Caritaspräsident Michael Landau machte sich in der Region Marsabit in Kenia persönlich einen Eindruck von der Dürrekatastrophe und dem Leben der Menschen in der Region, das ohne humanitäre Hilfe, auch aus Österreich, nicht möglich wäre.
Caritaspräsident Michael Landau machte sich in der Region Marsabit in Kenia persönlich einen Eindruck von der Dürrekatastrophe und dem Leben der Menschen in der Region, das ohne humanitäre Hilfe, auch aus Österreich, nicht möglich wäre.
Caritas-Präsident Landau auf Lokalaugenschein in Kenia.
Die Caritas schlägt Alarm: Ohne rasche wirksame Hilfe droht in Afrika eine Hungerkatastrophe ungeheuren Ausmaßes. Bis zu 20 Millionen Menschen sind akut vom Hungertod bedroht. Mit dieser Botschaft hat Caritas-Präsident Michael Landau einen Lokalaugenschein im Norden Kenias abgeschlossen. "Für die Menschen im Norden Kenias zeigt die Uhr nicht fünf Minuten vor Zwölf, sondern zwei Minuten vor Zwölf", so Landau wörtlich. Die Situation sei absolut dramatisch.
Landau besuchte gemeinsam mit Caritas-Auslandshilfechef Christoph Schweifer und österreichischen Journalisten die Region Marsabit im Norden Kenias. Sie gehört zu den von der Dürrekatastrophe am stärksten betroffenen Landkreisen. Kamele, Ziegen, Schafe der Nomaden die von der traditionellen Viehwirtschaft leben sind großteils verendet. In einer Akuthilfe-Aktion stellte die Caritas Österreich 300.000 Euro zur Verfügung. Damit werden Nahrungsmittelpakete und Wasserverteilungen finanziert. Darüber hinaus geht es auch um Bildungsmöglichkeiten für Kinder.
Betroffen von der aktuellen Hungerkrise sind die Länder Somalia, Äthiopien, Kenia, Südsudan, Uganda und Nigeria, in denen bereits 20 Millionen Menschen auf Lebensmittelhilfen angewiesen sind. Grund dafür sind extreme klimatische Ereignisse, wie ausbleibender Regen, der für Dürre sorgt, sowie bewaffnete Konflikte in der Region, wie etwa in Somalia, Südsudan oder im Norden Nigerias. Für die betroffenen Menschen war es aufgrund dieser Faktoren teilweise unmöglich, ihre Felder zu bestellen. Die Produktion von Nahrungsmitteln ist in einigen Teilen der Region fast zur Gänze zusammengebrochen. Die Folgen sind Hunger leidende Menschen, die sich mit einer trostlosen Realität konfrontiert sehen.
Allein die Zahlen für Kenia verdeutlichen das Ausmaß der Katastrophe: 2,6 Millionen Menschen haben demnach laut Caritas nicht genügend Nahrung, die Zahl könnte auf 4 Millionen steigen. 2,7 Millionen Menschen benötigen dringend sauberes Trinkwasser. 466.000 Kinder sind unterernährt. 70 bis 80 Prozent des Viehs sind im Norden des Landes bereits verendet.
Am 10. Februar 2017 hat die kenianische Regierung den nationalen Dürrenotstand ausgerufen, davon sind 23 der 47 Landkreise betroffen. In den beiden Regenzeiten im Jahr 2016 - März bis Mai und Oktober bis Dezember - hat es kaum geregnet. Auch in der aktuellen Regenzeit sind die Aussichten, vor allem für die nördlichen Regionen, problematisch. Am schwersten betroffen sind besonders verletzliche Personengruppen, wie alte Menschen, Kranke, schwangere und stillende Frauen sowie Kinder unter fünf Jahren.
"Es sind diejenigen, die den Klimawandel am Wenigsten mitverursacht haben, die am Meisten darunter leiden", so Caritas-Präsident Landau gegenüber den österreichischen Journalisten. Dabei erinnerte er auch an die Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus, wo der Papst deutlich mache, "dass unser Lebenswandel schon auch angefragt ist, hinsichtlich der Zukunftstauglichkeit dieser Welt insgesamt. Landau weiter: "Hunger ist kein Naturgesetz, sondern wir können den Hunger besiegen, wenn wir das wollen, ich halte es für einen ungeheuren Skandal, das Kinder im Jahr 2017 verhungern."
Man stehe, so der Caritaspräsident, an einer Weggabelung: "Wir haben vielleicht erstmals in der Geschichte die Mittel und die Möglichkeit, den Hunger zu besiegen, wenn wir das wollen". Dazu müsse jeder seinen Beitrag leisten. Mit wenige Mitteln sei vieles erreichbar. Eines sei aber klar: "Solange alle zehn Sekunden weltweit ein Kind an Hunger, oder den Folgen von Unterernährung stirbt, solange haben wir als Gesellschaft versagt".
Landau fordert "eine Globalisierung des Verantwortungsbewusstseins" ein und zwar im Weltmaßstab: "Unser Tun und Lassen, zeigt Wirkung auch in Afrika. Das beginnt etwas auf europäischer Ebene, wie wir unsere Handelsbeziehungen ausgestalten, so dass Bauern hier eine Chance haben."
Im Blick auf Österreich erneuerte Landau die Forderung nach der Verwirklichung der Entwicklungszusammenarbeit: "Wir würden unsere Arbeit schlecht machen, wenn wir nicht auf das seit Jahren vereinbarte Ziel von 0,7 Prozent des Brutttonationaleinkommens hinweisen, die für die Entwicklungszusammenarbeit verwendet werden sollen". Und Landau weiter: "Ich würde mir wünschen, dass der Fokus bei den schwächsten Ländern noch deutlich klarer wird, als er heute ist".
Landau wünschte sich eine "beschleunigte Aufstockung der Mittel der Austrian Development Agency (ADA). Mit dieser habe Österreich ein "gutes und wirksames Instrument, das sich bewährt". Und gerade die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit sei ein Feld, "in dem ein kleines Land Größe zeigen kann". Der österreichische Caritaspräsident begrüßt in dem Zusammenhang auch die Erhöhung des Auslandskatastrophenfonds in Österreich.
An die österreichische Bundesregierung sandte der Caritaspräsident den Appell, die EU-Ratspräsidentschaft 2018 zu nützen, um Afrika stärker in den Fokus zu nehmen. "Ich glaube, dass das eine Chance ist, gerade auch für ein Land, das letztlich keine belastete Geschichte auf diesem Kontinent hat", so Landau.
Infos: www.caritas.at/hunger
Caritas-Spendenkonto: IBAN: AT92 6000 0000 0770 0004, Kennwort: Hungerhilfe
In der kenianischen Region Marsabit im Norden des Landes leiden die Menschen unter einer lange anhaltenden Dürre. Hilfe ist dringend notwendig.
Caritas-Hungerkampagne:
www.caritas.at/hunger