Ortskirchen sollen erneut über Wege und Instrumente einer synodaleren Kirche und konkrete Formen missionarischen Engagements beraten. Eigene vom Synodensekretariat in Rom koordinierte weltkirchliche Arbeitsgruppen zu Themen wie Diakonat der Frau.
Das Generalsekretariat der Synode in Rom hat die nächsten Schritte im weltweiten Synodalen Prozess der katholischen Kirche bekannt gegeben. Vor der zweiten Versammlung der Weltsynode im Oktober 2024 im Vatikan sind demnach bis zum Frühjahr wieder die Ortskirchen am Zug. Auf Basis des Syntheseberichts der ersten Synodenversammlung sollen sie erneut über Wege und Instrumente einer synodaleren Kirche und konkrete Formen missionarischen Engagements beraten, heißt es in einem aktuellen Schreiben an Bischöfe weltweit. Die Ortskirchen sollen zudem jene Forderungen aus dem Synthesebericht sammeln, "die mit ihrer Situation am meisten übereinstimmen". Aus bis Mitte Mai von den Bischofskonferenzen erstellten Zusammenfassungen wird dann das Arbeitspapier für die zweite Synodenversammlung erstellt.
Zudem wird es parallel einen gesonderten Beratungsprozess zu theologischen und kirchenrechtlichen Grundsatzfragen geben. Einige der im bisherigen Synodenprozess aufgebrachte Themen, darunter Vorüberlegungen zur Reform des Kirchenrechts, der Priesterausbildung, der Stellung der Ordensleute sowie des Zugangs von Frauen zum Diakonat., sollen dabei in eigenen Expertengruppen beraten werden. "Es handelt sich um Fragen von großer Tragweite, von denen einige auf der Ebene der gesamten Kirche in Zusammenarbeit mit der Römischen Kurie behandelt werden müssen", hießt es in dem Schreiben des Synodensekretariats.
Diese Fragestellungen sollen in den kommenden Wochen dem Papst vorgelegt werden, der entscheidet, welche davon weiter zu verfolgen sind. "Zu den von ihm genannten Themen werden Expertengruppen aus allen Kontinenten einberufen, die unter Einbeziehung der zuständigen Dikasterien der Römischen Kurie in einer vom Generalsekretariat der Synode koordinierten kirchlichen Dynamik synodal arbeiten werden", so die Synodenverantwortlichen. Ein Fortschrittsbericht über diese Arbeit soll ebenfalls der Synodalversammlung im Oktober 2024 zur Beratung vorgelegt werden.
Die vier am Dienstag vom Vatikan veröffentlichten Seiten mit dem vom Synodenrat beschlossenen weiteren Plan für den weltweiten Prozess erhielten die Bischöfe zusammen mit einem einleitenden Schreiben der für die Organisation der Weltsynode zentral mitverantwortlichen Kardinäle Mario Grech und Jean-Claude Hollerich. Auch wenn der Zeitrahmen für die Arbeiten eng bemessen sei, gelte es, "den Weg mit Entschlossenheit wieder aufzunehmen", betonen die beiden Kardinäle.
"Wie können wir eine synodale und missionarische Kirche sein?": Das halten die Leitlinien als grundlegende Frage zur Fortsetzung des Prozesses und den weiteren Beratungen auf Ebene der Diözesen fest. Ziel sei es, Wege und Instrumente zu identifizieren, die zu beschreiten sind, um "die Originalität eines jeden Getauften und einer jeden Kirche in der einzigartigen Mission der Verkündigung des auferstandenen Herrn und seines Evangeliums in der heutigen Welt zu stärken". Es gehe also nicht darum, sich auf verfahrenstechnischer Verbesserungen zu beschränken, die die Strukturen der Kirche effizienter machen, heißt es in dem Schreiben, "sondern an den konkreten Formen des missionarischen Engagements zu arbeiten, zu dem wir berufen sind, in der einer synodalen Kirche eigenen Dynamik zwischen Einheit und Vielfalt".
