Schwerpunkt der Reise von Kardinal Schönborn in den Irak ist der Besuch von Flüchtlingscamps und weiteren kirchlichen Hilfsprojekten für Flüchtlinge.
Schwerpunkt der Reise von Kardinal Schönborn in den Irak ist der Besuch von Flüchtlingscamps und weiteren kirchlichen Hilfsprojekten für Flüchtlinge.
Solidaritätsbesuch des Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz bei irakischen Christen.
Kardinal Christoph Schönborn wird zu einem dreitägigen Solidaritätsbesuch in den Irak reisen. In Erbil, der Hauptstadt der kurdischen Region des Irak, trifft der Kardinal mit dem chaldäisch-katholischen Patriarchen Louis Raphael Sako und weiteren hochrangigen Kirchenvertretern zusammen. Auch politische Gespräche stehen auf dem Programm. Schwerpunkt der Reise ist aber der Besuch von Flüchtlingscamps und weiteren kirchlichen Hilfsprojekten für Flüchtlinge.
Allein im Sommer 2014 waren mehr als 120.000 Christen vor der Terrormiliz IS in die sicheren kurdischen Autonomiegebiete des Irak geflohen. Dort lebt die Mehrzahl nach wie vor als Flüchtlinge. Die Menschen harren in Lagern oder anderen Notunterkünften aus. Viele dieser Einrichtungen befinden sich in und rund um die kurdische Hauptstadt Erbil. In den von den Kirchen geführten Lagern bemühen sich die Verantwortlichen, den Flüchtlingen neben einer Basisversorgung auch Zukunftsperspektiven zu bieten. Das bedeutet in erster Linie, für die Kinder einen Schulbesuch zu ermöglichen.
Kardinal Schönborn, Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz, wird als Vertreter der österreichischen Bischöfe nach Erbil reisen. Bei ihrer jüngsten Vollversammlung hat die Bischofskonferenz einmal mehr die weltweite Christenverfolgung angeprangert. Weltweit würden rund 100 Millionen Christen verfolgt, und alle fünf Minuten wird ein Christ wegen seines Glaubens getötet. Vor den Augen der Weltöffentlichkeit ereignet sich die zahlen- wie flächenmäßig umfangreichste Christenverfolgung der Geschichte, so die Bischöfe in einer Erklärung. Umso unverständlicher sei das weit verbreitete Schweigen dazu in Österreich und in den meisten westlichen Ländern.
In nahezu allen islamischen Ländern im Nahen Osten würden Christen wie "Bürger zweiter Klasse" behandelt und seien oft schutzlos den Behörden oder der Mehrheitsbevölkerung ausgeliefert. Diese massiven Menschenrechtsverletzungen gegen Christen dürften nicht stillschweigend hingenommen werden, hielten die Bischöfe fest. Für die Christen im Nahen Osten seien Schutz und Hilfe überlebensnotwendig, weil immer mehr von ihnen in der Flucht den einzigen Ausweg sehen würden. Vor diesem Hintergrund ist es ein Gebot der Stunde, das Gebet und die konkrete Hilfe zu verstärken. - Soweit die Bischöfe.
Vor der Invasion der Amerikaner und ihrer Verbündeten im Irak 2003 gab es dort rund 1,5 Millionen Christen. Heute sind es es weniger als eine halbe Million; unzählige davon Binnenvertriebene. Der chaldäisch-katholische Patriarch Louis Sako gilt als prominentester Vertreter der christlichen Kirchen im Irak. Er ruft immer wieder Christen und Muslime zur nationalen Einheit gegen den IS auf. Der Irak hat nach Ansicht des Patriarchen nur dann eine Chance auf eine Zukunft, wenn es endlich zu einer strikten Trennung von Religion und Staat kommt und die Religionsfreiheit eingehalten wird. Die Christen seien bislang, ganz unabhängig vom Terror islamistischer Extremisten, vielfältigen Diskriminierungen ausgesetzt.
Wie der Patriarch vor Kurzem berichtete, habe beispielsweise ein Richter in Bagdad einen Christen aufgrund seiner Religionszugehörigkeit als Prozesszeugen abgelehnt; oder Bauunternehmen, die Muslimen gehörten, weigerten sich, Aufträge von Christen auszuführen. Weiters komme es zu Enteignungen christlicher Hausbesitzer durch Milizen in Bagdad. Selbst in Behörden seien zudem Aushänge aufgetaucht, mit denen christliche Mädchen aufgefordert würden "nach dem Vorbild der Jungfrau Maria" ihren Kopf zu verhüllen. Sako hatte zuletzt auch vehement auf die Änderung eines Gesetzes gedrängt, nach dem Kinder nicht-muslimischer Eltern bei der Konversion eines Elternteils zum Islam automatisch Muslime werden.
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