Ich habe gesagt, ich möchte meinen lieben Gott finden. Wann ich den gefunden habe, das werden sich der liebe Gott und ich ausmachen. Ich bin auf dieser Suche.
Ich habe gesagt, ich möchte meinen lieben Gott finden. Wann ich den gefunden habe, das werden sich der liebe Gott und ich ausmachen. Ich bin auf dieser Suche.
In Film und Theater spielt August Schmölzer oft Finsterlinge. Privat zeigt er aber eine herzensgute Seite und ist auf der Suche nach Gott.
Er kommt gerade aus der Andreaskapelle im Wiener Erzbischöflichen Palais. „Das ist ein kirchlicher Ort, an dem ich gerne bei Wienbesuchen bin“, schildert August Schmölzer. Wir treffen uns vor dem Stephansdom. Der Schauspieler ist ein feinfühliger Mensch, ganz im Gegensatz zu den „harten“ Typen, die er auf den Theaterbühnen und in Filmproduktionen mimt.
August Schmölzer hat ein Herz für die Probleme und Sorgen anderer. Elf Jahre lang engagierte er sich auch mit der „Gustl58 Initiative zur Herzensbildung“ für benachteiligte Menschen in seiner steirischen Heimat um St. Stefan ob Stainz. „Helfen um des Helfens willen und damit nicht an die Öffentlichkeit gehen“, sagt er. Er macht das nicht gerne publik. Der Schauspieler stand in Kontakt mit Kardinal Franz König und trifft sich immer wieder mit Kardinal Christoph Schönborn.
August Schmölzer ist aus der Kirchengemeinschaft ausgetreten, er möchte sich aber wieder annähern, denn er ist auf der Suche nach dem „lieben“ Gott.
Sie haben eine gesundheitlich schwierige Kindheit erlebt?
August Schmölzer: Ich bin in eine Bauernfamilie hineingeboren, als zweites Kind. Mit neun Monaten hatte ich einen Blinddarmdurchbruch, später Diphterie und Hirnhautentzündung. Die ersten sechs Jahre waren nicht sehr lustig. Meine Eltern haben schon sehr große Sorgen und Schwierigkeiten damit gehabt.
Heimat ist für Sie etwas Wesentliches?
August Schmölzer: Heimat sind für mich Menschen, Landschaften. Ich habe lange in München und in New York gelebt, es war auch dort dann für mich Heimat. Aber letztendlich die richtige Wurzel, die ich nie ausreißen konnte, ist die Verbindung zur Weststeiermark, zu St. Stefan ob Stainz.
Was schätzen Sie an der Region?
August Schmölzer: Es ist die Mischkulanz. In der Landschaft die Hügeligkeit, die Sperrigkeit. Nicht umsonst gibt es dort den Schilcherwein. Auch die Menschen. Ich kenne ja alle eingesessenen Bauernfamilien sehr gut. Mit denen bin ich aufgewachsen.
Wie haben Sie die Kirche in Ihrer Kindheit erlebt?
August Schmölzer: Meine Eltern waren sicher christgläubige Menschen. Meine Geschwister und ich haben es mit dem Kirchgehen nicht so genau genommen. Was mich persönlich geprägt und letztendlich auch dazu gebracht hat, mich aus der römisch-katholischen Kirche rauszubewegen, war folgendes:
Ich habe in der Volksschule gelernt von diesem gütigen Gott, der am Firmament sitzt. Wir haben ihn gezeichnet mit einem weißen Bart, ein lieber Großvater, der uns alle liebt. Das fand ich ganz wunderbar.
Dann bin ich das erste Mal mit sechs Jahren vor der Erstkommunion in die Kirche gekommen. In eine Kirche, die dunkel war, die voll Weihrauch war, wo man still sein musste. Und dann habe ich soviel Blut gesehen, das war viel Gewalt für mich. Der heilige Sebastian mit den Pfeilen halbnackt, Jesus Christus am Kreuz mit der Dornenkrone und man hat es mir nicht erklärt. Ich habe es nicht verstanden.
Da soll der liebe Gott zu Hause sein, der uns alle liebt? Das hat mich richtig abgestoßen und ich habe mir gedacht, damit will ich nichts zu tun haben. Natürlich nicht intellektuell, aber intuitiv habe ich gemerkt, da habe ich nichts verloren.
Wo stehen Sie heute auf Ihrem Lebens- und Glaubensweg?
August Schmölzer: Ich hatte die Ehre, Kardinal Franz König kennen zu lernen. Ich habe mit ihm auch über meine Erfahrungen gesprochen. Er hat mir dazu einen sehr persönlichen Brief geschrieben. Ich habe gesagt, ich möchte meinen lieben Gott finden. Wann ich den gefunden habe, das werden sich der liebe Gott und ich ausmachen. Ich bin auf dieser Suche. Auch der steirische Altbischof Egon Kapellari ermutigt mich bei dieser Suche. Ich lasse mir diese Zeit.
