Kardinal Schönborn nimmt als Mitglied des Synodenrates an der Versammlung teil. Der 78-jährige Wiener Erzbischof zählt unter den mehr als 360 stimmberechtigten Mitgliedern sicher zu jenen mit der größten Synodenerfahrung.
Kardinal Schönborn nimmt als Mitglied des Synodenrates an der Versammlung teil. Der 78-jährige Wiener Erzbischof zählt unter den mehr als 360 stimmberechtigten Mitgliedern sicher zu jenen mit der größten Synodenerfahrung.
Kardinal Schönborn im Interview mit den vatikanischen Medien: "Beteiligung der Laien bei Bischofssynode ist wichtig, um das Zuhören zu verbessern".
Kardinal Christoph Schönborn hat mit Blick auf die im Oktober im Vatikan anstehende Synodenversammlung das gegenseitige Zuhören betont. "Es geht darum, einander mit Respekt zuzuhören, sich gegenseitig willkommen zu heißen, zu einer Unterscheidung zu gelangen, zu verstehen, was Gottes Wille ist", erklärte der Wiener Erzbischof in einem Interview mit den vatikanischen Medien, das am Dienstag, 19. September 2023, veröffentlicht wurde.
Schönborn nimmt als Mitglied des Synodenrates an der Versammlung teil. Der 78-jährige Wiener Erzbischof zählt unter den mehr als 360 stimmberechtigten Mitgliedern sicher zu jenen mit der größten Synodenerfahrung: Er nimmt zum achten Mal in seiner mehr als drei Jahrzehnte langen Bischofszeit an einer Synodenversammlung in Rom teil. Erste Synodenerfahrungen machte Schönborn bereits 1985 als theologischer Berater während der damaligen Sondersynode zum 20-Jahr-Jubiläum des Konzilsendes.
Auf diese Synode nahm Schönborn auch im aktuellen Interview Bezug. Damals sei es vor allem um die Communio (Gemeinschaft) gegangen. "Communio als wesentliche Note der Kirche, als Merkmal des kirchlichen Lebens." Synodalität sei nun der Modus Operandi der kirchlichen Gemeinschaft, "die Teilhabe auch an Fragen und Entscheidungen der Leitung, an Aspekten des kirchlichen Lebens", so der Kardinal. "Die Synode über die Synodalität ist eine Synode über die Art und Weise, wie das Evangelium gelebt werden kann, wie gemäß dem Evangelium gelebt werden kann, eine Synode zur kirchlichen Gemeinschaft, dem gemeinsamen Weg des Gottesvolks, aller Glieder des Gottesvolks."
Die aktuelle Synode zur Synodalität sei deshalb ein "weiterer Schritt der Aufnahme des Zweiten Vatikanischen Konzils - die Communio und ihr Modus Operandi - die Synodalität." Zur Synodalität gehöre es eben auch, ihre Geschichte und die vorigen Gläubigen nicht zu vergessen.
Die Weltsynode zur Synodalität begann bereits 2021 mit Umfragen in den Ortskirchen auf aller Welt; die Ergebnisse wurden gesammelt und später folgten Kontinentalversammlungen, bei denen die Erfahrungen ausgetauscht und in internationalen Gruppen weiter beraten wurde. Der katholischen Kirche war es dabei Anliegen, nicht nur Gläubige einzubeziehen, sondern auch Menschen, die sich von der Kirche entfernt haben oder Andersgläubige, wie Kardinal Schönborn unterstrich: "Es ist auch wichtig, auf die Stimme derer zu hören, die sich entfernt haben, denn dieses Echo ermöglicht es uns, besser zu unterscheiden. Und dann auf die Stimme der Gläubigen zu hören, den sensus fidei."
Dieser sensus fidei sei nicht in Statistiken zu finden. "Wenn wir uns nicht die Arbeit machen, auf den sensus fidei zu hören, hören wir auch den Heiligen Geist nicht", so Schönborn, denn: "Was im sensus fidei des Gottesvolkes lebt, muss wahrgenommen werden, es ist ein Kernpunkt, das Herz des Glaubens der Kirche."
