"Christen in Not" appelliert an Minister Schallenberg, Einfluss für christliche Minderheit geltend zu machen. Jüngste Übergriffe in Jaranwala stellen "entsetzlichen Höhepunkt" dessen dar, was seit Jahren in Pakistan geschehe: "Jetzt ist es genug".
Die jüngsten Übergriffe gegen Christinnen und Christen in Pakistan sind nun Anlass für einen Appell der überkonfessionellen NGO "Christen in Not" an Außenminister Alexander Schallenberg. In einem am Montag, am Tag vor dem Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer von religiös motivierter Gewalt (22. August) veröffentlichten offenen Brief wird Österreichs Chefdiplomat ersucht, alles in seiner Macht Stehende zu tun, "um den Opfern dieser Hetzjagd auf Christen beizustehen und die pakistanische Regierung dabei zu unterstützen, mit Justiz und im Bildungssystem die Weichen für ein friedliches Zusammenleben der Religionen in Pakistan zu stellen".
Anlass für das Schreiben an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten waren die jüngsten Übergriffe in Jaranwala, die "einen entsetzlichen Höhepunkt" dessen darstellten, was seit Jahren in Pakistan geschehe: Nahe der Großstadt Faisalabad im Nordosten des Landes stürmten nach Angaben von "Christen in Not"-Generalsekretär Elmar Kuhn rund 7.000 Muslime - angestachelt vom Führer einer fundamentalistischen Partei und von lokalen muslimischen Führern - das christliche Viertel der Stadt. Ein Mob meist junger muslimischer Männer habe 21 Kirchen niedergebrannt, christliche Häuser zerstört und den christlichen Friedhof geschändet. Zeugen hätten von Mordaufrufen in Moscheen berichtet, Christen seien aus Angst vor Häschern in die umgebenden Felder und Wälder geflohen und würden dort die Nächte ungeschützt im Freien verbringen.
Die Polizei habe auf all das "träge" reagiert, beklagte Kuhn. Die Politiker gäben "nutzlose Beschwichtigungen" von sich, ohne dass sich etwas ändere. "Jetzt ist es genug"; "es ist Zeit zu handeln!", hieß es in dem offenen Brief. "Christen in Not" ersuchte Schallenberg, die guten Beziehungen Österreichs zu Pakistan zu nutzen, um "echte Reformen einzufordern und zu unterstützen". Der dortige Teufelskreis der Instrumentalisierung einer Religion zur Verfolgung von Christen und Hindus könne nur durchbrochen werden, wenn die Schuldigen gefunden und vor Gericht gestellt werden.
Pakistans Justiz habe sich in dieser Hinsicht auch immer wieder in der Vergangenheit bewährt, anerkannte Kuhn. Und auch in Pakistan gebe es verantwortungsvolle Politiker, die keine Hetzjagden auf Christen oder andere Minderheiten billigen. "Christen in Not" stimme dem ehemalige Premierminister Shehbaz Sharif zu, der darauf hingewiesen habe, dass die Christen des Landes Blut vergossen und für die Gründung Pakistans gestimmt hätten und "ihre Opfer nicht umsonst gewesen sein dürften".
Die österreichische Hilfe beim Erhalt einer unabhängigen Justiz und bei der Ausbildung der Anwälte und Richter solle ergänzt werden durch Bildung, so "Christen in Not". "Um ein friedliches Zusammenleben der Religionen und Kulturen zu erreichen, muss nach den Worten von Generalsekretär Kuhn in Pakistan alles darangesetzt werden, bereits in der Schulbildung für Toleranz und gegenseitigen Respekt einzutreten. "Wir setzen unser höchstes Vertrauen in die Verfassungsorgane der Islamischen Republik und ersuchen Sie, Dr. Schallenberg, Pakistans bei der schnellen und umfassenden Verbesserung des primären Bildungssystems zu unterstützen."
Mit ihren eigenen Programmen der "Ärzte auf Rädern" gebe die Menschenrechtsorganisation eine "christliche Antwort der Liebe auf den Hass", wies Kuhn hin. Inmitten der christlich-feindlichen Gewalt im Punjab setze das St. Elizabeth Hospital Hyderabad mithilfe von Spenden aus Österreich seine Versorgung der verarmten Landbevölkerung durch sein mobiles medizinisches Hilfsprogramm fort, ohne zwischen muslimischen, hinduistischen und christlichen Patienten zu unterscheiden.