Wolfgang Wagner ist Professor für Fernerkundung am Department für Geodäsie und Geoinformation an der Technischen Universität Wien.
Wolfgang Wagner ist Professor für Fernerkundung am Department für Geodäsie und Geoinformation an der Technischen Universität Wien.
Welche Auswirkungen die weltweite Klimaveränderung auf Afrika hat, weiß der Wiener Geowissenschaftler Wolfgang Wagner.
"Es sind diejenigen, die den Klimawandel am wenigsten verursacht haben, die am meisten darunter leiden": Eine Erkenntnis, die Caritas-Präsident Michael Landau bei seinen Besuchen in Afrika in letzter Zeit immer wieder Sorge bereitet und zugleich verärgert. Denn: "Unser Tun und Lassen zeigt Wirkung auch in Afrika", zeigt sich Landau auch bei seinem aktuellen Besuch in Nordkenia überzeugt, wo wie in vielen Teilen Ostafrikas eine verheerende Hungerkatastrophe droht.
Die österreichische Caritas unterstützt im Rahmen ihrer aktuellen Hungerkampagne u.a. die Region Marsabit im Norden Kenias. In der Region so groß wie Österreich leben rund 300.000 Menschen. Prägend sind die Nomaden. Durch den zweimaligen Ausfall der Regenzeit herrscht allerdings große Dürre in der Region. "Sterben die Tiere, sterben auch die Menschen." Dieser Satz ist in Marsabit immer wieder zu hören. Und die meisten Tiere sind schon tot. Das Vieh der Nomaden - Kamele, Ziegen, Schafe und Kühe - verendet in der knochentrockenen Steppe.
Schlimme Dürreperioden hat es in Afrika immer wieder gegeben. Doch nehmen diese Naturkatastrophen zu? Ist der vom Mensch verantwortete Klimawandel schuld? Wolfgang Wagner ist Professor für Fernerkundung am Department für Geodäsie und Geoinformation an der Technischen Universität Wien. Sein Institut beschäftigt sich stark mit der Messung von Bodenfeuchtigkeit auch in Afrika. Er sagt zur Frage, ob die Bodenfeuchtigkeit etwas mit dem Klimawandel zu tun hat: "Die Bodenfeuchtigkeit ist eine Größe, die sich ständig ändert, daher ist es oft nicht einfach zu sagen, wie sich der Klimawandel direkt auswirkt. Es gibt andere Klimagrößen, wie zum Beispiel die Temperatur, oder die Höhe des Meeresspiegels, die verändern sich kontinuierlich. Da ist es relativ einfach zu sagen, das ist eine direkte Auswirkung des Klimawandels."
Bei der Bodenfeuchtigkeit sei das nicht so einfach, "weil man da sehr starke Variationen von Jahr zu Jahr hat". Mehrere Satelliten im Weltall messen mit Mikrowellen die Bodenfeuchtigkeit, schildert der Professor an der TU Wien. "Für Afrika ist das speziell deshalb wichtig, weil es lokal kaum Bodenmessstationen gibt".
In Österreich sei man gesegnet mit einem sehr ausgeglichenem Klima, so der Bodenexperte der TU Wien. Verlässliche und wiederkehrende Regenfälle zeichneten dafür verantwortlich. In Afrika sei das anders: "In Afrika gibt es sehr starke Schwankungen von Jahr zu Jahr und von Saison zu Saison. Wenn man dann speziell in 'aride' bzw. 'semiaride' Regionen geht, wo grundsätzlich wenig Regen fällt, ist es natürlich umso schlimmer, wenn Regen ausbleibt. Die lokale Bevölkerung kann vielleicht damit umgehen, dass einmal der Regen ausbleibt. Aber wenn mehrere Jahre hintereinander der Regen nicht verlässlich fällt, dann gibt es ein großes Problem."
Speziell in den semiariden Regionen, wo noch Landwirtschaft und Viehwirtschaft möglich sind, hängt man direkt vom Regen ab, so Wagner. Es gibt aber kaum Bewässerungsflächen und auch kaum die Möglichkeit Wasser zu sammeln. "Früher haben die Leute auch die Strategie gehabt, dass sie mit dem Regen mitgewandert sind. Die haben sich einfach an die lokale Situation angepasst. Je mehr die Bevölkerung wächst und je enger der Raum wird, umso weniger ist das möglich", schildert Wolfgang Wagner.
Das wissenschaftliche Team am Department für Geodäsie und Geoinformation an der TU Wien hat sich auch den Zusammenhang der Bodenfeuchtigkeit in Afrika mit dem sogenannten Phänomen des El Niño angesehen, das Auftreten ungewöhnlicher, nicht zyklischer, veränderter Strömungen im ozeanographisch-meteorologischen System. Wagner: "Man sieht, dass El Nino sehr starke Auswirkungen hat auf die Wetterextreme in Afrika. Das ist von Region zu Region unterschiedlich. Entweder, dass sehr viel mehr Wasser als üblich kommt, oder sehr viel weniger. Man hat dann sehr ausgeprägte Flutsituationen, oder auch längere Dürresituationen. Es ist das stärkste klimabezogene Signal, das wir in Afrika sehen."
Wagner erinnert sich in diesem Zusammenhang an einen Besuch in Äthiopien: "Ich habe einmal einen Regenfall im Hochland in Äthiopien erlebt, wo innerhalb kürzester Zeit intensive Regenmengen gefallen sind und der Boden weggeschwemmt worden ist".
Darüber hinaus trage freilich auch die Klimaerwärmung zu den Problemen bei: "Wenn es wärmer wird, dann verdunstet auch das Wasser schneller". Die Conclusio des Experten: "Wenn es nicht mehr Regen gibt in einer Region in Zukunft, der Regen gleicht bleibt oder weniger wird, dann wird diese Region immer arider und die Anfälligkeit für Trockenheiten wird immer stärker". Als letzte Konsequenz bedeute dies, das Menschen dort nicht mehr leben können.
Infos: www.caritas.at/hunger
Caritas-Spendenkonto: IBAN: AT92 6000 0000 0770 0004, Kennwort: Hungerhilfe)
Caritas Hungerkampagne:
www.caritas.at/hunger
Department für Geodäsie und Geoinformation an der Technischen Universität Wien: