Dieter Grohmann wurde für sein filmisches Schaffen bereits vielfach ausgezeichnet. Brüssel ist seit 2006 der Lebensmittelpunkt des gebürtigen Wieners.
Dieter Grohmann wurde für sein filmisches Schaffen bereits vielfach ausgezeichnet. Brüssel ist seit 2006 der Lebensmittelpunkt des gebürtigen Wieners.
Dieter Grohmann ist Vertreter für Klein- und Mittelbetriebe aus ganz Europa in Brüssel. Nebenbei produziert der Grabesritter Filme aller Art – auch mehrfach prämierte Kunstfilme sind dabei. Mit dem SONNTAG sprach der Regisseur über seinen (Um-)Weg zum Film und einen für ihn wichtigen Segen.
Wir treffen Dieter Grohmann in seiner Wahlheimat Brüssel, wo er als Vertreter der Klein- und Mittelbetriebe aus ganz Europa im Einsatz ist.
Der 54-jährige Wiener ist neben dieser Tätigkeit auch künstlerisch aktiv und mittlerweile als Filmemacher auf allen wichtigen Filmfestivals vertreten.
Sein Kurzfilm „Das Stundenglas“ erhielt mehrere internationale Preise, darunter den Gold Award „Best short film“ in Los Angeles.
Grohmann ist gläubiger Katholik – bei all seinen Unternehmungen gibt ihm sein Glaube Kraft und Halt.
Gleich zu Beginn des Gespräch möchten wir von ihm wissen, wie er als eigentlich gelernter Jurist überhaupt zum Film gekommen ist.
Dazu der Erfolgsregisseur: „Nach der Matura hätte ich am liebsten das Reinhardt Seminar besucht, war aber damals als Persönlichkeit noch nicht stark genug dafür. Also habe ich mich für das Jusstudium entschieden.
Nach der Sponsion ging ich dann zu einem Vorsprechen. Dort wurde mir gesagt, ich sei zu alt für die Filmbranche. Deshalb ging ich zum Stadtmarketing der Wirtschaftskammer Salzburg.“
Später waren Sie Branchengeschäftsführer in der Wirtschaftskammer, bevor Sie 2006 Mediendirektor beim EU-Handwerksverbands UEAPME wurden.
Wie gelang es Ihnen, den Zugang zum Medium Film zu finden?
Ich habe immer wieder nebenberufliche Ausbildungen absolviert, etwa Non-Profit-Management in der Schweiz und einiges im Kommunikationsbereich.
Irgendwann hat sich dann auch eine Filmausbildung in Wien dazugesellt, als Privathörer bei Walter Wehmeyer. Darauf habe ich noch einen Lehrgang an der New York Film Academy aufgebaut.
Ihre Laufbahn hat also einen Umweg mit sich gebracht.
Das würde ich so nicht sagen. Das, was ich heute tue, baut auf meinen Erfahrungen auf. Heute mache ich einerseits Kurzfilme, die Spielfilme sind, andererseits Businessfilme, Videos von oder für Konferenzen, Dokumentationen und dergleichen.
Ihre jüngsten Spielfilme haben viele Preise gewonnen – nicht nur in Europa, sondern auch in den USA, in Kanada und in Südamerika. Wie nimmt man das auf?
Da bin ich stolz wie ein kleiner Bub. Immerhin, auf 30 Awards darf man, glaube ich, stolz sein. Letztlich bin ich auch froh, nicht in Hollywood gelandet zu sein – dort ist Film Business.
Bei uns in Europa steht der Kunstfaktor stärker im Vordergrund. Deshalb freuen mich diese Awards umso mehr, weil damit kein kommerzieller Erfolg, sondern künstlerische Kreativität ausgezeichnet wird.
„Das Stundenglas“ ist knapp über sechs Minuten lang. Was hat Sie dabei inspiriert?
Die Handlung ist angelehnt an die Geschichte meiner Mutter, die gegen Ende des Zweiten Weltkriegs vor den Russen Richtung Westen flüchten musste.
