Papst Franziskus gibt die beschlossenen Vorschläge der Bischofssynode direkt frei und verzichtet auf ein nachsynodales Lehrschreiben.
Der Papst wird im Anschluss an die Weltsynode kein gesondertes Lehrschreiben verfassen. Das teilte Franziskus bei der Abschlusssitzung der Versammlung am Samstagabend im Vatikan mit. Das von den Synodalen beschlossene Abschlussdokument solle direkt veröffentlicht werden. "Das, was wir angenommen haben, ist genug. Das Dokument enthält bereits sehr konkrete Hinweise, die eine Richtschnur für die Mission der Kirchen auf den verschiedenen Kontinenten und in den verschiedenen Kontexten sein können", so Franziskus. Welchen kirchenrechtlichen Status das Dokument hat, sagte Franziskus nicht. Zuvor war das Schlussdokument von der Synodalversammlung angenommen worden; es wird noch im Lauf des Samstagabends veröffentlicht.
"In dieser Zeit der Kriege müssen wir Zeugen des Friedens sein, auch indem wir lernen, dem Nebeneinander der Unterschiede eine echte Form zu geben", begründete der Papst den ungewöhnlichen Schritt. "Aus diesem Grund habe ich nicht vor, eine Apostolische Ermahnung zu erlassen."
Das Schlussdokument der Bischofssynode soll Vorschläge für eine synodalere Kirchenverfassung präsentieren. Es geht unter anderem um mehr Mitsprache für die kirchliche Basis, mehr Transparenz sowie Rechenschaftspflicht der Kirchenoberen. In den Beratungen der Synode wurde zuvor unter anderem kontrovers besprochen, welche Ämter Frauen künftig in der katholischen Kirche übernehmen können. Zu dieser - und weiteren Fragen - hatte Franziskus insgesamt zehn Studiengruppen bilden lassen, deren Ergebnisse im Sommer 2025 vorgestellt werden sollen.
Üblicherweise verfasst der Papst im Anschluss an eine Bischofssynode ein sogenanntes nachsynodales Schreiben. Darin entscheidet er allein über die Annahme der Vorschläge, die ihm von den Synodalen in ihrem Abschlussdokument vorgelegt wurden.
"Im Lichte dessen, was auf dem synodalen Weg herausgekommen ist, gibt es und wird es Entscheidungen geben, die getroffen werden müssen", erklärte Franziskus - ohne konkreter zu werden. Allerdings braucht es Geduld: "Bezüglich einiger Aspekte des kirchlichen Lebens, die in dem Dokument genannt werden, sowie bezüglich der Themen, die den zehn Studiengruppen' anvertraut wurden, damit sie mir Vorschläge unterbreiten, braucht es Zeit, um zu Entscheidungen zu gelangen, die die ganze Kirche miteinbeziehen. Ich werde also weiterhin auf die Bischöfe und die ihnen anvertrauten Kirchen hören."
Franziskus betonte, es gehe nicht darum, Entscheidungen auf unbestimmte Zeit zu verschieben: "Es ist das, was dem synodalen Stil entspricht, mit dem auch das Petrusamt ausgeübt werden muss: zuhören, versammeln, unterscheiden, entscheiden und bewerten... Es ist ein Stil, den wir gerade gemeinsam lernen, Stück für Stück."
Das katholische Kirchenoberhaupt betonte zudem, es sei seine Aufgabe, Eintracht zu bewahren und zu fördern - "die Harmonie, die der Heilige Geist weiterhin in der Kirche Gottes und in den Beziehungen zwischen den Kirchen verbreitet, trotz aller Mühen, Spannungen und Spaltungen, die ihren Weg bis zum vollen Offenbarwerden des Reiches Gottes kennzeichnen."
Mit stehenden Ovationen dankten die Teilnehmenden der letzten Synodalversammlung den Organisatoren, namentlich den Kardinälen Mario Grech und Jean-Claude Hollerich. Ein gesungenes Te Deum und der Segen des Papstes setzten den Schlusspunkt der Bischofssynode.
Vom 2. bis 27. Oktober tagt im Vatikan die zweite und abschließende Vollversammlung der laufenden Weltsynode. Mit Gebeten und geistlichen Gesängen begann am Samstag (26. Oktober) der letzte Sitzungstag der Weltsynode im Vatikan. Im Verlauf des Tages wurde ein Entwurf des finalen Textes vorgelesen und anschließend Punkt für Punkt abgestimmt.
An der Synodenversammlung nehmen 368 Männer und Frauen aus allen Kontinenten als stimmberechtigte Mitglieder teil. 96 von ihnen, also rund ein Viertel, sind keine Bischöfe, sondern Priester, Diakone, Ordensleute oder Laienchristinnen und Laienchristen. Aus Österreich sind Kardinal Christoph Schönborn und der Bischofskonferenz-Vorsitzende Erzbischof Franz Lackner Mitglieder. Klara-Antonia Csiszar, Pastoraltheologin und Dekanin der theologischen Fakultät der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz, gehört bei der Versammlung dem Kreis der rund 70 nicht-stimmberechtigten Expertinnen und Experten an.