Beranek. "Wir als Kirche sollten verstärkt eine Haltung einüben, dass Menschen den Mut zum offenen Wort haben, gleichzeitig aber auch die Bereitschaft, einander achtsam zuzuhören."
Beranek. "Wir als Kirche sollten verstärkt eine Haltung einüben, dass Menschen den Mut zum offenen Wort haben, gleichzeitig aber auch die Bereitschaft, einander achtsam zuzuhören."
Markus Beranek im Interview: Beim synodalen Prozess geht es um eine Haltung, nicht um eine "Hausübung für Rom".
Papst Franziskus hat mit seiner Ankündigung einer Bischofssynode zum Thema „Synodalität“ im Herbst 2023 einen weltweiten Prozess angestoßen, der möglichst alle Katholikinnen und Katholiken beteiligen soll. Der aus dem Griechischen stammende Begriff „Synode“ bedeutet gemeinsamer Weg.
Dem Papst schwebt dabei eine neue Art der Kommunikation innerhalb der Kirche vor, so Dr. Markus Beranek im Interview. Es geht um das „freie Wort auf Augenhöhe“. Synodaler Prozess ist so verstanden allerdings weniger Diskussionsforum als eine neue Haltung. Spätestens mit den sich abzeichnenden Veränderungen im Windschatten der Coronakrise ist die Pluralität an Zugängen zu Fragen des Glaubens und der Glaubenspraxis unübersehbar geworden. Die Herausforderung des synodalen Prozesses besteht darin, ihn diese Wirklichkeit als Chance zu begreifen.
Papst Franziskus habe mit dem angestoßenen Prozess "eine große Vision", so Beranek. "Wir als Kirche sollten verstärkt eine Haltung einüben, dass Menschen den Mut zum offenen Wort haben, gleichzeitig aber auch die Bereitschaft, einander achtsam zuzuhören." Es sei aber ganz wesentlich, dass es ein Übungsweg sei. "Wir üben, was wir im Grunde schon da und dort erfolgreich tun oder wo noch Luft nach oben ist."
Damit verbunden ist, so der Wiener Pastoralamtsleiter die Einübung einer neuen Mentalität. Es geht nicht in erster Linie darum, zu überzeugen, recht zu haben oder Lieblingsideen durchzusetzen, sondern vom anderen zu lernen und miteinander den Plan Gottes für hier und heute zu finden.
Das Neue ist damit weniger das gemeinsame Gespräch an sich, sondern der Umgang mit anderen Zugängen, Ideen und Erfahrungen. Anlass und Rahmen dieses Vorstoßes, der letztlich vom Papst persönlich ausgeht ist dennoch die bevorstehende Bischofssynode.
Zu deren Vorbereitung wird ab sofort vom Pastoralamt ein „Handwerkzeug“ in Form von Fragebögen angeboten. Einer dient dazu, Gespräche auf verschiedenen Ebenen anzuregen und deren Ergebnisse einzufangen. (Fragebogen für Gruppen)
Selbstverständlich kann der Fragebogen auch von jeder/jedem einzelnen Gläubigen ausgefüllt werden. (Fragebogen für einzelne)
Anfang März wird ein Team von TheologInnen die Ergebnisse auswerten. Die Ergebnisse erhalten sowohl die Bischofskonferenz als auch der die Bischofssynode im Vatikan vorbereitende Rat.
Das klare Ziel des Prozesses sei die Bischofssynode in Rom 2023. Auf dem Weg dorthin lade Franziskus "ganz ausdrücklich" dazu ein, sich zu beteiligen, "etwa wenn er sagt: Wir können heute eigentlich nur Kirche sein, wenn wir das synodal sind, wenn wir achtsam im Gespräch bleiben und voneinander lernen". Für die Erzdiözese bedeute das, "nicht einfach eine Hausübung zu machen" und ein Papier in Rom abzuliefern, versicherte Beranek. Vielmehr wolle man alle einladen, den Synodalen Prozess auf allen Ebenen einzuüben und zu lernen, in einer neuen Haltung miteinander die plurale Wirklichkeit und ihre Herausforderungen in den Blick zu nehmen. "Wenn unsere Gespräche dazu beitragen, Synodalität vor Ort fruchtbarer zu leben, dann ist das gelungen", zeigte sich der Pastoralamtsleiter überzeugt.