Metropolit Job, Vertreter des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel, zeigt sich beeindruckt von Papst Franziskus' Bemühungen, die Kommunikation in der katholischen Kirche auf allen Ebenen der Kirche zu erneuern. Von Georg Schimmerl aus Rom.
"Ich habe den Eindruck, Papst Franziskus möchte die Kommunikation in den Ortskirchen und auf Weltebene auf eine neue Ebene heben", so der griechisch-orthodoxe Metropolit Job (Getcha) von Pisidien, Vertreter des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel beim Weltkirchenrat. Der 49-Jährige wurde von Papst Franziskus als Beobachter zur XVI. Vollversammlung der Bischofssynode eingeladen und ist beeindruckt von der Arbeitsweise der Synode.
Bereits zu Beginn der Versammlung wurde er gebeten, die Praxis der Synode in der Orthodoxie zu erläutern. Dieser Beitrag wurde von einigen Medien als Kritik am Konzept der Synodalität missverstanden, was der Metropolit selbst nicht nachvollziehen kann. Er erklärt, dass innerhalb der Orthodoxie historisch bedingte Unterschiede in den synodalen Entscheidungsprozessen existieren, wobei Laien von jeher eine entscheidende Rolle spielen, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Er begrüßt die Bemühungen der katholischen Kirche, auf der aktuellen Bischofsversammlung ihre Entscheidungsstrukturen unter Einbeziehung des ganzen Volkes Gottes neu zu gestalten.
Metropolit Job bemerkt Parallelen zwischen dem Stil des "Gesprächs im Heiligen Geist," wie ihn die Synode praktiziert, und dem Prinzip der Einmütigkeit in seiner Kirche. In der ostkirchlichen Tradition wird ein Thema so lange behandelt bis ein eindeutiger Konsens erreicht ist. Dieser Vorgang ist weniger systematisch, was den Nachteil hat, dass Entscheidungen oft lange aufgeschoben werden.
Er betont, dass die Themen, die auf der aktuellen Synode diskutiert werden, auch die orthodoxe Kirche betreffen, wie die Vermittlung des Glaubens an die kommende Generation, Umweltschutz, Beitrag zum Frieden, Rolle der Frauen in der Kirche und pastorale Inklusion.
Metropolit Job sieht die Stärke der katholischen Kirche in ihrem klaren Einheitsprinzip, das im Papst verkörpert ist. Gleichzeitig ist gerade der Primat des Papstes das größte Problem im Dialog zwischen beiden Kirchen. Es fehle der Orthodoxie an einem Bewusstsein für die Einheit untereinander, da sich die einzelnen, unabhängigen Kirchen eher auf eine ethnozentrische oder nationale Identifikation von Glaube und Nation konzentrieren. Das traditionelle Konzept der harmonischen Beziehung zwischen Kirche und Staat in der Orthodoxie betrachtet er als veraltet. Diese Problematik zeige sich gerade in der Haltung der russisch-orthodoxen Kirche im Angriffskrieg auf die Ukraine.
Der Ökumenbeauftragte seiner Kirche betont, dass die Eucharistie der Ursprung und Ausgangspunkt aller synodalen Entscheidungsprozesse und kirchlichen Gemeinschaften ist. Dies zeigt sich in den Ostkirchen konkret an der Erwähnung der Namen aller Kirchenoberhäupter in der Liturgie. Auf der Bischofssynode in Rom stellt er ebenfalls den Vorrang der gemeinsamen Eucharistie und des Gebets fest. Dieser Ausgangspunkt macht die synodale Kirche zu einem Spiegelbild des dreifaltigen Gottes.
Metropolit Job hält fest, dass die orthodoxe und die katholische Glaubensgemeinschaft nicht nur eng miteinander verbunden sind, sondern faktisch eine große Kirche bilden. Dies muss jedoch in den Gemeinden und Gemeinschaften erst ankommen. Daher sieht er Papst Franziskus' Bemühungen, die Kirche in einem neuen Kommunikationsstil sowie durch Synodalität zu führen, auch als relevant für die Orthodoxie. Er glaubt, dass die theologische Grundlage für die Kircheneinheit bereits vorhanden ist und dass es nun darum geht, das gesamte Volk Gottes damit vertraut zu machen. Dabei ist er sich bewusst, dass dieser Weg besonders in den Ostkirchen noch steinig ist.
Für die Ökumene im Allgemeinen wünscht sich Metropolit Job ein neues Verständnis von Kircheneinheit, bei dem die vielfältigen Ausdrucksformen des Glaubens als Bereicherung und nicht als Hindernis betrachtet werden. Dies entspricht seiner Einschätzung nach dem Ansatz, der diese Woche vorläufig zu Ende gehenden römischen Bischofssynode, die die Einheit in Vielfalt fördert und die Pluralität als hohen Wert anerkennt.