Brillantes Drama: Lou de Laage als Ärztin Mathilde Beaulieu, Agata Buzek als Sr. Maria.
Brillantes Drama: Lou de Laage als Ärztin Mathilde Beaulieu, Agata Buzek als Sr. Maria.
Der Film „Agnus Dei - Die Unschuldigen“ erzählt vom erschütternden Schicksal polnischer Ordensfrauen am Ende des Zweiten Weltkrieges.
Dezember 1945. Ein Frauenkloster im winterlichen Polen. Die Nonnen sind beim Abendgebet. Mit aufgeschlagenen Gebetbüchern und Kerzen stehen sie einander in zwei Reihen gegenüber. Ihr zarter Gesang hallt in den Gewölben der Kapelle wider. Doch unter die feinen Stimmen der Ordensfrauen mischt sich aus der Ferne ein anderes Geräusch: Es sind die schmerzerfüllten Schreie einer Frau.
So beginnt der Film „Agnus Dei – Die Unschuldigen“, der jetzt in unseren Kinos zu sehen ist.
Die französische Regisseurin Anne Fontaine erzählt darin beeindruckend von den Entwicklungen in einem Frauenkloster, das gegen Ende des Krieges von russischen Soldaten überfallen wurde. Zahlreiche Nonnen wurden von den Soldaten vergewaltigt. Sieben Ordensfrauen wurden dabei schwanger. „Wie gehen die Ordensfrauen mit ihrem Körper und der Aussicht auf Mutterschaft um, wie mit dem traumatischen Erlebnis und der Angst vor der Schande?“, lauten die Fragen, die der Film spannend umkreist.
„Der Film zeigt eine Realität, die erst jetzt historisch aufgearbeitet wird. So ist der Film furchtbar und gut zugleich, weil er die Wirklichkeit erzählt“, sagt Sr. Beatrix Mayrhofer, Schulschwester und Präsidentin der Frauenorden. Sie hat „Agnus Dei“ am 19. Juni im Wiener Filmcasino gesehen und anschließend an einer Diskussion darüber teilgenommen.
„Agnus Dei“ zeigt u. a. wie schwer es für die Nonnen war, mit dem Erlittenen umzugehen und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine junge Nonne (Sr. Maria) holt eine französische Ärztin des Roten Kreuzes zu Hilfe und rettet so einer Mitschwester das Leben. Sie bricht damit den Gehorsam gegenüber ihrer Äbtissin, die absolute Geheimhaltung geboten hat.
„Sie möchten das Richtige machen und landen in verheerenden Verstrickungen. Die Gelübde wurden damals ganz anders verstanden“, sagt Sr. Mayrhofer und betont: „Vielen Frauen ging es während und am Ende des Krieges so wie den polnischen Ordensfrauen im Film, weil Vergewaltigung als Kriegsmittel eingesetzt wurde und auch heute noch wird. Deshalb gilt es ungeschminkt hinzuschauen, was Frauen auch heute noch weltweit angetan wird.“
Trotz des grauenvollen Hintergrundes lässt „Agnus Dei“ die Zuseher nicht deprimiert zurück. Die Nonnen verzweifeln beinahe an Gott (der diese Ereignisse zuließ), erfahren aber auch dessen Hilfe in der Person einer selbstlosen jungen Ärztin.
Fragen des Glaubens (z. B. das Kreuz) werden ernsthaft aufgegriffen. Das Ende ist überraschend versöhnlich.
die Zeitung der Erzdiözese Wien
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