„König Lear“ (Klaus Maria Brandauer als König Lear, Franz J. Csencsits als Edelmann am Burgtheater): Shakespeare arbeitete Bezüge auf die Passion Christi in das Stück ein.
„König Lear“ (Klaus Maria Brandauer als König Lear, Franz J. Csencsits als Edelmann am Burgtheater): Shakespeare arbeitete Bezüge auf die Passion Christi in das Stück ein.
William Shakespeare, dessen Todestag sich heuer zum 400. Mal jährt gilt, als einer der rätselhaftesten Autoren. Sein Werk ist voller Anspielungen auf den katholischen Glauben wie u. a. der Literaturwissenschaftler und Jesuit Peter Milward erforscht hat.
Englands Nationaldichter William Shakespeare starb vor exakt 400 Jahren. Als Todestag wird der 23. April 1616 vermutet.
Zwei Jahre nach seinem 450. Geburtstag darf die Theater begeisterte Welt ihr großes Genie erneut feiern mit Aufführungen und Ausstellungen, Neuinterpretationen und aktuellsten Forschungsergebnissen.
Shakespeares geistiges Erbe ist präsenter denn je.
Nicht nur wird jede Minute irgendwo auf der Welt ein Shakespeare-Stück aufgeführt, Bestseller der Unterhaltungsindustrie wie die TV-Serien „House of Cards“ und „Games of Thrones“ sind stark von Shakespeare-Dramen beeinflusst.
Als hoch spannend erwiesen sich in den letzten Jahren die Ergebnisse der Geschichtsforschung und Literaturwissenschaft, die Shakespeare immer deutlicher als so genannten Kryptokatholiken im – sehr Katholiken feindlichen – Elisabethanischen Zeitalter erkennbar werden lassen.
„Dass Shakespeare ein Katholik war, ist eine Sache, die jeder Katholik mit jeder Art von konvergentem gesundem Menschenverstand fühlt, dass sie wahr ist“, wagte G. K. Chesterton, der Autor von „Father Brown“, bereits in den 1930er Jahren zu behaupten.
Lange Zeit galt die Religion Shakespeares aber als Tabu, zu heiß war diese Frage angesichts der historischen Entwicklung der „Church of England“ – der englische Nationaldichter ein Katholik?!
„Die ganze Zeit hat sich das so genannte Shakespeare-Establishment geweigert, die vielen Hinweise der katholischen Treue in den Dramen und Gedichten zu akzeptieren, betrachtete solche Ansprüche als sektiererisch, während es auf die universelle Vision von Shakespeare beharrte, die die engen religiösen Kontroversen dessen Zeit überwand“, sagt Father Peter Milward, Jesuit und emeritierter Professor für Englische Literatur an der Sophia University in Tokyo.
William Shakespeare wurde im April 1564 geboren (das genaue Datum ist nicht bekannt, getauft am 26. April).
Seine Eltern Mary Arden und John Shakespeare waren heimliche Katholiken und schickten ihren Sohn zum Studium aufs europäische Festland.
In Cambridge oder Oxford hätte der junge William den so genannten Suprematseid ablegen müssen. „Diesen Eid, mit dem anerkannt wurde, dass die Königin Oberhaupt der Kirche sei, konnte kein Katholik schwören“, sagt Shakespeare-Forscherin Hildegard Hammerschmidt-Hummel.
Die Literaturwissenschaftlerin hat bereits 2001 in ihrem Buch „Die verborgene Existenz des William Shakespeare. Dichter und Rebell im katholischen Untergrund“ (Herder Verlag) auf die katholischen Wurzeln des Dichters hingewiesen.
Der Jesuit und Literaturwissenschaftler Peter Milward gilt als ausgewiesener Kenner der Werke Shakespeares und hat sich über Jahrzehnte mit dessen Dramen befasst.
Milward sieht zahlreiche Schlüsselelemente in den Stücken Shakespeares, die auf den katholischen Hintergrund des Autors hinweisen, so etwa eindeutige Bezüge auf die Passion Christi in den Dramen „Othello“, „Macbeth“ und „König Lear“.
Ein weiteres Element ist die Charakterisierung der drei Franziskaner in „Romeo und Julia“, „Viel Lärm um nichts“ und „Maß für Maß“ „als vertrauenswürdige spirituelle Berater des Helden und der Heldin“, so Milward.
Häufige Verweise auf die katholische Liturgie – verstreut in den Stücken – und der deutliche Gebrauch des Wortes „Gnade“ sind ebenfalls Hinweise auf den Katholiken Shakespeare.
Die Situation der Rekusanten (Katholiken, die sich dem reformierten Glauben nicht beugen wollten) ist unterschwellig in den so genannten „Stücken der Enterbten“ wie „Richard II.“ präsent.
Shakespeare ist heute aktueller denn je – im „Jahr der Barmherzigkeit“ mit seinem Stück „Maß für Maß“, in dem es um Vergebung, Barmherzigkeit und Gnade geht und das Kardinal Schönborn 2007 auf der Bühne des Wiener Burgtheaters eindrücklich auslegte.
Oder mit dem vor kurzem Shakespeare (und einem Autorenkollektiv) zugerechneten Stück „Sir Thomas More“, das leidenschaftlich für einen menschenwürdigen Umgang mit Flüchtlingen plädiert.
Kein Heiliger, aber Katholik:
William Shakespeare (1564-1616)
T +43 (1) 512 60 63
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at
Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien
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