Blick ins Atelier von Gottfried Hula.
Blick ins Atelier von Gottfried Hula.
Christliche Kunst – gibt es das heute noch? Der SONNTAG besuchte zwei gläubige Künstler, Maria Schwarz und Gottfried Hula, in ihren Wiener Ateliers.
Das Atelier der Künstlerin Maria Schwarz ist eine kleine Altbauwohnung in Wien Floridsdorf. Frischer Wind kommt durch das weit geöffnete Fenster.
An den Wänden hängen und stehen Werke der 1943 geborenen Wienerin: Elias in der Felsspalte, Mose und der Dornbusch, das Martyrium des sel. Jerzy Popiełuszko sind nur einige Themen ihrer hier zu sehenden Arbeiten.
„Ich war schon immer religiös“, sagt die Malerin beim Besuch des SONNTAGs in ihrem Atelier.
Maria Schwarz malt durchaus gegenständlich und möchte mit ihren Bildern das Innere des Betrachters anrühren. Auch menschliche Themen wie der Wechsel in ein anderes Lebensalter verarbeitet sie künstlerisch.
Die Absolventin der Akademie der bildenden Künste in Wien spezialisierte sich auf Kreuzwege für Kirchen (zu sehen z. B. in Strebersdorf und Oberbaumgarten).
Auslöser dafür war die Parkinson-Erkrankung ihres Vaters. „Bei mir kommt immer alles aus dem persönlichen Empfinden“, so die tief gläubige Künstlerin.
Von ihrer Kindheit sagt sie: „Wir haben keinen Fernseher gehabt, nur Bücher und daraus die Fantasie entwickelt“.
Auf die Frage „Christliche Kunst – gibt es das heute noch?“ antwortet sie: „Jede Zeit hat ihre christliche Kunst gehabt. Warum sollte unsere Zeit diese nicht mehr haben?“ Christliche Werte könne man auch in der modernen Zeit umsetzen.
Aus gesundheitlichen Gründen malt Schwarz heute nur noch kleinformatige Bilder.
Ebenfalls dem katholischen Glauben eng verbunden ist der Wiener Maler Gottfried Hula, dessen Atelier in der Dachlandschaft von Wien-Mariahilf direkt in den Himmel schaut.
Mitten im Raum zwischen zahlreichen hängenden und aneinandergestapelten Werken des Künstlers hängt ein großes Kreuz. Unweit daneben ein Tisch mit unzähligen Pinseln, Farbtuben und Mischpalette.
1941 geboren, absolvierte Hula sein Studium ebenfalls an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Ob er auch nach der Natur malt?
Hulas Ansatz: „Das Wesentliche bleibt im Gedächtnis haften. Der künstlerische Akt besteht in Abstraktion, die Wesentliches vom Unwesentlichen trennt.“
Starke Farben und sehr bewusst gewählte Formen kennzeichnen seinen Malstil.
„Ich möchte mit Wenigem eine Aussage über die Wirklichkeit treffen wie in einem Gedicht“, sagt Hula.
Die Kirche Maria vom Siege wird im Bild „Das Gotteshaus“ etwa nur durch eine schlichte Kuppelkirche mit wenigen spitzen Formen („Verweis auf die Gotik“) und in kräftigem Blau („die Farbe der Verinnerlichung“) wiedergegeben.
Gottfried Hula malt Stillleben, Landschaften, Häuser und Tiere. Sein zentrales Thema aber ist seit vielen Jahren Jesus Christus.
Unzählige Male hat Hula das Antlitz Christi bereits gemalt: Den Gekreuzigten, der durchbohrt wird in Rot und Schwarz, den Gegeißelten mit zerrissenen Farbstrichen, den Auferstandenen in hellen leuchtenden Farben.
Für die Eligius-Kapelle des Stephansdomes gestaltete er das „Christus-Fenster“, das in intensiv leuchtenden Farben verschiedene Versionen des Antlitzes Christi (u. a. als König, Schmerzensmann, Auferstandener) zeigt.
„Kunst soll die Menschen erheben und ihnen Hoffnung geben, ohne dem Schweren und Leidvollen aus dem Weg zu gehen“, meint Hula. Aus einzelnen, aneinander gefügten Christusbildern gestaltet der Künstler große Fastenkreuze – eines davon war 1998 im Triumphbogen des Stephansdomes zu sehen.
Sowohl Maria Schwarz als auch Gottfried Hula sehen in ihrer Arbeit einen Beitrag zur Verkündigung des Glaubens.
Gottfried Hula möchte einen Bilderzirkel anregen: Große Christus-Bilder könnten an Kirchen-Fassaden angebracht werden, um so die Menschen auf den Glauben aufmerksam zu machen.
Maria Schwarz wünscht sich eine stärkere Vermittlung zwischen kirchlichen Stellen, Künstlern und Architekten.
Auch wenn heute kaum noch Gotteshäuser gebaut werden, ist eine vielfältige Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Kirchen denkbar.
In einer weitgehend säkularisierten Gesellschaft kann gerade die Kunst weiter eine Art Brücke zur religiösen Erfahrung hin sein.
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