Margarethe Ottillinger bei ihrer Inhaftierung 1948.
Margarethe Ottillinger bei ihrer Inhaftierung 1948.
Sehenswert: die ORF-Spiel-Dokumentation „Margarethe Ottillinger – Die Frau, die zu viel wusste“ (4. März, 22.45 Uhr, ORF 2).
Für Regisseur Klaus T. Steindl ist Margarethe Ottillinger „eine der faszinierendsten Persönlichkeiten der Nachkriegszeit, zugleich aber in der öffentlichen Erinnerung wenig präsent.
Gerade weil das Schicksal dieser Frau in Österreich kaum bekannt ist, ist es wichtig, den Fall aufzuarbeiten.“
Am 4. März, 22.45 Uhr, zeigt ORF 2 die Dokumentation „Margarethe Ottillinger – Die Frau, die zu viel wusste“ im Rahmen des ORF-Schwerpunkts zum Weltfrauentag (der Film ist in der ORF-TVthek danach sieben Tage lang abrufbar).
Archivmaterial, Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, Stellungnahmen von Historikern und Historikerinnen sowie gespielte Szenen führen das einzigartige Schicksal Ottillingers höchst spannend vor Augen:
Die erst 28-jährige hochbegabte Wirtschaftsexpertin und Sektionschefin wurde am 5. November 1948 an der Ennsbrücke verhaftet, in ein russisches Gulag-Lager verschleppt und zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt.
Der Vorwurf: Spionage für die USA. Im Film kommt auch Ottillinger-Biografin Ingeborg Schödl zu Wort. Ihr Buch „Im Fadenkreuz der Macht. Das außergewöhnliche Leben der Margarethe Ottillinger“ erschien 2004.
Ursula Strauss ist in die Rolle Ottillingers geschlüpft: „Es ist eine besondere Herausforderung, eine historische Doku zu drehen, aber es war nicht schwer, mich von dieser Rolle zu überzeugen.
Einer Rolle über eine Frau, die Unglaubliches geleistet hat, die aber nur ganz wenige Menschen kennen“, sagt die Schauspielerin. Ottillinger sei eine Frau, die Mut und Stärke bewiesen habe: „Ich bin stolz, dass ich ein Teil davon sein kann, dieser Frau eine Plattform geben zu können.“
Der Historiker Stefan Karner hat jahrzehntelang unter Verschluss gehaltene KGB-Verhörprotokolle aufgearbeitet und stieß dabei auf Details des Falls, die bisher nicht bekannt waren.
Ottillinger, die in Archivaufnahmen zu Wort kommt, wurde 1955 vorzeitig aus der Haft entlassen. Sie erfuhr bis zu ihrem Tod 1992 nicht, warum sie sieben qualvolle Jahre in sowjetischen Straflagern zubringen hatte müssen.
Ihr Überleben hatte sie auch einem außergewöhnlichen Lebenswillen zu verdanken, der sich in der Haft nach völliger Verzweiflung bei ihr eingestellt hatte.
Nach ihrer Rückkehr nach Österreich wurde Ottillinger Vorstandsdirektorin der ÖMV, später auch Gründungsmitglied des Afro-Asiatischen Instituts in Wien.
Die tiefgläubige Katholikin setzte sich maßgeblich für den Bau der Wotruba-Kirche in Wien ein und trat als Tertiarierin einem Orden bei.
Bis zu ihrem Tod 1992 engagierte sich Margarethe Ottillinger in Wirtschaft, Politik und Kirche.
„Margarethe Ottillinger – Die Frau, die zu viel wusste“
Ingeborg Schödl
Das außergewöhnliche Leben der Margarethe Ottillinger
2015, Czernin
Auflage: 2., Aufl.
Vorwort von Paul Schulmeister
Fester Einband
192 Seiten
ISBN: 978-3-7076-0175-6
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