Eienen neuen ökumenischen Schwung erhofft sich der methodistische Geistliche Matthew A. Laferty von der Synode.
Eienen neuen ökumenischen Schwung erhofft sich der methodistische Geistliche Matthew A. Laferty von der Synode.
Die aktuelle Synode der katholischen Kirche eröffnet eine vielversprechende Ära für ökumenische Beziehungen, so Pastor Matthew A. Laferty, Direktor des Methodistischen Ökumenischen Büros in Rom.
Die laufende Bischofssynode im Vatikan eröffnet nach Ansicht von Pastor Matthew A. Laferty, dem Direktor des Methodistischen Ökumenischen Büros in Rom, eine vielversprechende neue Ära der Ökumene, ähnlich dem Aufbruch, den das II: Vatikanische Konzil eingeleitet hat. Er betont, dass heute unabhängig von ihrer Konfession alle Christen die gleichen Herausforderungen, Probleme und Chancen miteinander teilen. Gerade in Zeiten von Krieg und gesellschaftlichen Verwerfungen ist seiner Ansicht nach das gemeinsame Engagement der Kirchen für den Frieden besonders notwendig.
Die „Synodalität“ wird von einigen gefürchtet und von anderen mit unrealistischen Erwartungen beladen, da ihre Bedeutung sich erst langsam erschließt. Pastor Laferty hebt hervor, dass seine eigene Kirche, wie er es nennt, stark "parlamentarisch" strukturiert ist. Er bezweifelt jedoch, ob Mehrheitsentscheidungen bei wichtigen kirchlichen Angelegenheiten tatsächlich immer hilfreich sind. Die Erfahrung zeigt, dass dies oft zu weiteren Konflikten führt. Seiner Auffassung nach repräsentiert die Synodalität einen neuen Kommunikationsstil innerhalb der katholischen Kirche. Sie setzt auf reife Entscheidungen, die im Gebet, in Stille und im aufmerksamen Zuhören in größtmöglicher Einmütigkeit getroffen werden. Die Methode der Unterscheidung, wie sie bei der Synode praktiziert wird, betrachtet er als eine Stärke der katholischen Kirche, die er sich auch für seine eigene Gemeinschaft wünschen würde.
Pastor Laferty hält es gleichzeitig für unrealistisch, umwälzende Entscheidungen bei den großen "heißen Eisen" in der katholischen Kirche zu erwarten, weder auf dieser noch auf der Synode im kommenden Jahr. Er verweist darauf, dass solche Prozesse Zeit benötigen, um konkret spürbar zu werden. Dies sei in einer „Instagram-Gesellschaft“ natürlich schwer vermittelbar. Gleichzeitig beobachtet er bereits jetzt einen Paradigmenwechsel in der katholischen Kirche. Dieser zeigt sich darin, dass sie ihren Fokus von einer einseitigen Sorge um die innere Einheit hin zu Mission und Verkündigung verlagert. Ebenso bedeutend ist die Abkehr von einer paternalistischen und belehrenden Haltung zugunsten der Suche nach den Orten, an denen Christus bereits gegenwärtig und zu entdecken ist - eine neue Sicht auf Mission. Mit diesen „Orten“ meint er: Migranten, Einsame, die Menschen, die von niemandem gesehen werden, die Kollegen, Nachbarn, Freunde, die sich nicht einmal bewusst sind, dass ihnen Gott fehlt u.s.w. Die Wiederentdeckung der grundlegenden Bedeutung der Taufe als Bevollmächtigung zur aktiven Teilnahme am kirchlichen Leben und die Bedeutung der Ortskirche und ihrer Entscheidungskompetenz sind dabei weitere bedeutende Schritte.
Synodalität betont Laferty zufolge die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen innerhalb der Kirche und fördert die Sensibilität für die Unterschiede, vor allem die Ungleichzeitigkeit, in der weltweit größten christlichen Gemeinschaft. Trotz dieser Veränderungen bleibt das verbindende Amt des Papstes eine Stärke des Katholizismus, ohne das auch diese Synode nicht möglich wäre.
Die beschränkte Kommunikation nach außen, wie sie der Vatikan momentan praktiziert, stellt für Pastor Laferty ein spannendes Thema dar. In seiner eigenen Tradition wäre eine solche Betonung von Schweigen und Diskretion ein absolutes "No-Go". Dennoch erkennt er den Wert dieser Reserviertheit. Sie ermöglicht es den Teilnehmern offensichtlich frei zu sprechen und ihre Gedanken authentisch auszudrücken. Der Dialog im Heiligen Geist kann offenbar nur in einer gewissen Abgeschirmtheit effektiv stattfinden.
Abschließend ist Pastor Laferty der Überzeugung, dass die Synode zwar keine raschen Entscheidungen hervorbringen wird, aber das Potenzial besitzt, nicht nur die katholische Kirche zu verändern, sondern auch andere christliche Konfessionen in diesen Prozess einzubeziehen. Die Synode könnte den Beginn einer neuen Ära des ökumenischen Dialogs und der Einheit in Vielfalt markieren, wie es Papst Franziskus im Gleichnis der beiden Brüder oder des barmherzigen Vaters beschreibt. Beide Brüder, sowohl der Jüngere als auch der Ältere, müssen den Weg zur Umkehr zum Vater antreten. Wenn sich die christlichen Kirchen dessen bewusstwerden, ist die Einheit unter den Christen bei aller Vielfalt der Traditionen ein erreichbares Ziel.
Rev. Matthew A. Laferty stammt aus Ohio/USA. Er leitet das Methodistische Ökumenische Büro in Rom und fördert die Beziehungen des Weltmethodistenrats zur katholischen Kirche und zum Heiligen Stuhl. Er ist zudem Co-Sekretär der internationalen Methodistisch-Römisch-Katholischen Kommission. Von 2015-2020 war er Pastor in Wien-Fünfhaus und Repräsentant der United Methodist Church bei den Vereinten Nationen in Wien. Zuvor hatte er in Moskau ein Outreach-Zentrum geleitet und war Kaplan der Moskauer Protestantischen Gemeinde. Laferty ist seit 2006 Mitglied des Weltmethodistenrats und engagiert sich in verschiedenen internationalen Ausschüssen. Von 2020 bis 2021 war er Fellow des KAICIID International Dialogue Centre.