Luis Rafael Sako ist Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche mit Sitz in Bagdad.
Luis Rafael Sako ist Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche mit Sitz in Bagdad.
Chaldäisch-katholischer Patriarch Mar Louis Raphael Sako äußert sich neuerlich ablehnend im Hinblick auf die Bildung christlicher Milizen.
Im Kampf gegen die IS-Terroristen im Irak ist Einheit notwendig, nicht die Bildung christlicher Milizen. Dies hat der chaldäisch-katholische Patriarch Mar Louis Raphael Sako in einem Gespräch mit "Radio Vatikan" am Donnerstag, 24. März 2016 betont. Die Bestrebungen zur Bildung christlicher Milizen bereiten ihm Sorge, bereits als die ersten Meldungen darüber auftauchten, äußerte sich der Patriarch negativ.
Im Interview mit "Radio Vatikan" sagte der Patriarch: "Viele Leute haben uns geschrieben und gefragt, ob die Kirche diese Milizen unterstützt oder mit ihnen zu tun hat. Nun: Für uns ist das eine Gefahr, eine christliche Miliz aufzustellen. Sie sind nicht gut ausgebildet und ohnehin nicht dazu in der Lage, Mosul oder die Ninive-Ebene zu befreien. Es ist besser, in die irakische oder die kurdische Armee einzutreten. Die Christen sind irakische Bürger und haben das Recht, zur Armee zu gehen, aber nicht, eine eigene Armee zu gründen. Und als Christen sollten wir nicht eine besondere Zielscheibe sein für all den Radikalismus, den es hier gibt. Das ist eine reale Gefahr".
Die christlichen Milizen seien paramilitärische Gruppen von etwa 50 oder 100 Kämpfern, so Mar Louis Raphael Sako: "Das ist keine Armee, sondern ein Bataillon, ausschließlich aus Christen, und genau das ist die Gefahr: Denn die anderen akzeptieren nicht eine rein christliche Kampfeinheit, die Muslime tötet, auch wenn das Extremisten sind. Das sind hier andere Gegebenheiten als im Westen". Der Patriarch erinnerte daran, dass vor 20 Jahren Saddam Hussein eine christliche Miliz gebildet hatte - mit dem Ergebnis, dass fast alle ihre Angehörigen getötet wurden.
Die derzeitige Lage der Christen im Irak vor dem Osterfest bezeichnete Mar Louis Raphael Sako im Gespräch mit "Radio Vatikan" als "sehr fragil":"In Bagdad kann man das Haus und die Stadt nicht verlassen, die Straßen sind gesperrt. Es gibt keinen konkreten Fortschritt, keine Handlungen, nur Reden und Erklärungen. Auch die Wirtschaft steht bei Null. So kann man schlecht gegen die 'Daesh' (IS)-Terroristen' vorgehen. Die Leute sind enttäuscht. Für uns Christen, die wir auf Ostern zugehen, ist es besonders schwierig. Als ich unlängst zur Kathedrale aufgebrochen bin, habe ich die Straßen gesperrt vorgefunden, ich musste unverrichteter Dinge umkehren".
Das Gesamtbild sehe düster aus, so Mar Louis Raphael Sako: Immer noch seien Teile des Irak (vor allem Mosul und die Ninive-Ebene) von IS-Terroristen besetzt. In der Regierung gebe es einen Konflikt zwischen den Gruppen der Koalition, "es wird gestritten um Geld und Macht". Fazit des Patriarchen: "Die Leute sehen keinen Silberstreif am Horizont".
In einer Botschaft an die Belgische Bischofskonferenz hatte Mar Louis Raphael Sako bereits am Mittwoch sein inniges Beileid und seine Nähe im Hinblick auf die Opfer der Terrorattentate in Brüssel zum Ausdruck gebracht. In der Botschaft, die auch von der Website "Bagdadhope" veröffentlicht wurde, brachte der Patriarch den Abscheu über die "barbarischen Attacken" zum Ausdruck, die Brüssel, "das Herz Belgiens und das Zentrum der Europäischen Union", getroffen haben. Die Solidarität der chaldäischen Katholiken gelte dem trauernden belgischen Volk. In der Botschaft an die Belgische Bischofskonferenz schrieb Mar Louis Raphael Sako wörtlich: "Wir beten für euer Land und eure Leute, für die Familien der Opfer und die Genesung der Verletzten - in der Hoffnung, dass dieser Schock die Gewissen aufweckt und sich alle Menschen guten Willens vereinen, um alles zu tun, damit die Geißel des Terrorismus verschwindet, die den Frieden der Welt bedroht".
Die chaldäisch-katholische Kirche und ihr Patriarch fühlen sich im Hinblick auf den Solidaritätsbesuch von drei belgischen Bischöfen im Irak im September des Vorjahrs besonders verbunden mit dem Episkopat Belgiens.
Radio Vatikan:
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