Die Leitfrage soll auf zwei Ebenen behandelt werden. Erstens: "Wie kann auf der Ebene der Ortskirchen die differenzierte Mitverantwortung aller Glieder des Volkes Gottes für die Sendung gestärkt werden? Welche Beziehungsformen, Strukturen, Unterscheidungs- und Entscheidungsprozesse in Bezug auf die Sendung ermöglichen es, diese zu erkennen, zu gestalten und zu fördern? Welche Ämter und Mitwirkungsgremien können erneuert oder eingeführt werden, um diese Mitverantwortung besser zum Ausdruck zu bringen?" Zweitens verweisen die Leitlinien auf die Ebene der Beziehungen zwischen den Kirchen bzw. zum "Bischof von Rom", also dem Papst. Es stelle sich die Frage, wie diese Beziehungen "kreativ gestaltet werden können, um ein dynamisches Gleichgewicht zwischen der Dimension der Kirche als Ganzes und ihrer lokalen Verankerung zu finden".
Über die Art und Weise der neuerlichen Konsultationen können die Ortskirchen selbst entscheiden. In dem Text heißt es, sie sollten "die geeignetsten Initiativen fördern, um das ganze Volk Gottes einzubeziehen (Bildungsaktivitäten, theologische Vertiefungen, Feiern in einem synodalen Stil, Konsultationen an der Basis, Anhörung von Minderheiten und Gruppen, die in Armut und sozialer Marginalität leben, Räume, in denen kontroverse Themen behandelt werden können, usw.)".
Ausdrücklich halten die Leitlinien aber fest, dass es nicht darum gehe, "bei Null anzufangen oder den Prozess des Zuhörens und der Konsultation zu wiederholen, der die erste Phase kennzeichnete". In der nun anstehenden Phase sei es vielmehr wichtig, "zusätzlich zu den partizipativen Gremien auf Diözesanebene und dem bereits eingerichteten Synodalteam Personen und Gruppen einzubeziehen, die eine Vielfalt von Erfahrungen, Fähigkeiten, Charismen und Diensten innerhalb des Volkes Gottes zum Ausdruck bringen und deren Sichtweise bei der Konzentration auf das Wie besonders hilfreich ist". In diesem Zusammenhang werden unter anderem Theologen, Kirchenrechtler, aber Experten aus den Human- und Sozialwissenschaften zur Mitarbeit eingeladen.
Grundsätzlich ist jede Ortskirche aufgefordert, halten die Leitlinien fest, "sich auf die Aspekte zu konzentrieren, die es ihr ermöglichen, im Lichte ihrer eigenen Situation, ihres Charakters und ihrer Erfahrungen einen Beitrag zu leisten, indem sie bewährte Verfahren weitergibt, die sichtbare und konkrete Zeichen der Synodalität darstellen". Dem jeweiligen Diözesanbischof schreibt das Dokument eine "unersetzliche Rolle als Impulsgeber" zu: Es sei seine Aufgabe, die weitere Konsultation in seiner Diözese zu eröffnen und zu begleiten und dann ihre Ergebnisse zu bestätigen.
Die jeweiligen Bischofskonferenzen haben im Anschluss die Aufgabe, eine Zusammenfassung von maximal acht Seiten zu erstellen, die bis zum 15. Mai 2024 an das Generalsekretariat der Synode zu schicken ist. Auf Grundlage des so gesammelten Materials soll dann das neue Arbeitspapier ("Instrumentum laboris") für die zweite Versammlung der Weltsynode entworfen werden.
Auf freiwilliger Basis kann jede Ortskirche der Bischofskonferenz auch "ein kurzes Zeugnis über die geleistete Arbeit und die gemachten Erfahrungen (maximal zwei Seiten) übermitteln und eine bewährte Praxis mitteilen, die sie für wichtig hält, um eine missionarische synodale Dynamik zu entwickeln", halten die Leitlinien zudem fest. Daran sollen sich auch Orden, geistliche Gemeinschaften und Laienvereinigungen aktiv beteiligen. Diese Zeugnisse sollen dann direkt im Wortlaut an das Generalsekretariat der Synode gesendet werden und in Arbeit der Weltsynode einfließen.
Die mehrstufige Weltsynode der katholischen Kirche hatte Papst Franziskus vor zwei Jahren auf den Weg gebracht. Ihr offizieller Titel lautet "Synodalität - Gemeinschaft, Teilhabe, Sendung". Franziskus geht es insbesondere auch um das Einüben eines anderen Umgangsstils in der Kirche. Zuhören und aufeinander hören: auf diese Weise soll die Kirche besser erkennen, welchen Herausforderungen sie sich wie stellen muss. Mehrfach hat er betont, dass die Synode ein geistlicher Prozess sein müsse. Die zweite und abschließende Generalversammlung der Bischofssynode soll im Oktober 2024 im Vatikan stattfinden.