Bei der aktuellen Weltbischofssynode, die zu zwei Versammlungen von 4. bis 29. Oktober 2023 sowie im Oktober 2024 zusammenkommen wird, sind auch Laien stimmberechtigt, Männer wie Frauen, und zwar mehr, als je zuvor. Für Kardinal Schönborn ändert sich dadurch aber gar nicht so viel. Schon bei den Synoden der vergangenen 50 Jahre seien immer auch Laien dabei gewesen; als Experten und Hörer und Hörerinnen. Jetzt seien zum ersten Mal eine ganze Reihe von Laien Vollmitglieder der Synode. Es bleibe freilich kirchenrechtlich eine Bischofssynode, die Mehrheit der Teilnehmer seien nach wie vor Bischöfe, "denn die Synode ist traditionsgemäß in erster Linie ein Bischofstreffen". Aber, so der Kardinal, "die Beteiligung der Laien ist sicherlich wichtig, um das Zuhören zu verbessern".
Aus seinen zahlreichen Synoden-Teilnahmen erinnere er sich "an Beiträge von Männern und Frauen, Laien, unter den Experten, unter den Hörerinnen und Hörern, die einen tiefgreifenden Einfluss auf die Arbeit hatten". Diesmal werde ein weiterer Schritt getan, um diese Stimmen einzubeziehen. Auch Delegierte aus anderen Kirchen seien dabei, machte Schönborn aufmerksam: "Ich denke, das ist einfach eine Bereicherung."
Bei einer Synode gebe es freilich auch wichtige Abstimmungen, "aber auch diese Abstimmungen sind Ausdruck des sensus fidelium, auch der Erwartungen des Gottesvolkes, die letztlich dem Papst zur letztlichen Unterscheidung übermittelt werden".
Welche Rolle konkrete Forderungen zu geänderten Rollen von Frauen und Laien in der Kirche oder Änderungsvorschläge mit Blick auf die Moraltheologie bei der kommenden Synode spielen werden, müsse man abwarten, meinte der Kardinal: "Wir werden sehen. Was ich wahrgenommen habe, ist, dass die kontinentalen Synoden-Treffen und auch das Echo zahlreicher Bischofskonferenzen auf der ganzen Welt durchaus auf der Frage der Beteiligung der Laien am Leben der Kirche beharren. Dies ist bereits ein zentrales Thema des Zweiten Vatikanischen Konzils. Die Beteiligung der Laien ist im Herzen des Konzils, und es gibt da noch viel zu lernen und zu tun."
Schon Papst Johannes XXIII. (1958-63) habe gesagt, dass das Thema der Frauen im Leben der Kirche eine der großen Fragen, die sich in der ganzen Welt stelle. "Dieses Thema wird sicherlich präsent sein." Er sei jedoch ein wenig skeptisch, "dass die Liste der viel diskutierten Themen, insbesondere in der säkularisierten westlichen Welt, so zentral für die Weltkirche sind". Manchmal brauche es ein wenig mehr Unterscheidungsvermögen und auch Ehrlichkeit, um die Komplexität der Themen zu erkennen, so der Wiener Erzbischof: "In diesem Sinne bin ich zuversichtlich, dass die Synode eine schöne und gute Gelegenheit sein wird, gemeinsam über diese Themen nachzudenken".
Schönborn: "Der Papst hat uns die Methode des spirituellen Gesprächs gelehrt - und wir praktizieren das bereits mit gutem Ergebnis. Worum geht es da? Es geht darum, einander mit Respekt zuzuhören, sich gegenseitig willkommen zu heißen, zu einer Unterscheidung zu gelangen, zu verstehen, was Gottes Wille ist."
Der Kardinal betont im Interview mit den vatikanischen Medien immer wieder die von Papst Franziskus gewünschte Unterscheidungsfähigkeit, auf Italienisch "discernimento". Er erinnerte sich diesbezüglich auch an die Amazonien-Synode 2019 zurück. Damals habe der Papst mehrmals angemerkt, dass es ihm noch an Unterscheidungsvermögen fehle. - Gerade hinsichtlich der Unterscheidungsfähigkeit bedürfe es der Führungskunst des Papstes, aber auch die Synodenmitglieder seien gefragt. "Und so denke ich, dass wir bei diesem Zuhören eine starke Erfahrung von Kirchlichkeit machen werden."
Natürlich sei die Liste der Fragen und Themen lang, "und es wird viel Zeit für Diskussionen und den Austausch über dieses oder jenes Thema geben, aber immer in der Perspektive des Hörens auf den Geist", so Schönborn.