Sie hat mir schon vor vielen Jahren erzählt, wie dieser Zug – ein Viehtransporter – plötzlich auf freier Strecke hielt und die Passagiere hinausspringen mussten. Der Zug wurde von Flugzeugen beschossen, man konnte sehen, wo die Geschosse einschlugen.
Das war ein prägendes, durchaus traumatisches Erlebnis. Meine Großmutter sagte zu ihr „Trink nicht zu viel“, weil es schlichtweg keine Klos gab.
Wie nah ist der Film an die Erzählung angelehnt?
Ich habe mir einige dramaturgische Freiheiten genommen. In der Rahmenhandlung erinnert sich eine ältere Dame an einen solchen Angriff. Viele Menschen blieben dabei für immer liegen.
Die Dame sagt einem Arzt, sie sei grundsätzlich nicht durstig – glaubend, dass damals ihre Lästigkeit, etwas zu trinken, am Tod ihrer Mutter schuld sei, also will sie nie wieder durstig sein.
Wie viel Aufwand steckt in einer solchen Szene?
Am Anfang stand die Suche nach einer authentischen Location. Bei den Uniformen habe ich mich von Militärhistorikern beraten lassen. Außerdem wollte ich den richtigen „Flugzeug-Sound“ haben, weil ein Flugzeug für den Luftkampf anders klingt als eines für Bodenangriffe.
Bei vielen Kinofilmen wird ja immer wieder kritisiert, dass sie historisch ungenau sind. Wie wichtig ist für Sie Detailgetreue in Filmen?
Wenn ich einen Zuschauer in die Geschichte hineinholen, auf eine kurze geistige Reise mitnehmen möchte, dann sollte das Erlebnis authentisch sein. Dabei entscheiden Details und das richtige Setting.
Ich hatte bei den Vorführungen auch durchaus den Eindruck, dass die Zuschauer auch wirklich im Jahr 1945 waren.
Sie leben heute in Brüssel, einer Stadt, die österreichisch war, die spanisch war, in ihrer Architektur flämisch und französisch beeinflusst ist – und die heute Treffpunkt aller europäischen Völker ist. Wie fühlt man sich da als Österreicher, gerade als Künstler?
Das ist schwierig zu beantworten. Meine Identität kommt primär aus meiner Familie, die ich als meine engste Heimat empfinde. Außerdem habe ich die Neugier am Morgen immer spannender empfunden als den Rückblick am Abend.
Aber die Augen werden schon immer wieder feucht, wenn man, egal wo auf der Welt, in eine AUA-Maschine steigt und den Donauwalzer hört. Das hat etwas Wärmendes.
Ist Heimat für Sie ein kultureller, ein ideeller oder ein geographischer Begriff – gerade mit dem Glaubensbezug eines Grabesritters?
Wer Kinder erzieht, soll ihnen Wurzeln und zugleich auch Flügel mitgeben. Es ist sehr wichtig zu wissen, woher man kommt, welches Erbe man in sich trägt, denn dann lässt es sich besser und sicherer in die Zukunft gehen.
Als ich nach Brüssel entsandt wurde, habe ich einen Ordensbruder, der Priester ist, um einen erweiterten Reisesegen gebeten.
Er hat mir gesagt, dass wir im Orden Sitzritter haben, die Wichtiges für die Heimat leisten, und fahrende Ritter, die ihre Werte in die Welt hinaustragen.
Diese Sendung bedeutet auch, überall so zu wirken, dass es gottgefällig ist, also immer dort, wo man ist, das Gute zu tun.
Für uns Christen ist das eine wichtige Botschaft.
Dieter Grohmann als Regisseur in Aktion: Authentische Details sind ihm bei der filmischen Umsetzung besonders wichtig.
Dieter Michael Grohmann (*1963) ist Jurist, Filmemacher und Medienkünstler. Er gehört dem Grabesritterorden an – ein päpstlicher Laienorden, der Hilfe für die im Heiligen Land lebenden Christen organisiert.
Dieter Grohmann lebt seit 2006 in Brüssel.
Auf seiner Website www.dietergrohmann.eu ist ein Überblick über seine Werke zu finden.
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