Mütter warten mit ihren Kleinkindern auf die ärztliche Begutachtung im Gesundheitszentrum im Armenviertel Malweka in Kinshasa.
Mütter warten mit ihren Kleinkindern auf die ärztliche Begutachtung im Gesundheitszentrum im Armenviertel Malweka in Kinshasa.
Stärkung für Kleinkinder im Armenviertel Malweka der Hauptstadt Kinshasa. Die Caritas Österreich unterstützt Projekte für unterernährte Kinder in der Demokratischen Republik Kongo.
Im Vorfeld der diesjährigen Caritaskampagne „Hilfe ist größer als Hunger“ besuchten Caritaspräsident Michael Landau und Auslandshilfechef Christoph Schweifer gemeinsam mit einer österreichischen Journalistengruppe die Demokratische Republik Kongo. Die Caritas unterstützt in dem Land u.a. Gesundheitszentren für unterernährte Kinder in Vororten und Armenvierteln der Hauptstadt Kinshasa.
Die Demokratische Republik Kongo liegt in Zentralafrika und ist nach Algerien der zweitgrößte Staat Afrikas. Damit ist das Land 28-mal so groß wie Österreich und fast 80-mal so groß wie die Fläche der ehemaligen Kolonialmacht Belgien. 86 Millionen Menschen leben in dem Land.
Die Demokratische Republik Kongo befindet sich im UN-Index für menschliche Entwicklung auf Platz 176 (von 189 möglichen Plätzen). Dieser Index (Humanitarian Development Index) ermittelt auf Basis von Einkommen, Lebenserwartung und Bildungszahlen die Entwicklung eines Landes. Der Lebensstandard hat dramatische Auswirkungen auf die Bevölkerung. Als Beispiel die „Kindersterblichkeit“, die aufzeigt, dass von 1000 Lebendgeburten 91 Kinder ihre ersten fünf Lebensjahre nicht überleben. Im Gegensatz dazu liegt Österreich auf Platz 20.
Die Vereinten Nationen prognostizieren, dass sich die afrikanische Bevölkerung bis zum Jahr 2050 von derzeit 1,2 Milliarden auf 2,5 Milliarden Menschen verdoppeln und damit fast ein Viertel der Weltbevölkerung ausmachen wird. Für die Demokratische Republik Kongo wird ein starkes Bevölkerungswachstum prognostiziert, es liegt derzeit bei 3,3% jährlich. 2030 sollen hier 120 Millionen Menschen leben.
Weite Teile der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Schätzungen der Weltbank zufolge leben 77 Prozent der kongolesischen Bevölkerung von weniger als 2 US-Dollar pro Tag. 13,1 Millionen Menschen befinden sich in der Demokratischen Republik Kongo derzeit in einer sehr schwierigen Ernährungssituation („severe food insecurity“). Diese Schätzung ergibt sich aus dem IPC-Modell (Integrated Food Security Phase Classification), das die Ernährungssituation in einem Land in 5 Phasen einteilt. 13,1 Millionen Menschen in der DR Kongo befinden sich auf den Stufen drei und vier, die 5. Stufe ist die Hungersnot. Damit hat die Demokratische Republik Kongo (nach Yemen) die zweithöchste Zahl von akut ernährungsunsicheren Menschen weltweit, angetrieben von einem Anstieg der bewaffneten Konflikte. Von 2017 auf 2018 kam es nahezu zu einer Verdoppelung der Anzahl von akut ernährungsunsicheren Menschen im Land.
5,7 Millionen oder 42,6 Prozent Kinder unter fünf Jahren sind in der DR Kongo chronisch unterernährt. 1,1 Millionen Kinder sind akut unterernährt. Dazu kommt die sehr schlechte medizinische Lage. Ein öffentliches Gesundheitssystem ist kaum existent. Beispielsweise gibt es nur eine Arztpraxis pro 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner, in anderen Staaten ist dieser Wert teilweise 40-mal so hoch. Nur 41,8 Prozent der kongolesischen Gesamtbevölkerung haben Zugang zu sauberem Trinkwasser. Und 19,7 Prozent der Gesamtbevölkerung haben Zugang zu Sanitäranlagen. Durch diese Missstände und den dadurch hervorgerufenen Mangel an Hygiene treten häufig verschiedene Durchfallerkrankungen auf. Andere weit verbreitete Infektionskrankheiten sind Typhus und Hepatitis A.
Weiterhin herrscht ganzjährig ein sehr hohes Malariarisiko im gesamten Land. Täglich sterben über 400 Kinder in der DR Kongo, fast die Hälfte davon an Folgen von Malaria. Eine weitere Krankheit, mit der die demokratische Republik Kongo zu kämpfen hat, ist das Ebola Virus. Seit der Entdeckung im Jahr 1976 brach das Virus bereits neunmal aus. Erst im Sommer 2018 hatte die kongolesische Regierung nach rascher und gut koordinierter Hilfe einen Ausbruch für beendet erklärt. Doch nun ist das tödliche Virus wieder zurück. Die Anzahl der an Ebola erkrankten Menschen steigt. Und mehr als 30.000 Menschen sind von Cholera betroffen. Im Jahr 2018 starben 966 Menschen an den Folgen der Cholera-Erkrankung.
Der Straßentrubel zum laufenden Afrikacup in Ägypten versammelt die Massen an den Einfallsstraßen von Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, beim Public-Viewing. Die Hoffnung auf Erfolge der „Leoparden“, so wird das Fußballnationalteam in der Demokratischen Republik Kongo genannt, vereint die Nation. Im Armenviertel Malweka ist die Stimmung hingegen trist. Hier leben 30.000 Menschen, die meisten in einfachen Baracken und Wellblechhütten. Die Menschen betreiben kleine Stände, an denen sie Maniok, Erdnüsse, Papaya und Bananen verkaufen. Kunden gibt es wenige. Weit mehr Trubel herrscht es im Innenhof des Gesundheitszentrums.
