Franziskus in Schreiben: "Das Zentrum der christlichen Moral ist die Liebe".
Zur Halbzeit der Weltsynode im Vatikan hat Papst Franziskus eine Neuausrichtung der christlichen Morallehre gefordert. In einem am Sonntag veröffentlichten Päpstlichen Mahnschreiben betont er, die Liebe sei der eigentliche Kern der christlichen Botschaft, die Kirche müsse ihre Lehre danach ausrichten. Wörtlich schreibt der Papst: "Das Zentrum der christlichen Moral ist die Liebe (...) die Werke der Nächstenliebe sind der vollkommenste Ausdruck der inneren Gnade des Geistes. Am Ende zählt nur die Liebe." Die Synodenversammlung im Vatikan hat am 4. Oktober gestartet und dauert bis 29. Oktober an.
Die Kirche müsse sich in ihrer Verkündigung auf das Wesentliche konzentrieren, so der Papst. Zur Begründung schreibt er: "Nicht alles ist gleichermaßen zentral, denn es gibt eine Ordnung oder Hierarchie unter den Wahrheiten der Kirche, und das gilt sowohl für die Glaubensdogmen als auch für die gesamte Lehre der Kirche, einschließlich der Morallehre."
Anlass des am Sonntag veröffentlichen Schreibens ist der 150. Todestag der französischen Heiligen Therese von Lisieux (1873 - 1897). Sie hatte in ihren Schriften die überragende Bedeutung der Liebe für den christlichen Glauben betont. Das Schreiben des Papstes trägt nach einem Zitat der Heiligen den französischen Titel "C'est la confiance", der deutsche Titel lautet "Das Vertrauen".
An die Theologen und Ethiker in der Kirche richtet der Papst in dem Schreiben die Aufforderung: "Wir müssen diese geniale Einsicht Thereses noch erfassen und die theoretischen und praktischen, lehrmäßigen und pastoralen, persönlichen und gemeinschaftlichen Konsequenzen daraus ziehen. Dazu brauchen wir Kühnheit und innere Freiheit".
Die Weltsynode besteht aus mehr als 400 von den Ortskirchen entsandte sowie vom Papst benannte Bischöfe, Priester, Laien, Theologen und Ordensleute in Rom zusammen - 365 von ihnen mit offiziellem Stimmrecht. Erstmals bei einer Synode der katholischen Weltkirche haben Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester, unter ihnen auch Frauen, in größerem Umfang ein Mitsprache- und Stimmrecht - kirchenrechtlich bleibt es trotzdem eine Bischofssynode.
Aus Österreich sind Kardinal Christoph Schönborn (78) und der Bischofskonferenz-Vorsitzende Erzbischof Franz Lackner (67) Mitglieder der Synode. Im Kreis der eingeladenen -nicht-stimmberechtigten - Expertinnen und theologischen Beraterinnen ist die Pastoraltheologin Klara-Antonia Csiszar (42), die als Professorin für Pastoraltheologie an der Katholische Privat-Universität (KU) Linz sowie an der Babes-Bolyai-Universität im in Cluj-Napoca in Rumänien lehrt.