Wiener Erzbischof: "Für mich ist die Erfahrung auf dieser Synode, meiner letzten, die: Die Kirche geht Richtung Süden".
Die Kirche geht durch große Prüfungen, aber sie ist auf dem Weg: Das hat der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn zum Ende der Weltsynode in einem "Radio Vatikan"-Interview betont. Dass die Kirche im Süden wachse, empfinde er als Trost, so der Kardinal, der im Jänner 80 Jahre alt wird und auf eine jahrzehntelange Erfahrung in römischen Bischofssynoden zurückblickt.
Schönborn, noch Mitglied des bisherigen Synodenrates, hob vor allem die verstärkte Präsenz der Vertreter aus dem "globalen Süden" hervor. Am Samstag (26. Oktober) findet der letzte Sitzungstag der Weltsynode statt. Im Verlauf des Tages wird ein Entwurf des finalen Textes vorgelesen und anschließend Punkt für Punkt abgestimmt.
"Für mich ist die Erfahrung auf dieser Synode, meiner letzten, die: Die Kirche geht Richtung Süden", sagte Schönborn. Diese Entwicklung in der südlichen Hemisphäre bezeichnete er als tröstend angesichts des "Schrumpfens" der Kirche in Europa und dem Westen.
Die katholische Kirche befinde sich trotz großer Herausforderungen weiterhin auf einem "gemeinsamen Weg", was das Wort "Synode" (synodos) wörtlich bedeute. Schönborn zeigte sich optimistisch: "Der Weg geht weiter, und die Kirche wächst. Die Kirche geht durch große Prüfungen, Verfolgungen, auch durch schmerzliche Erfahrungen wie den Missbrauchsskandal. Aber die Kirche ist auf dem Weg", so Schönborn abschließend. Er wird am 22. Jänner seinen 80. Geburtstag feiern.
Schönborn, der 1985 erstmals an einer Synode teilnahm, beschrieb die am Samstag zu Ende gehende Weltsynode als "eine Weiterentwicklung" der bisherigen Bischofssynoden durch die erweiterte Einbeziehung von Laien und Frauen. Die Synode sei jedoch kein Ersatz für ein ökumenisches Konzil, welches "etwas ganz Großes, Außergewöhnliches" sei und vielleicht nur alle 100 Jahre stattfinde.
Vom 2. bis 27. Oktober tagt im Vatikan die zweite und abschließende Vollversammlung der laufenden Weltsynode. Mit Gebeten und geistlichen Gesängen begann am Samstag (26. Oktober) der letzte Sitzungstag der Weltsynode im Vatikan. Die rund 360 Teilnehmer, darunter auch erstmals Frauen, dankten in Anwesenheit von Papst Franziskus für die vierwöchige Synodenerfahrung und beteten um ein gelungenes Abschlussdokument. Im Verlauf des Tages sollte ein Entwurf des finalen Textes vorgelesen und anschließend Punkt für Punkt abgestimmt werden. Nur die Abschnitte, denen mehr als zwei Drittel der Synodenteilnehmer zustimmen, gelten als Beschluss. Der beschlossene Text wird Papst Franziskus zur Entscheidung vorgelegt, der in der Regel ein nachsynodales Schreiben an die gesamte katholische Kirche verfasst.
An der Synodenversammlung nehmen 368 Männer und Frauen aus allen Kontinenten als stimmberechtigte Mitglieder teil. 96 von ihnen, also rund ein Viertel, sind keine Bischöfe, sondern Priester, Diakone, Ordensleute oder Laienchristinnen und Laienchristen. Aus Österreich sind Kardinal Christoph Schönborn und der Bischofskonferenz-Vorsitzende Erzbischof Franz Lackner Mitglieder. Klara-Antonia Csiszar, Pastoraltheologin und Dekanin der theologischen Fakultät der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz, gehört bei der Versammlung dem Kreis der rund 70 nicht-stimmberechtigten Expertinnen und Experten an.