Franz Joseph I., gebürtig Erzherzog Franz Joseph Karl von Österreich, aus dem Haus Habsburg-Lothringen war von 1848 bis zu seinem Tod im Jahr 1916 Kaiser von Österreich. Gleichzeitig war er König von Böhmen und Apostolischer König von Ungarn.
Franz Joseph I., gebürtig Erzherzog Franz Joseph Karl von Österreich, aus dem Haus Habsburg-Lothringen war von 1848 bis zu seinem Tod im Jahr 1916 Kaiser von Österreich. Gleichzeitig war er König von Böhmen und Apostolischer König von Ungarn.
Kaiser Franz Joseph sehnte sich stets nach seiner Kindheit zurück, versäumte vieles als Vater und war ein wunderbarer Opa, erzählt die Historikerin Sigrid Größing im Interview.
Was bedeutete Kaiser Franz Joseph das Familienleben?
Sigrid-M. Größing: An und für sich war Kaiser Franz Joseph von klein auf ein Familienmensch, da es seine Mutter Erzherzogin Sophie bestens verstanden hatte, ihm und seinen drei Brüdern eine ruhige Familienatmosphäre zu bieten.
Dieses geordnete Familienleben vermisste der Kaiser später jahrzehntelang, denn seine Gemahlin Elisabeth zog sich schon sehr bald sowohl von ihm als auch von den Kindern zurück und ließ die Familie selbst an hohen Festtagen allein, was der Kaiser in Briefen an die „gnädige Frau“ Katharina Schratt, seine langjährige Begleiterin bedauernd erwähnte.
Für die zahlreichen Verwandten aus der Habsburger und Wittelsbacher Familie, die sich in Ischl einfanden, war er stets ein galanter Gastgeber.
Wie war Kaiser Franz Joseph als Vater seinen Kindern gegenüber?
Sigrid-M. Größing: Mit seinen Kindern Gisela und Rudolf hatte der Kaiser wenig Kontakt. Nur gelegentlich besuchte er sie in den Räumen von Erzherzogin Sophie, wo sie aufwuchsen. Wahrscheinlich war er ein Mann, der mit kleinen Kindern nicht viel anzufangen wusste.
Vor allem zu seinem begabten, sensiblen Sohn hatte er keine Beziehung. Rudolf sollte ein strammer Soldat werden, weshalb er ihm verwehrte, ein Universitätsstudium zu absolvieren.
Er kümmerte sich weder um die Erzieher noch um die Lehrer seiner Kinder und entwickelte nur zu seiner jüngsten Tochter Maria Valerie eine gewisse Herzlichkeit. Erst als sie erwachsen waren, entdeckte er seine Töchter – seinen Sohn nie.
War ihm religiöse Erziehung wichtig?
Sigrid-M. Größing: Die religiöse Erziehung stand für den Kaiser so wie für fast alle anderen Habsburger an vorderster Stelle.
Seine Mutter Erzherzogin Sophie, die ihn zum Kaiser gemacht hatte, war eine streng religiöse Frau, für die der damalige Kardinal Rauscher einer der wichtigsten Ratgeber war und die ihre Söhne ganz im Sinne der katholischen Kirche erzog.
Franz Joseph demonstrierte seine Religiosität bei vielen Gelegenheiten, so wie jedes Jahr bei der rituellen Fußwaschung am Gründonnerstag.
Er hielt sich streng an die Gesetze der Kirche, wobei er nur eine einzige Ausnahme im Hinblick auf seine privatesten Ambitionen machte.
Wie war der Kaiser als Großvater?
Sigrid-M. Größing: Seltsamerweise sehr liebevoll! Denn als alter Mann besuchte er gern und häufig seine beiden Töchter Gisela und Marie Valerie, in deren Familien er sich im Kreise der Enkel sichtlich wohl fühlte.
Es schien, als wollte er bei seinen Enkelkindern nachholen, was er bei seinen eigenen Kindern versäumt hatte.
Denn er verhielt sich wie ein richtiger Großvater, sowohl den Kindern Giselas, als auch vor allem seiner Enkelin Elisabeth gegenüber, der Tochter seines Sohnes Rudolf. Denn ihr gestattete er, ganz gegen seine sonstige Gewohnheit, einen nicht standesgemäßen Mann zu heiraten, den sich die exzentrische Elisabeth in den Kopf gesetzt hatte.
Seine Münchner Enkelin Elisabeth rettete er durch sein spontanes Eingreifen vor einem Skandal.
Historikerin Sigrid-Maria Größing
Sigrid-Maria Größing
Ein Kaiser blickt zurück
2016, Ueberreuter
Auflage: 1. Auflage
Hardcover
208 Seiten
ISBN: 978-3-8000-7656-7
Dieses Buch online bei der Wiener Dombuchhandlung "Facultas" erstehen
2016 jährt sich der Todestag von Kaiser Franz Joseph zum 100. Mal.
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