Das Rudolfsporträt wird in die Vitrine im Dom Museum Wien eingebaut.
Dom Museum Wien | Stephansplatz 6 | 1010 Wien, Austria
T +43 1 51552 3300 | F +43 1 51552 2599
office@dommuseum.at | www.dommuseum.at
Das Rudolfsporträt wird in die Vitrine im Dom Museum Wien eingebaut.
Dom Museum Wien | Stephansplatz 6 | 1010 Wien, Austria
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„Nach dem umfangreichen Umbau und den zahllosen Wochen und Monaten der Konzept- und Planungsarbeit ist es eine ganz besondere Freude, heute endlich unser Herzstück, das Rudolfsporträt, hier in den Museumsräumlichkeiten in Empfang nehmen zu dürfen.“
Johanna Schwanberg
Im Oktober ist es soweit: Das komplett neu gestaltete und modernisierte Dom Museum Wien am Stephansplatz wird unter der Leitung von Johanna Schwanberg eröffnet.
Die Vorbereitungen dazu laufen bereits auf Hochtouren. Die weltberühmten Kernbestände des Dom Museum Wien sind soeben zurückgekehrt. Im Zentrum steht das berühmte Bildnis Rudolfs IV., einer der wichtigsten historischen Schätze Österreichs, und das älteste bekannte wirklichkeitsnahe Porträt des Abendlandes.
Es wurde soeben in die neu adaptierte und auf den neuesten Stand gebrachte Schatzkammer des Dom Museum Wien übersiedelt, wo es ab 7. Oktober in seiner gepanzerten Klimavitrine zu bewundern sein wird.
Entstanden ist es rund um 1360. Der Künstler ist unbekannt. Für die damalige Zeit völlig neu war die Ansicht des Gesichts von schräg vorne. Die Herrscherportraits der folgenden Jahrhunderte übernahmen dieses Vorbild.
Das Dom Museum Wien (ehemals „Erzbischöfliches Dom- und Diözesanmuseum“ der Erzdiözese Wien) wurde in den letzten Jahren von Grund auf umgestaltet, modernisiert und auf den neuesten museumtechnischen Stand gebracht. Das Design stammt vom international renommierten Architekten Boris Podrecca, der sensibel auf die vorhandene Struktur des denkmalgeschützten Gebäudes eingegangen ist.
Die Sammlungsbestände sind einzigartig: die historischen Schätze des Wiener
Stephansdoms und der Erzdiözese, Avantgarde-Klassiker aus der legendären Sammlung Otto Mauer, die im neuen Museum permanent integriert sein wird, und zeitgenössische künstlerische Positionen treten hier mit den BesucherInnen in einen inspirierenden, spannungsreichen Dialog.
Der zeitgenössische Umbau des historischen Gebäudes mit Blick auf den Stephansdom ermöglicht eine spannende Inszenierung und Gegenüberstellung von Alt und Neu.
Neben der Dauerpräsentation der historischen Objekte, werden sich jährlich zwei Sonderausstellungen mit aktuellen und relevanten Themen an der Schnittstelle von Gesellschaft, Religion und Kunst auseinandersetzen.
„Es hat mich ungemein berührt, als dieses herausragende Werk der Kunstgeschichte als erstes Porträt des Abendlandes in Dreiviertelansicht in all seiner Bescheidenheit und Bedeutsamkeit zugleich plötzlich vor mir lag.
Es hat darauf gewartet, in seine neue Heimat, eine Hochsicherheitsvitrine mit Blick zum Dom zu kommen.
Denn dieses Bildnis erzählt mir genauso wie die Grabhülle Rudolfs IV. viele Geschichten. Es lässt mich über diesen kühnen Herrscher, Rudolf IV, nachdenken, der so wichtig für die Geschichte Österreichs und den Ausbau des Stephansdoms war.
Und es lässt mich darüber nachdenken, welche Bedeutung Bilder für die Gesellschaft, für die Überlieferung von Geschichte und Religion haben.“
Johanna Schwanberg
Das Porträt Herzog Rudolf IV.
Prager Hofwerkstatt(?), um 1360
Temperamalerei auf ungrundiertem, über Fichtenholz gespanntem Pergament
Leihgabe der Domkirche zu St. Stephan in Wien
Dom Museum Wien
Das Bildnis Rudolf IV., ist eines der wichtigsten historischen Schätze Österreichs. Es zeigt den als überaus ehrgeizig geltenden Habsburger, der bereits mit 13 Jahren Katharina von Böhmen heiratete. Sie war die Tochter des späteren Römisch-Deutschen Kaisers Karl des Vierten. Zwischen diesem und Rudolf herrschte ein starkes Konkurrenzverhältnis.
Als der Kaiser Prag zu einer prächtigen Residenzstadt ausbaute, machte Rudolf dasselbe mit Wien.
So fielen unter seine Regentschaft die Gründung der Wiener Universität und eben seit 1359 der Ausbau des Stephansdomes zur Hofkirche der österreichischen Landesfürsten.
Sechs Jahre später, 1365, gründete Rudolf in St. Stephan eine bis heute bestehende Gemeinschaft an Geistlichen – das spätere Domkapitel zu St. Stephan. Zu diesem Zeitpunkt war Wien noch dem mächtigen Erzbistum Passau unterstellt. Durch diesen taktischen Schachzug ebnete Rudolf aber den Weg zu einem eigenen Bischofssitz.
Bis es soweit war, sollte allerdings noch ein Jahrhundert vergehen. Rudolf starb im Alter von nur 26 Jahren.
Das Bildnis gilt als ein Schlüsselwerk der europäischen Porträtmalerei. Entstanden ist es rund um 1360, der Künstler ist unbekannt. Für die damalige Zeit völlig neu war die Ansicht von schräg vorne.
Die Herrscherportraits der folgenden Jahrhunderte übernahmen dieses Vorbild.
Zur Lebendigkeit der Darstellung tragen auch die leicht geöffneten Lippen bei. Fast scheint es, als würde Rudolf zu sprechen beginnen. Eine andere Möglichkeit ist, dass hier das für Habsburger so typische, vorstehende Kinn abgebildet ist. Für Rudolf ist ein solches Merkmal belegt.
Aufschluss gibt dieses Portrait nicht nur über das Aussehen Rudolfs, sondern auch über dessen Selbstbewusstsein. Achten Sie auf die markante Zacken-Krone. Überspannt wird sie von einem Bügel mit einem aufgesetzten Kreuz. Frappant erinnert diese Inszenierung an die Kaiserkrone, die Rudolf aber keinesfalls zustand.
Die Krone ist als Forderung zu deuten, dass er – der Habsburger – endlich wieder in die erste Reihe der deutschen Fürsten aufrücken will. Immerhin zwei seiner Vorfahren waren bereits römische Könige gewesen!
Einen Hinweis auf sein Begehren gibt auch die Inschrift am oberen Bilderrahmen. „Rudolfus Archidux Austrie ecetera“ Übersetzt bedeutet dies „Der Erzherzog von Österreich und weiterer Länder“. Wobei sich Rudolf den Titel eines Erzherzogs durch eine Urkundenfälschung selbst aneignete.