Natürlich braucht der liebe Gott am Erdenboden seine Diener, die ihn verbreiten. Aber der liebe Gott, so wie ich ihn verstehe, braucht weder ein Buch noch Kirchen, sondern der ist da. Das ist mein Stand bis jetzt.
Aber ich sehe das sehr positiv, weil ich glaube, dass wir etwas wie den lieben Gott brauchen, was der auch immer ist und wer das auch immer ist. Wir brauchen etwas, woran wir uns halten können. An das wir im letzten Moment, wo wir keine Hilfe mehr haben, wo nichts mehr da ist, uns hinwenden können. Das kann dann nur Gott sein, der unbeschreibbar, unbegreiflich ist.
Sie stehen auch in Kontakt mit Kardinal Christoph Schönborn?
August Schmölzer: Der Herr Kardinal war bei einer Theatervorstellung in Reichenau an der Rax bei den Festspielen. Danach habe ich ihn angesprochen und ihm gesagt: „Ich würde gerne einmal mit Ihnen reden.“ Er hat gesagt: „Machen wir was aus.“
Dann war ich in der Andreaskapelle im Erzbischöflichen Palais beim Morgengottesdienst und danach bei ihm zum Frühstück. Später hat sich ergeben, dass Maria Loley, die sich sehr für Menschen einsetzte, von uns den ersten „Gustl 58“-Preis erhielt. Da habe ich Kardinal Schönborn gebeten, ob er nicht die Laudatio für sie halten könnte. Er hat gesagt: „Jetzt haben Sie mich erwischt, weil ich mit ihr befreundet bin.“ Ich schätze ihn sehr, weil er versucht, gemässigt, aber doch konsequent einen Weg zu gehen, der doch sehr viel Mut erfordert.
Sie haben die Initiative „ Gustl 58 “ mit-begründet, die sich jahrelang für benachteiligte Menschen einsetzte. Warum?
August Schmölzer: Als ich nach Österreich zurückgekommen bin und mir bewusst wurde, was für ein Glück ich in meinem Leben hatte. Zuerst einmal das Überstehen der ganzen Kinderkrankheiten und dann noch die Chuzpe zu sagen, ich will Schauspieler werden. Und das hat auch funktioniert, bis zu dem, was ich halt bin. Das ist mein Platz. Das ist ein so unvorstellbares Geschenk, wie Max Reinhard gesagt hat: „Schauspieler sind Menschen, die ihre Kindheit heimlich in die Tasche stecken, um ein Leben lang damit weiterzuspielen.“ Ich durfte das. So ein Geschenk zu haben, auch so leben zu können, wie ich leben darf, da wollte ich etwas zurückgeben.
„Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst“, warum ist Ihnen das wichtig?
August Schmölzer: Das ist ein großer Satz. Liebe ich mich? Ich weiß es nicht. Wie kann ich einen anderen Menschen lieben, wenn ich nicht weiß, ob ich mich selber liebe? Ich kann es nur immer versuchen.
Ich kann es immer wieder jeden Tag neu versuchen. Auf Menschen zugehen. Mir ist wichtig, sich im anderen wiederzuerkennen und danach zu handeln. Es ist vollkommen egal, ob wir Syrer, Ägypter oder Afrikaner in unserem Land haben. Es sind Menschen.
Die Gefühle sind bei jedem gleich, egal ob es eine andere Sprache oder Kultur ist. Das heißt, es gibt Dinge, die uns alle betreffen. Wir vergessen das nur immer wieder.
August Schmölzer wurde 1958 in St. Stefan ob Stainz in der Weststeiermark geboren. Nach der Lehre als Koch machte er eine Theater- und Schauspielausbildung.
Bekannt wurde er mit Rollen in Fernsehserien u. a. in „Julia, Eine ungewöhnliche Frau“, „Die Fremde und das Dorf“. Er spielte auch in Steven Spielbergs „Schindlers Liste“ mit. August Schmölzer engagiert sich immer wieder für benachteiligte Menschen.
St. Stefan 8,
8511 St. Stefan
T: +43 (0)676 344 13 00
E-mail: gustl58@herzensbildung.at
Internet: herzensbildung.at
Wie August Schmölzer vom Koch zum Schauspieler wurde, und warum ihm Nächstenliebe wichtig ist, schildert er am Freitag, 17. März, um 17.30 Uhr in den „Lebenswegen“ auf radio klassik Stephandom.
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