Das Fastentuch von Leo Zogmayer/Stefan Zeisler in der Dornbacher Kirche.
Das Fastentuch von Leo Zogmayer/Stefan Zeisler in der Dornbacher Kirche.
Zeitgenössische Kunstwerke verbinden sich während der Fastenzeit mit dem sakralen Raum der Pfarrkirche Dornbach. Der "Sonntag" berichtet.
Wir suchen den Dialog und die Konfrontation von zeitgenössischer Kunst und sakralem Raum und wollen den Gläubigen die Möglichkeit bieten, eine Verbindung herzustellen zwischen Kirchenraum und Gegenwartskunst“, sagt Wolfgang Kimmel, Pfarrer in Dornbach, im Gespräch mit dem „Sonntag".
In der Fastenzeit 2015 (20. Februar bis 7. April) sind unter dem Titel „INNENraum" in der Dornbacher Pfarrkriche zeitgenössische Kunstwerke von Bill Viola, Leo Zogmayer, Line Kondrup Meyer, Suzie Léger und Marina Abramovic zu sehen. Kimmel: „Wir zeigen ganz bewusst keine sakralen Kunstwerke und wollen den Gläubigen vermitteln: Kunst hat einen inhaltlichen Mehrwert, eine spirituelle Dimension".
Bill Viola gilt als einer der bedeutendsten Videokünstler der Welt – sein Video „Hatsu Yume (First Dream)“ wird im Beichtzimmer gezeigt. Ob es Beichtende irritieren könnte, weiß Pfarrer Kimmel noch nicht. Violas Video zeigt eine versöhnte Welt u. a. mit Naturaufnahmen – insofern passe es gut zum Beichtsakrament, so Wolfgang Kimmel. Außerhalb der Beichtzeiten werden die Türen zum Beichtzimmer offenstehen und Besuchern Einblick gewähren.
Die Künstlerin Suzie Léger verbindet Bilder und Klänge des Weltraumes (aufgezeichnet durch das Hubble Weltraumteleskop) mit einem Ultraschall-Video ihres Uterus. Diese Video-Aufnahme wird auf den Tabernakel in der Mariazeller Kapelle projiziert. „Der gesellschaftlich stark geladene weibliche Transformationsraum Uterus wird zum Spiegelbild unseres Universums. Die Präsentation des Videos in der Mariazeller Kapelle aus dem 12. Jhd. kann zu einer Kontemplation der Idee des sich unendlich ausdehnenden Raumes, des Gegensatzes von Makro und Mikro und der Vorstellung des Tabernakels als Schoß hinführen“, heißt es in der Broschüre zur Ausstellung. „Das ist vielleicht die gewagteste Installation unseres Kunst-Projektes“, so Pfarrer Kimmel. Am Marien-Altar konzentriere sich der Kosmos im Leib einer Frau.
Die modernen Kunstwerke öffnen die Augen für die ständigen Kunstwerke der Dornbacher Kirche. Besonders schön wird dies durch die Fotografie „Holding Emptiness“ von Marina Abramovic deutlich, die der Pieta gegenübergestellt wurde. Zwischen den Kunstwerken besteht eine Beziehung: Die Jungfrau hält den toten Christus – bildlicher Ausdruck des universellen Leidens. Die Künstlerin auf dem Foto hingegen „hält“ bewusst Leere. Sie hält einfach „Nichts“. Dem Betrachter wird die volle Last der Leere vor Augen geführt.
Das Fastentuch der Kirche bildet ein digitaler Fotodruck eines Priesterornats nach einem Entwurf von Leo Zogmayer. In der Mitte des weiß strahlenden Gewandes klafft eine längliche rote Wunde. Mit dem Tuch korrelieren die Worte, die auf der Empore z. B. auf dem Rückweg von der Kommunion zu lesen sind: „Durch seine Wunden sind wir geheilt“.
INNEN raum: Erkundungen der Leiblichkeit im sakralen Raum
Webseite: "Der Sonntag"
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