"Liturgie muss - wie die Caritas - die Menschenfreundlichkeit Gottes zugänglich machen", so der Caritasdirektor der Erzdiözese Wien, Michael Landau.
"Liturgie muss - wie die Caritas - die Menschenfreundlichkeit Gottes zugänglich machen", so der Caritasdirektor der Erzdiözese Wien, Michael Landau.
Der Wiener Caritasdirektor Michael Landau sprach bei der Auftaktverantstaltung der Theologischen Kurse zum Thema "Gotteslob und Menschendienst".
Der Dienst am Nächsten gehört wie der Gottesdienst zum Kern des gelebten Christentums. "Kirche gelingt, wenn Spiritualität und Solidarität in einander greifen. Aber in der Praxis besteht da eine interessante Spannung." Diese Beobachtung stellte der Wiener Caritasdirektor Michael Landau an den Beginn seines Vortrags im Rahmen des Semesterauftaktes der Theologischen Kurse am Freitag, 11. Oktober 2013.
"Gelebtes Christentum ist ein ganzheitliches Programm", so Landau: Die sogenannten Grundvollzüge der Kirche (Verkündigung, Liturgie und Caritas) dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden. "Aber wir haben es mit einer historisch höchst unterschiedlich gewachsenen Struktur der beiden Grundvollzüge zu tun." So haben sich für das Feiern des Gottesdienstes über Jahrhunderte "klare Regeln" herausgebildet und in Fragen der liturgischen Korrektheit hat man mit "römischen Richtlinien" zu tun. "Für das diakonische Handeln fehlt es an vergleichbarer Verbindlichkeit", betont Landau und ergänzt: "Wenngleich die Bischöfe verpflichtet sind - auch rechtlich - für Caritas zu sorgen."
"Die Kirche kann den Liebesdienst so wenig ausfallen lassen wie Sakrament und Wort", so Landau. Das sei nicht zuletzt aus den Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils erkennbar: Die Liturgiekonstitution bezeichnet die Eucharistie als "Quelle und Höhepunkt" der Kirche. Im Dekret über das Laienapostolat stellt dann das Konzil eine Verbindung von "Gotteslob und Menschendienst" her und bezieht sich dabei auf die Bibel: "Die Bibel quillt über an Beispielen für die Forderung Gottes, sich um die Menschen am Rand zu kümmern", betont Landau: In der Bibel wird deutlich, dass "Gottes Sorge um den Menschen am Rand keine Eigenschaft neben anderen ist, vielmehr definiert sich Gott als einer, der die Not der Menschen sieht und sich erbarmt". Jesus Christus "radikalisiert" die Botschaft des Alten Bundes. Die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus ist ein "Solidarhandeln Gottes: Wir sind von einem Gott begleitet, der das Leben selbst durchlitten hat." Im Gerichtsgleichnis erreicht die vollständige Solidarisierung mit den Menschen, besonders mit den Armen ihren Höhepunkt: "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan" (Mt 25).
Der Liebesdienst ist für die Kirche keine Art Wohlfahrtsaktivität, sondern gehört zu ihrem Wesen, so Landau und erinnert an die entsprechenden Worte Papst Benedikts XVI. in der Enzyklika "Deus Caritas est".
Papst Franziskus weise laufend auf den Liebesdienst der Kirche hin, so der Wiener Caritasdirektor. Dabei erreichte sein Besuch auf der Mittelmeerinsel Lampedusa - jenem "Symbol für die Hoffnung verzweifelter Flüchtlinge" - auch die außerkirchliche Aufmerksamkeit. Franziskus warf einen Kranz ins Meer im Andenken an die über 20.000 Flüchtlingen, die in den vergangen Jahren ihre Flucht nicht überlebten: "Mit diesem Ritual schlägt Franziskus eine 'liturgische Brücke zu seinen Worten'", so Landau: "Wie die Rezeption in Presse und Politik beweisen, wurde dieses liturgische Zeichen als wirkmächtig angenommen: Es ist verstanden worden,"
"Wir fragen nicht woher jemand kommt, und welche Religion oder Weltanschauung er hat und dienen speziell den Armen, Schwachen und Ausgegrenzten", zitierte Landau aus dem Leitbild der Caritas: "Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht der Mensch, denn der Mensch verliert nie seine Würde". Das Da-Sein für alle Menschen, drücke sich besonders in den Aktivitäten der rund 600 Pfarren der Erzdiözese Wien aus (Lebensmittelausgaben, Wärmestuben, Besuchsdienste etc). Dass Gottesdienst und Menschendienst zusammengehören zeige sich ganz konkret etwa in den Messen der Caritasgemeinde, der Einrichtung für behinderte Kinder "Am Himmel", in der Trauerbegleitung, in den Caritas-Häusern oder dem mobilen Caritas-Hospiz: "Liturgie muss - wie die Caritas - die Menschenfreundlichkeit Gottes zugänglich machen." Dabei muss die Caritas professionell arbeiten - "gut und nicht nur gutgemeint", betont Landau: "Man muss die Ursachen der Übel beseitigen und nicht nur die Wirkungen und Symptome."
Die Caritas versteht sich als Teil der Kirche, so Landau abschließend. Caritas braucht Kirche, und Kirche braucht Caritas. "Zugespitzt gesagt, schützt sie die Liturgie davor zur katholischen Kuschelgruppe zu verkommen."
Caritas der Erzdiözese Wien: www.caritas.at
Theologische Kurse: www.theologischekurse.at
Das Programm der Theologischen Kurse zum Herunterladen.
Hier finden Sie mehr zum Thema Gotteslob und zum Jubiläum 50 Jahre Liturgiekonsitution des Zweiten Vatikanischen Konzils