Der erste Teil des zweijährigen synodalen Prozesses wird am 9. und 10. Oktober in Rom und am 17. Oktober in den Diözesen weltweit eröffnet. Vorsitzender der Bischofskonferenz, Erzbischof Lackner: Gläubige sollen sich an Synoden-Prozess beteiligen.
Für die am 9. Oktober beginnende zweijährige Weltsynode der Katholischen Kirche hat der Vatikan am Dienstag zwei wichtige Vorbereitungsdokumente veröffentlicht. Sie sollen in der ersten Phase des Projekts den Ortskirchen als Impulse und Leitfaden dienen. Mit dem weltweiten Prozess will der Papst die Katholische Kirche synodaler machen: Einzelne, Gruppen und Verantwortliche sollen stärker aufeinander hören und mehr Menschen beteiligt werden. Nur so könne sich die Kirche Herausforderungen stellen und die christliche Botschaft angemessener bezeugen.
Das vom Generalsekretariat der Bischofssynode veröffentlichte Vorbereitungsdokument trägt den Titel "Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung". Es skizziert den Kontext, in dem die Weltsynode stattfindet: Covid-19-Pandemie, soziale Ungleichheit, Missbrauchsskandale in der Kirche, Klimawandel, Migration. Zugleich beschreibt es den Stil des synodalen Prozesses. Statt um parlamentsartige Abstimmungen gehe es um sorgfältiges Aufeinander-Hören, mutige Visionen, Gebet, Besinnung, Austausch. Ziel sei, in der jeweiligen Situation den Willen Gottes zu erkennen. Als Appell zum "gemeinsamen Gehen" folge der Weg der Synodalität dem vom Zweiten Vatikanischen Konzil vorgeschlagenen "aggionamento".
"Synodalität als Form, als Stil und als Struktur der Kirche durchdeklinieren": Darauf sind laut Vatikan die Hauptziele der Weltsynode ausgerichtet. Sinn des Weges sei vor allem, "das Antlitz und die Gestalt einer synodalen Kirche zu entdecken, in der jeder etwas zu lernen hat: das gläubige Volk, das Bischofskollegium, der Bischof von Rom - jeder im Hinhören auf die anderen und alle im Hören auf den Heiligen Geist". Insbesondere dürften die Bischöfe auf dem synodalen Weg keine Angst haben, "der ihnen anvertrauten Herde zuzuhören", heißt es im Vorbereitungsdokument.
Begonnen wird damit ab 17. Oktober in den Teilkirchen und Diözesen der Weltkirche. Das Vorbereitungsdokument diene als Instrument, um die erste "Phase des Zuhörens und der Konsultation des Volkes Gottes in den Teilkirchen" im Zeitraum von Oktober 2021 bis April 2022 zu fördern. "Dies geschieht in der Hoffnung, die Ideen, die Energien und die Kreativität all derer voranzubringen, die auf diesem Weg teilnehmen", wird festgehalten. Leitlinien sind etwa ein Zuhören "ohne Vorurteile", das Wort zu ergreifen "mit Mut und Freiheit des Herzens", aber auch der Dialog mit der Kirche, der Gesellschaft und anderen christlichen Konfessionen.
Auf maximal zehn Seiten sollen die Diözesen die Ergebnisse der Überlegungen zusammenfassen und an das Synodensekretariat senden. "Wir erinnern daran, dass es nicht Zweck dieser Synode und daher auch nicht der Konsultation ist, Dokumente zu produzieren, sondern 'Träume aufkeimen zu lassen, Prophetien und Visionen zu wecken, Hoffnungen erblühen zu lassen, Vertrauen zu wecken, Wunden zu verbinden, Beziehungen zu knüpfen, eine Morgenröte der Hoffnung aufleben zu lassen, voneinander zu lernen und eine positive Vorstellungswelt zu schaffen, die den Verstand erleuchtet, das Herz erwärmt, neue Kraft zum Anpacken gibt'", heißt es abschließend in dem 25-seitigen Vorbereitungsdokument.
Ein parallel veröffentlichter Leitfaden, "Vademecum" genannt, gibt zudem Hinweise, wie Verantwortliche in Diözesen, Orden, geistlichen Gemeinschaften und Verbänden solche synodalen Treffen organisieren können. Der Leitfaden warnt vor Fallstricken und umreißt mögliche Themenfelder. In dem dazu gehörenden Fragenkatalog geht es eher um Verfahren und die Einstellung der Beteiligten als um detaillierte inhaltliche Themen.
Lackner: Gläubige sollen sich an Synoden-Prozess beteiligen
Unterstützung und Motivation für den im Oktober startenden weltweiten Konsultationsprozess der Katholischen Kirche kommt vom Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz: "Ich darf mich der Einladung des Papstes anschließen und alle Gläubigen in Österreich ermutigen, sich an diesem Prozess zu beteiligen. Jede und jeder ist wichtig und soll mit seinen Erfahrungen gehört werden." Das erklärte der Salzburger Erzbischof am Dienstag gegenüber Kathpress, kurz nachdem das Vorbereitungsdokument für die kommende Weltbischofssynode im Vatikan präsentiert worden war. Lackner ist innerhalb der Bischofskonferenz für den synodalen Prozess in Österreich verantwortlich und wird auch an der abschließenden Welt-Bischofssynode im Oktober 2023 im Vatikan teilnehmen.
Ausdrücklich werde im jetzt vorliegenden Vorbereitungsdokument darum gebeten, möglichst viele Menschen zu befragen und dabei gerade auch jene besonders in den Blick zu nehmen, die oft vergessen werden oder am Rand stehen, führte der Episkopats-Vorsitzende aus und hielt fest: "Die Dokumente lassen keinen Zweifel daran: Es geht dem Papst nicht um das Produzieren von Papier, sondern darum, das Bewusstsein zu stärken, dass alle Getauften in der Kirche einen gemeinsamen Weg miteinander gehen. Dies erlebbar zu machen und das synodale Prinzip in der Kirche langfristig zu stärken, ist das Ziel dieses Prozesses." "Redet offen, hört in Demut zu!": Dieses Wort des Papstes soll laut Lackner maßgeblich für den nun anstehenden Prozess sein.
Offizielle deutschsprachige Übersetzung des Vorbereitungsdokuments im Volltext abrufbar unter: http://www.synod.va/en/news/preparatory-document.html
Vademecum (in englischer Sprache) abrufbar unter http://www.synod.va/en/news/vademecum-for-the-synod-on-synodality.html