Elema Wario blickt mit seinen 93 Jahren auf viel Erfahrung zurück. Für ihn steht fest, die Dürre von der seine Heimat im nordkenianischen Marsabit betroffen ist, hat ihre Ursache im Klimawandel.
Elema Wario blickt mit seinen 93 Jahren auf viel Erfahrung zurück. Für ihn steht fest, die Dürre von der seine Heimat im nordkenianischen Marsabit betroffen ist, hat ihre Ursache im Klimawandel.
Die Caritas Österreich unterstützt die von einer schweren Dürre geplagten Nomadenvölker im Norden Kenias.
Marsabit im Norden Kenias. 300.000 Menschen leben auf einer Fläche von 67.000 Quadratkilometern. Die Region ist die zweitgrößte des Landes. Ein buntes Bild zeigt die gleichnamige Hauptstadt. Aber am Land wirkt die Region oft wie eine Mondlandschaft. Staub, Basaltsteine, Schotterstraßen, die nur mit Jeeps befahrbar sind. Verendete Tiere, deren Skelette im Sand liegen, sind immer wieder zu sehen. Landwirtschaft ist kaum möglich. Hier leben traditionell die nomadischen Viehhirten.
Im Rahmen der Caritaskampagne 2017 gegen Hunger besucht Caritas-Präsident Michael Landau gemeinsam mit österreichischen Journalisten die Region, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Ihr Weg führt sie bei glühender Hitze in das Dorf Yaa Sharbana. 900 Menschen leben hier. Rundzelte, die mit Zweigen, Lederstücken und Plastiksäcken gegen den Wind von außen schützen, sind die Unterkunft der Nomaden.
Der 93-jährige Elema Wario ist hier der Dorfälteste. Das harte Leben hat sich tief in sein Gesicht eingegraben. Wario spricht Gabbra. Der 25-jährige Guyo, ein Mitarbeiter von PACIDA, einer Partnerorganisation der österreichischen Caritas, die hier Nothilfe mit Wasserversorgung leistet, übersetzt seine Ausführungen: "Seit zwei Jahren hat es hier nicht mehr geregnet, wir haben kein Wasser mehr und nichts zu essen, unsere Tiere sind zu schwach, viele sind bereits gestorben".
Seit rund vier Jahren gebe es hier keinen regelmäßigen Regen mehr, seit zwei Jahren hätten die Regenzeiten völlig ausgelassen, schildert Elema Wario. Gemeinsam mit den Männern des Dorfes hat er in einem aus Zweigen gebildeten Besprechungsplatz die Gäste aus Österreich empfangen. "Der Klimawandel ist schuld", bringt es Wario auf den Punkt.
Traditionell leben die Nomaden in Yaa Scharbana 15 Jahre an einem Ort um dann weiterzuziehen. Die Stammestradition untersagt es ihnen, in die nächste Stadt Balesa zu ziehen, die rund 30 Kilometer entfernt liegt. Zumindest aber war es bisher möglich, mit den Kamelen Wasser zu holen; aber die sind bereits tot. Die wenigen, die noch leben, sind zu schwach dafür.
Die Kamele waren früher auch die Einkommensquellen der Nomaden von Yaa Sharbana. Mit dem Verkauf der Tiere war es möglich, Wasserlieferungen durch Trucks zu finanzieren, das geht nun nicht mehr. Daher unterstützt die Organisation PACIDA (Pastoralist Community Initiative and Development Assistance) mit Nothilfemitteln der österreichischen Caritas die Menschen.
Raphael Thurn ist Nothilfekoordinator der Caritas und immer wieder in der Region. "Für die rund 150 Haushalte führen wir immer wieder Nahrungsmittelverteilungen durch und durch die Tatsache, dass es hier keine Brunnen gibt, stellen wir auch die Versorgung durch LKW`s mit Wassertanks zur Verfügung", berichtet er gegenüber "Kathpress". Damit sei wenigstens eine Minimalversorgung gesichert.