In einem Warteraum mit Holzbänken sitzen die Mütter mit ihren Kindern. Die Kleinen schreien, der Hunger schwächt sie, sie leiden sichtlich. Mitarbeiter des Zentrums gehen in das Viertel und identifizieren jene Kinder, die Hilfe dringend benötigen. Dr. René Suenge Kusolinga vom medizinischen Büro der Diözese Kinshasa erläutert, wie man mit einfachen Hilfsmitteln Unterernährung feststellt: „Mit einem Maßband wird der Oberarmumfang gemessen. Wenn ein Kind einen Oberarmumfang von weniger als 12,5 Zentimeter im Alter von sechs bis neun Monaten hat, wird der Mutter empfohlen, es hierher zu bringen. Andere Anzeichen sind Ödeme der Kinder.“ Kommen die Mütter zur Beratung wird neben dem Oberarmumfang auch die Größe des Kindes gemessen. „Mit einer Tabelle, die von der Weltgesundheitsorganisation entwickelt wurde, erkennen wir, ob sich das Kind normal entwickelt oder nicht. Wenn die Unterernährung bestätigt ist, kümmert sich eine Krankenschwester oder ein Pfleger um das Kind“, so Kusolinga.
Für schwere Fälle von unternährten Kindern gibt es auch zehn stationäre Plätze in Malweka. Diese sind immer belegt. „Unser Ziel ist nicht, die Kinder hier zu behalten, sondern nur wenn es notwendig ist. Dann erhalten sie hauptsächlich Milch bis der Stoffwechsel funktioniert. Diese Internierung hat das Ziel das Kind zu stabilisieren“, berichtet Dr. Kusolinga.
Daneben erhalten Mütter Ernährungsberatung, denn schon mit wenig Geld kann nahrhaftes Essen gekocht werden. „Den Kindern fehlen Proteine, wir zeigen den Müttern, dass diese in Raupen, Fisch und auch Erdnüsse enthalten sind“, so Kusolinga.
Würden die unterernährten Kinder nicht gestärkt, dann wären sie anfällig für Anämie, Infektionskrankheiten, sie würden hohes Fieber durch Malaria nicht überleben, wären anfällig für Durchfallerkrankungen und hätten Nachteile im Wachstum sowie in ihrer intellektuellen Entwicklung.
Kinder erhalten daher im Krankenhaus Lukunga im Armenviertel Malweka, ebenso wie in drei weiteren Ernährungszentren in Kinshasa, einen besonders nahrhaften Brei aus Öl, Zucker, Erdnüssen oder Soja. Schwer unterernährte Kinder werden etwa eine Woche lang stationär betreut und müssen nach ihrer Genesung mindestens drei Monate lang jede Woche zur Nachuntersuchung in das Zentrum kommen. 600 unterernährte Kinder werden hier jährlich mit Maisbrei „aufgepäppelt“.
Seit 2004 unterstützt die Caritas Auslandshilfe Österreich das Gesundheitszentrum der Don Bosco Schwestern in Kinshasa. Die Menschen leben hier ohne Strom und Wasserversorgung und können sich bei Krankheiten oder akuter Unterernährung kaum einen Arztbesuch oder Medikamente leisten.
Eine der Mütter, die mit ihrem Kind ins Gesundheitszentrum gekommen ist, ist die 32-jährige Sandrine. Ihre kleine 15-monate alte Tochter Escolastrine hat heute noch nichts zu Essen bekommen. Die Familie hat kein Geld. Ihr Mann schlägt sich mit Gelegenheitsarbeiten durch, doch derzeit findet er keine Beschäftigung. Die Familie, zu der noch die 5 Jahre alte Estelle gehört, lebt mit einer Großmutter zusammen. Sandrines Eltern sind verstorben, als sie selber noch ein Kind war. Sie schildert zu den prekären Lebensumständen: „Wir haben 50 US-Dollar pro Monat zur Verfügung. Unsere Zweizimmerwohnung kostet 30 US-Dollar, da bleibt kaum etwas für das Essen über. Mein Mann und ich verzichten dann darauf, damit wenigstens Estelle etwas zu essen hat, mit Escolastrine komme ich ins Gesundheitszentrum für den Maisbrei.“
In der Krankenstation des Gesundheitszentrums in Malweka sind zehn Frauen mit ihren Kindern. Sie sitzen auf den Betten, die Moskitonetze sind zusammengelegt. Schwester Audrey kümmert sich um die Frauen, eine davon ist die 29-jährige Fatty. Sie ist mit dem acht Monate alten Lutula hier. Er hat seit sieben Tagen starken Durchfall, wiegt nur 4,7 Kilogramm, obwohl er 6,5 Kilogramm haben sollte. Schwester Audrey schildert: „Er verliert auch Haut, das ist eine Folge der Unterernährung.“ Nun bekommt er Medizin und den stärkenden Maisbrei. Audrey sagt, es wird ein Monat brauchen, bis er wieder gesund ist. Der Vater der Kinder kümmert sich zu Hause um die beiden weiteren Kinder im Alter von sieben und neun Jahren. Fatty hat eine Lehre zur Schneiderin absolviert, hatte aber kein Geld, diese abzuschließen. Die Familie hat derzeit kein Einkommen, umso wichtiger ist die Hilfe im Gesundheitszentrum Malweka.
Im Gesundheitszentrum im Armenviertel der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa erhalten die Mütter und ihre Kinder Unterstützung.
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