden fördere.
Hörbaren Unmut löste das unter den Vatikanjournalisten im Papstflieger aus. Aber auf Nachfrage reagierte Franziskus mit Unverständnis und erklärte einer mitreisenden US-amerikanischen Pressevertreterin, das sei doch schon "sehr offen, meine Liebe, sehr offen." Die zuständige Presseabteilung werde respektvoll mit den Reden aller umgehen und versuchen, ohne Geschwätz die Dinge über die Synodenfortschritte zu sagen, die für die Kirche konstruktiv sind.
Kurz darauf pflichtete der Inhalte-Koordinator der Synode, der Luxemburger Erzbischof Kardinal Jean-Claude Hollerich, dem Papst bei. Er sagte bei einem Treffen mit deutschsprachigen Medienbischöfen und deren Mitarbeitern aus mehreren europäischen Ländern in Luxemburg, die Synodenversammlung brauche "einen geschützten Raum von nicht-öffentlichen Beratungen". Es gebe keine vorgefertigten Beschlussvorlagen; die Synodalen müssten daher die Inhalte gemeinsam entwickeln, dafür brauche es freie Aussprachen.
Dass synodale Debatten unter direkter Medienbeobachtung ähnlich wie Debatten im Parlament mitunter an Schärfe gewinnen und damit einen breiten Konsens erschweren, war bei den Vollversammlungen des Reformprozesses "Synodaler Weg" der katholischen Kirche in Deutschland immer wieder zu beobachten. Ob der Vatikan deshalb aber zu einer komplett gelenkten Mitteilungsstrategie zurückkehren kann? Diese hat er zuerst beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) und danach bei den meisten Versammlungen der Weltbischofssynode über Jahrzehnte eingeübt, doch erscheint sie vielen Beobachtern nicht mehr zeitgemäß.
Letztlich, so die in diesen Tagen oft geäußerte Meinung unter den Vaticanisti, würde der Vatikan damit den Einfluss inoffizieller Kommunikationskanäle stärken. Eine vierwöchige Versammlung von mehr als 400 Menschen, aus der niemand etwas an befreundete Medienvertreter durchstößt oder über soziale Medien selbst durchsickern lässt, scheine im 21. Jahrhundert nur noch schwer vorstellbar.