2016 den Aposteln gleichgestellt, jetzt im Kino: Maria Magdalena (Rooney Mara), engste Vertraute Jesu und Zeugin der Auferstehung.
2016 den Aposteln gleichgestellt, jetzt im Kino: Maria Magdalena (Rooney Mara), engste Vertraute Jesu und Zeugin der Auferstehung.
Theologisch stark, mit Superstars besetzt und spannend erzählt! Der Kinofilm „Maria Magdalena“ schildert die Geschichte der „Jesus-Bewegung“ aus der Sichtweise der wichtigsten Jüngerin Jesu.
Maria lebt mit ihrer Familie im Fischerdorf Magdala am See Gennesaret. Die junge Israelitin (gespielt von Schauspielerin Rooney Mara) ist fleißig, hilfsbereit und tiefgläubig.
Bei einer schweren Geburt wird sie aufgrund ihres Gespürs und Geschicks zur rettenden Helferin. Soweit scheint alles harmonisch, doch es gibt ein Problem.
Maria, bereits Anfang 20, will nicht heiraten. Tief in ihrem Inneren spürt sie eine Sehnsucht, die sie nicht einordnen kann. Vater und Brüder wollen sie zu einer Heirat zwingen.
Ihre Weigerung halten sie für Besessenheit und vollziehen nachts am See einen Exorzismus an ihr. Doch es hilft nichts. Sie lassen jemanden kommen, der seit einiger Zeit mit Heilungen und Dämonen-Austreibungen auf sich aufmerksam macht: Jesus von Nazaret.
Er ist der erste, der die vom Exorzismus völlig Erschöpfte nach ihrer Sehnsucht fragt. Schon die ersten Szenen des neuen Bibelfilms „Maria Magdalena“ (soeben in den Kinos gestartet) berühren und zeigen eine neue Perspektive auf die Geschichte, die wir alle kennen: das Auftreten Jesu und seine Botschaft vom Reich Gottes, seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung. Kurz: Die Geburt des Christentums.
Regisseur Garth Davis lässt im Film „Maria Magdalena“ die unverheiratete, junge Frau aus Magdala zur entscheidenden Hebamme bei der Geburt der Kirche werden.
Viera Pirker, Theologin am Institut für Praktische Theologie der Universität Wien, hat sich den Film „Maria Magdalena“ mit dem SONNTAG angesehen.
Ihre Einschätzung lautet: „Regisseur Garth Davis ist mit ,Maria Magdalena’ ein ganz hervorragender Film gelungen. Das Casting ist toll, ebenso die Bilder und die Landschaften. Die Erzählung, das Drehbuch ist sehr eigen entwickelt und theologisch hochkarätig.“
Die Drehbuchautorinnen Helen Edmundson und Philippa Goslett haben sich mit Rabbis, Priestern, Theologen, Bibelwissenschaftlern und Archäologen beraten und versuchen aus verschiedenen Meinungen eine eigene, sinnvolle Erzählung zu finden.
Anliegen des Filmteams war es, die Geschichte der „Jesus-Bewegung“ ganz anders zu erzählen, dabei aber die Gefühle religiöser Menschen nicht zu verletzen und gleichzeitig einen spannenden Film zu machen.
War Maria Magdalena in kontrovers diskutierten Filmen von Martin Scorsese („Die letzte Versuchung Christi“, 1988) und Mel Gibson („Die Passion Christi“, 2004) noch eine weitgehend schweigende Frau am Rande des Geschehens, rückt sie jetzt ins Zentrum.
Hollywood-Star Rooney Mara schlüpft in die Rolle der Jüngerin Jesu, die bis zu seinem Tod am Kreuz an seiner Seite bleibt.
Viera Pirker über die Hauptdarstellerin: „Roony Mara ist eine sehr zarte und anrührende Maria von Magdala. Ich finde sie sehr gut besetzt und auch fein inszeniert mit ihren großen hellen Augen, sanft, aber auch sehr entschieden. Sie geht ihren Weg, sie hört genau hin und folgt ihrem inneren Drang, der sie und die Menschen um sie herum wirklich weiterbringt.“
„Der Film fängt gut ein, dass in der antiken Gesellschaft für Männer und Frauen ganz bestimmte Positionen vorgesehen sind und Maria diese Grenzen überschreitet, aber nicht in einem Akt der Selbstermächtigung, sondern in einem Akt der Demut und des unbedingten inneren Müssens“, führt Viera Pirker aus.
Diese Grenzüberschreitungen Marias führen zu Spannungsmomenten im Film: Petrus (Chiwetel Ejiofor) und die Jünger begegnen dem Umstand, dass sie eine der engsten Vertrauten von Jesus ist, durchaus mit Eifersucht.
Präzise und Schritt für Schritt entwickelt der Film die Geburt des Christentums im Beziehungsgeflecht einiger Menschen: Jesus und seine Jünger und seine Jüngerin.
Vom „Reich Gottes“ haben letztere völlig unterschiedliche Meinungen. Judas (Tahar Rahim) wird als sympathischer, gebrochener Mann gezeigt, der Jesus durch seinen Verrat zwingen will, das Reich Gottes „einzuläuten“.
Petrus glaubt nach der Kreuzigung, dass nur der wiederkommende Christus das Reich Gottes verwirklichen kann.
In einem Streitgespräch mit Petrus gibt Maria Magdalena am Ende des Films den entscheidenden Hinweis: „Das Reich Gottes beginnt jetzt in unseren Beziehungen, in unseren Herzen, und das ist es, was Jesus von uns will, dass wir heute und hier miteinander anfangen.“
„Maria Magdalena“ zählt, trotz einiger theologischer Fragwürdigkeiten (z. B. die Tauftätigkeit Jesu), in seiner Eigenart zu den gelungensten Bibelverfilmungen. Superstar Joaquin Phönix verkörpert Jesus mit außergewöhnlicher Ausstrahlungskraft und versucht dennoch nicht, „Jesus ganz zu erzählen, sondern bleibt offen“ (Pirker).
Ein filmisches Meisterwerk von Garth Davis, das die Vorbereitung auf Ostern heuer (auch) im Kino möglich macht.
Institut für praktische Theologie der Universität Wien
Jesus (Joaquin Phönix) und Judas (Tahar Rahim) in ihrem letzten vertrauten Gespräch vor dem Verrat.
Berührende Passionsszene: Die Mutter Jesu (gespielt von der israelischen Schauspielerin Irit Sheleg) nimmt ihren toten Sohn (Joaquin Phönix) in die Arme.
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