In Garth Davis' Verfilmung ist Marias Leben bestimmt von einer intensiven Gotteserfahrung, würdigt "filmdienst.de".
In Garth Davis' Verfilmung ist Marias Leben bestimmt von einer intensiven Gotteserfahrung, würdigt "filmdienst.de".
Film über die Weggefährtin Jesu startet am 15. März in Österreichs Kinos - Katholische Filmkritik mokiert sich über "Sandalenkino" nach herkömmlichen Bildmustern, würdigt aber Zeichnung der Judas-Figur
Das Kino entdeckt Maria Magdalena neu: Rechtzeitig vor der Karwoche kommt am 15. März der mit dem Namen der Weggefährtin Jesu betitelte australisch-britische Film von Garth Davis in die österreichischen Kinos.
Schauspielerin Rooney Mara, die "Lisbeth Salander" aus der Verfilmung der "Millennium"-Trilogie von Stieg Larsson, spielt darin eine selbstbewusste Frau in der Glaubensfindung - jenseits des traditionellen Bildes der reuigen Sünderin; die Rolle von Jesus von Nazareth wurde mit Hollywoodstar Joaquin Phoenix besetzt.
Das katholische Filmkultur-Portal filmdienst.de bescheinigt dem Streifen eine "frische neue Sicht auf die Botschaft des Evangeliums". Mögen viele Details der Geschichte der Maria Magdalena erfunden sein, "dem Geist des Evangeliums bleiben sie treu". Eindrucksvoll seien die Leistungen der beiden Hauptdarsteller. Joaquin Phoenix sei kein "süßer" Jesus im Nazarener-Stil, sondern verbinde Stärke mit Zärtlichkeit. Rooney Mara mache "das innere Leuchten einer Frau von großer spiritueller Kraft" sichtbar.
Der Inhalt: Als verzweifelte Gottsucherin schleicht sich Maria Magdalena nachts in die Synagoge, findet dort aber nur Enge. Die alarmierte Familie verordnet eine brutale Dämonenaustreibung, bei der Maria beinahe ertränkt wird. Der fortan Verstummten nimmt sich Jesus an, bereits bekannt für seine Wundertaten.
Unter seinem Eindruck wagt Maria den Bruch mit allen Konventionen, wird Jesu Herzensgefährtin statt - wie von der Familie gewünscht - Gattin eines Ephraim und Mutter, weil sie spürt: auch Ermutiger brauchen manchmal Ermutigung. Sie schließt nicht nur Bekanntschaft mit den Jüngern wie Petrus, Johannes und Judas, sondern wird auch zur Zeugin von Jesu Kreuzigung und Auferstehung.
Dieser Sichtweise entspricht die zuletzt erfolgte Aufwertung einer der geheimnisvollsten Frauengestalten der Bibel durch das kirchliche Lehramt: 2016 hat Papst Franziskus verfügt, dass Maria Magdalenas Gedenktag, der 22. Juli, künftig in der gesamten römisch-katholischen Kirche als Fest begangen wird - worauf der Film im Abspann hinweist.
Bereits Thomas von Aquin hatte Maria Magdalena im Hochmittelalter als "Apostolin unter den Aposteln" gewürdigt; 1591 machte Papst Gregor aus ihr jedoch eine Prostituierte und geläuterte Sünderin. Seitdem stand sie lange für die Ambivalenz zwischen Heiliger und Hure.
In Garth Davis' Verfilmung ist Marias Leben bestimmt von einer intensiven Gotteserfahrung, würdigt "filmdienst.de". Sinnbildhaft werde dafür das Bild einer Taucherin eingeführt. Im Untertauchen erlebt Maria das Gefühl einer Schwerelosigkeit, im Aufsteigen zur Wasseroberfläche und zum Licht ein Hinaufstreben zum Göttlichen: "Die Gotteserfahrung als ein Getragen-Werden."
Ästhetisch jedoch verbleibt der Film in herkömmlichen Bildmustern "der wallenden Bärte und Gewänder verhaftet", bemängelt der "Filmdienst". Auch die deutsche katholische Nachrichtenagentur KNA mokiert sich über ein "Sandalenkino", das "den Andachtsbildchen, klassischen Heiligengemälden der westlichen Welt, deren Gesten und Posen" nichts Neues entgegensetze. "Vielleicht muss ein Bibelfilm an die alten Narrative anknüpfen, wenn er noch verstanden werden will."
Allzu zeitgemäß erscheinen dem kirchlichen Filmexperten dagegen die Auftritte von Jesus und Maria "wie ein erfolgreiches Therapieguru-Paar" beim Taufen, Segnen, Heilen und Predigen. "Esoterische Körperarbeit" leiste Maria etwa, wenn sie sich neben eine Schwangere bettet, um ihr mit gutem Zuspruch und Hautkontakt die Wehen zu erleichtern. Auch Jesus lege sich neben einen Toten, um ihn zu erwecken: "Energieübertragungsrituale wie in einem Reiki-Kurs", spottet die KNA.
Lob gab es dagegen für die Darstellung der in der Tradition so oft verteufelten Gestalt des Judas: Der Film erkläre nachvollziehbar, warum Judas zum Verräter wird - nämlich aus revolutionärer Ungeduld. Sein Glaube an Jesu Wundertätigkeit führt zur Überzeugung: Sicherlich würde er am Kreuz sein Gottsein offenbaren.
Als Judas jedoch seinen Herrn als Mensch leiden sieht, erhängt er sich. "Diese Lesart erteilt jeder antisemitischen Verdammung dieser Figur eine Absage und ist eine Stärke des Filmes", so die KNA-Kritik. Und die Kinobesucher lernten zudem: Das "Königreich auf Erden" ist bei Jesus ein innerer Zustand, kein geopolitischer Machtanspruch.