In Kenia haben derzeit rund 2,6 Millionen Menschen nicht genügend Nahrungsmittel und sind somit auf humanitäre Hilfe angewiesen. Diese Zahl steigt durch die anhaltende Dürre stetig an. Der Norden des Landes mit der Region Marsabit ist besonders stark von der Dürre betroffen. Am meisten leiden alte Menschen, Kranke, schwangere und stillende Frauen sowie Kinder unter fünf Jahren. Durch die sehr knappen Wasserressourcen ist die landwirtschaftliche Produktion eingebrochen. Laut Zahlen der Caritas Österreich liegt die landwirtschaftliche Produktion hier bis zu 70 Prozent unter dem 5-Jahres-Durchschnitt.
Dorfältester Wario, der in seinem Leben zehn Kinder zu versorgen hatte, hofft, dass kommende Generationen durch Bildung eine Chance auf eine bessere Zukunft bekommen. Derzeit sei das aber nicht möglich. Es gibt kein Einkommen für die Viehhirten und so können sie ihre Kinder auch nicht in die Schulinternate schicken. Auch das Weggehen in Städte ist schwierig, da die Menschen das Leben dort nicht kennen. "Wir sind aber bereit zu lernen", unterstreicht der 93-jährige.
Die österreichische Caritas unterstützt in ihrer Hilfe in Kenia zwei Schulprojekte für die Kinder der Nomadenvölker der Region Marsabit. In Kalacha gibt es die "Nomadic girl school", ein Schulbau mit angrenzendem Internat. Hier erhalten speziell Mädchen aus den Nomadenfamilien in Marsabit eine Grundschul- und weiterführende Bildung. Schuldirektor Sora Duba erklärt den Fokus auf den Mädchen: "Die meisten Schulen sind für Buben, die werden gefördert, Mädchen kaum, da sie früh heiraten, Kinder bekommen und dann mit dem Haushalt beschäftigt sind."
99 Prozent der Mädchen und Frauen waren früher Analphabeten. In der "Nomadic girl school" erhalten sie nun Unterricht in acht Klassenräumen. "Wir sind auch ein Schutzzentrum für die Mädchen, die oft Gewaltsituationen erfahren, darunter auch Genitalverstümmelung. Mädchen sind bei uns hier sicher", so Schuldirektor Duba.
Caritas-Präsident Landau trifft die 14-jährige Atho. Sie geht in die achte Klasse in der "Nomadic girl school". "Ich bin gut in der Schule, später möchte ich studieren und Ärztin werden um den Menschen hier zu helfen und meine Eltern zu unterstützen", erzählt sie dem Besucher aus Österreich.
Burgabo in Marsabit. Neben der einzigen asphaltierten Straße in der Region wurde von der Caritas Österreich ein Schulneubau mit 600.000 Euro finanziert. Die Schule umfasst acht Klassenräume, zwei Schlafsäle, einen Essenssaal und Wohneinheiten für Lehrer. 2016 wurde die Schule fertiggestellt.
Raphael Turn von der Caritas Österreich zu den Hintergründen: "Diese Schule ist eine echte Herzensangelegenheit, sie soll sich bewusst entwickeln, daher hat man erst mit den ersten beiden Klassen begonnen."
Die Eltern sind Nomaden, ziehen mit den verbliebenen Tieren umher, daher gibt es in Burgabo auch ein Internat. Die Wege der Nomaden ziehen an der Schule vorbei, daher können sie auch ab und zu ihre Kinder besuchen. Für diese ist die aus Österreich finanzierte Schule eine echte Chance für ihr künftiges Leben, bilanziert Michael Landau.
Infos: www.caritas.at/hunger
Caritas-Spendenkonto:
IBAN: AT92 6000 0000 0770 0004,
Kennwort: Hungerhilfe
Wassertrucks und Bildungsangebote helfen den Menschen im Norden Kenias. Spenden aus Österreich bei der Hungerkampagne der Caritas ermöglichen dies.
Caritas Hungerkampagne:
www.caritas.at/hunger