Die Lage für Konvertiten ist in Algerien heikel, trotzdem konvertierte eine 12-köpfige Familie zum Christentum.
Die Lage für Konvertiten ist in Algerien heikel, trotzdem konvertierte eine 12-köpfige Familie zum Christentum.
Begegnung mit einem ehemaligen Muslimen, der über das Evangelium zum christlichen Glauben fand. CSI-Österreich hat ihn an einem geheimen Ort getroffen. Er möchte vorsichtshalber unerkannt bleiben. Das Gespräch führte Pia de Simony.
Wie kamen Sie dazu, zum christlichen Glauben überzutreten?
Ich hatte bis zum Beginn meines Studiums nur vom Propheten Mohammed gehört. Dort kam ich zum ersten Mal mit Christen und ihrem Glauben in Berührung. Es hat mich wie ein Blitz getroffen. Die Liebesbotschaft Jesu hat mich total überzeugt, die richtige und die einzig wahre zu sein.
In welcher Situation befinden sich derzeit die Konvertiten in Ihrem Heimatland?
Die Lage in Algerien für Konvertiten ist heikel. Muslime, die ihre Religion wechseln, werden als Apostaten, also als Verräter angesehen. Die ärgsten Probleme haben wir im privaten Bereich. Konvertiten werden oft aus dem Familienverbund ausgestoßen, in den Schulen oder am Arbeitsplatz mit Argwohn betrachtet und stark diskriminiert. Es gibt Konvertiten, die von der Familie der Ehefrauen – und umgekehrt - gezwungen werden, sich scheiden zu lassen, wenn diese erfährt, dass der Ehepartner bzw. -partnerin Christ geworden ist. Das ist besonders schlimm, weil letztere dann auch das Erziehungsrecht ihrer Kinder verlieren. Das Gericht schützt immer die Interessen der Muslime. Der Islam dominiert bei uns alles.
Wie hat sich unter diesen erschwerten Umständen Ihre christliche Gemeinde in den letzten zehn Jahren überhaupt entwickeln können?
Es gab schon etablierte methodistische Gemeinden, wie jene, die bereits seit 1963 von mutigen Ausländern geleitet wurden (wie etwa vom Pfarrerehepaar Shirliann und Hugh Johnson, Anm.). Doch unsere protestantische Gemeinde ist im Jahre 1996 dank der Initiative einiger Konvertiten entstanden. Heute sind wir weit über eintausend treue Mitglieder, Tendenz steigend.
Es gibt in Algerien immer noch das Familienrecht aus dem Jahre 1984, das die Frauen stark diskriminiert.
Erst in letzter Zeit hat sich bei uns in Richtung Frauenemanzipation endlich etwas geändert. Es gibt inzwischen Senatorinnen und auch Ministerinnen, die sich vermehrt für Frauenrechte einsetzen.
Fürchten Sie mehr die Gewalt der Fundamentalisten oder jene des Staates?
Die Sicherheitskräfte und die Politiker haben die Situation mit den Fundamentalisten inzwischen im Griff. Das heißt aber nicht, dass das Problem bei uns vom Tisch wäre… Die zum Teil eingeschüchterte Bevölkerung ist heute islamisierter als das vor einiger Zeit noch der Fall war.
Gibt es für Sie einen moderaten Islam?
Nein. Denn wer den Koran wirklich ernst und wörtlich nimmt, wird zwangsläufig früher oder später fundamentalistisch.
Welchen Einfluss haben die Fundamentalisten auf die aktuelle Politik?
Sie haben einen großen Einfluss, vor allem gewisse Stammesführer. Aber gottseidank gibt es auch, parallel dazu, liberalere Gruppierungen, die ein Gewicht in der Öffentlichkeit haben. Ansonsten wären alle Kirchenaktivitäten in Algerien schon längst verboten.
Was wird aus Algerien nach dem Tod Ihres schwerkranken Präsidenten Bouteflika?
Ich glaube, dass wir Vertrauen in einige unserer Politiker haben können. Wir sind auf einem guten Weg. Das Land lebt nicht mehr allein vom Erdöl. Wirtschaftlich werden immer mehr Tore geöffnet zu neuen Märkten. Das gibt uns Anlass zur Hoffnung!
Fühlen Sie sich als Christ in Ihrem Heimatland ernsthaft bedroht?
Ich stelle eine wachsende Islamisierung des Landes fest. Dazu hat leider der einseitige Religionsunterricht in den Schulen beigetragen. Doch wir Christen können eine angezündete Lampe nicht verbergen. (Lacht.) Jeder sieht das Licht in uns. Selbst wenn unsere Münder geschlossen bleiben, zeigt unsere Lebenshaltung die Kraft des Evangeliums. Wir wissen wohl, daß uns jederzeit Unangenehmes widerfahren könnte. Doch so lange unsere Kirchentore offen bleiben, können wir auf die Gnade Gottes hoffen.
Die ermordeten Mönche von Tibhirine hatten ihr ganzes Leben den armen Muslimen gewidmet. Wie haben diese Menschen reagiert, als sie von der grausamen Enthauptung ihrer Wohltäter erfahren haben?
Ich bin in einer Gegend aufgewachsen, in der die katholische Kirche die Armen besonders unterstützt hat. Die hier ansässigen sog. „Weißen Väter und weißen Schwestern“ haben bei uns in der Bevölkerung einen wunderbaren Eindruck hinterlassen. Daher waren alle Menschen hier sehr verunsichert und bestürzt, als sie vom grausamen Tod der Trappistenmönche erfahren haben. Diese waren ja von Geburt an katholisch, also keine Konvertiten…
Worin liegt in diesem Zusammenhang der Unterschied?
Als Konvertiten wären sie als vom „wahren“ Glauben Abgefallene betrachtet und wahrscheinlich verachtet worden. Muslime halten uns Konvertiten ja für Verräter. Das vertragen sie nicht.
Möchten Sie den Europäern etwas Wichtiges mitteilen?
Ja. Lebt Euren Glauben, den ich bei Euch nicht so spüre wie bei uns Konvertiten. Die geringe Wahrnehmung Eurer religiösen Überzeugung öffnet dem Islam in Europa Tür und Tor. Das ist nicht ungefährlich, da der Islam keine milde, sondern eine erobernde Religion ist. Wenn die europäischen Länder allmählich ihre christlichen Wurzeln vergessen, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Islam seine Mission in die Tat umsetzt: Die ganze Welt in eine Moschee zu verwandeln.
Könnten Kritiker nicht auch behaupten, das Christentum hätte ebenfalls einen missionarischen Auftrag?
Ja, schon. Doch da gibt es einen grundlegenden Unterschied zwischen beiden Religionen: Jesus ruft uns auf, den Frieden auf Erden zu verkünden, Liebe zu verbreiten und jeden Mitmenschen zu respektieren, auch Andersdenkende. Im Islam ist das anders: Wenn sich Muslime in der Stärkeposition fühlen, werden sie alles tun, um ihren Willen durchzusetzen. Dann ist es aus mit der Freiheit und es wird ein böses Erwachen geben…
Aus Sicherheitsgründen kann der Interviewpartner nicht namentlich genannt werden. Er ist 50 Jahre alt, hat 8 Geschwister, lebt in der Nähe von Algier, ist verheiratet und Vater von vier Kindern. Als seine Mutter nach schwerer Krankheit plötzlich wieder gesund wurde, konvertierten auch seine Eltern und Geschwister sukzessive zum Christentum. Heute leitet er als Pastor vor Ort eine größere christliche Gemeinde.
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