Zwischen Kardinalsernennungen und besinnlichem Gebet – ein bewegter Sonntag voller Überraschungen. Synodenblog von Georg Schimmerl.
Sonntagsruhe in Rom scheint Luxus zu sein. Nach dem feierlichen Gottesdienst in Santa Maria dell’Anima sehe ich über YouTube das Angelusgebet. Der Papst wirkt lebendig in seiner Auslegung des Sonntagsevangeliums. Er appelliert an die verschiedenen Kriegsparteien, lädt zum Fasten und zum Gebet am Montag ein und begrüßt eine Unzahl an anwesenden Gruppen. Als ich schon abschalten will, zieht er einen Zettel hervor: "Jetzt habe ich noch etwas anzukündigen..." und es wird spannend: Er verkündet die Ernennung von 21 neuen Kardinälen, manche Namen sind mir geläufig, die meisten verstehe ich kaum. Einer ist allerdings dabei, mit dem ich schon mehrere unterhaltsame Smalltalks geführt habe: Erzbischof László Német aus Belgrad. Ich suche seine Nummer und rufe ihn an. Offensichtlich bin ich unter den ersten Gratulanten. Der sonst so quirlige Erzbischof wirkt etwas irritiert. Er glaube es erst, wenn er es auf der Webseite des Vatikans liest. Aber einstweilen bedankt er sich für die Gratulation. Übrigens: Die Webseite des Vatikans lässt sich mit der Veröffentlichung Zeit. Kardinalsernennungen sind unter Franziskus absolute Chefsache. Und zumindest in der „sala stampa“ ist Sonntagsruhe…
Am Nachmittag mache ich mich auf den Weg zum Rosenkranzgebet mit dem Papst in Santa Maria Maggiore. Ich treffe den Utrechter Weihbischof Theodorus Hoogenboom und lerne eine Menge über reale Säkularisation und wie sie eine noch vor wenigen Generationen blühende Kirche zur gesellschaftlichen Randgruppe gemacht hat. Der größte Lerneffekt für mich: Der Bischof ist weder verbittert noch pessimistisch. Im Gegenteil: "Wir sind klein geworden, aber wir werden noch lange nicht irrelevant!"
Das Rosenkranzgebet in der Basilika vor der Ikone "Salus Populi Romani" ist gekennzeichnet von einer Mischung aus Einkehr und Bedrückung. Aber es tut gut, gemeinsam mit so vielen Menschen, die sich um ihren Bischof scharen, Sorgen und Hoffnungen zu teilen. Am Ausgang treffe ich Dominique Mathieu, den Erzbischof von Teheran-Isfahan. Auch er gehört zu den 21 neuernannten Kardinälen, aber das beschäftigt ihn scheinbar gar nicht so sehr. Seine Gedanken sind im Iran und bei der drohenden Ausweitung des Krieges im Mittleren Osten.
Der Sonntagabend bricht herein, und ich stehe etwas desperat auf der Via Cavour. Die Eindrücke waren doch etwas zu viel am Ende. Zum Glück finde ich einen Kollegen, mit dem ich den Tag bei einem Glas Wein und einer Bruschetta ausklingen lassen kann.
Zum Schluss also doch noch ein Geschmack von Sonntagsruhe…