Auf dem Weg zur Moschee: Die Entdeckung eines christlichen Freskos verändert alles.
Auf dem Weg zur Moschee: Die Entdeckung eines christlichen Freskos verändert alles.
Im aktuellen Kinofilm „Ein Licht zwischen den Wolken“ geht es um das herausfordernde Zusammenleben der Religionen. Wir sprachen mit Stephan Lorger-Rauwolf von „Kirche im Dialog“ über den Film und darüber, was das Miteinander fördern kann.
Schneebedeckte Berge, saftige grüne Wiesen und das Glockengeläut weidender Viehherden. Man könnte die Szenerie für einen Ort in unseren Alpen halten, doch der aktuelle Kinofilm „Ein Licht zwischen den Wolken“ führt uns in die unberührte Schönheit des albanischen Hochgebirges.
Hier lebt in einem Bergdorf der Ziegenhirte Besnik (Arben Bajraktaraj) naturverbunden, bescheiden und erstaunlich multikulturell: Er selbst ist Moslem, seine verstorbene Mutter war Katholikin, sein pflegebedürftiger Vater ist bekennender Kommunist, die Schwiegerfamilien z. T. orthodox, z. T. moslemisch. Eine für das lange atheistisch regierte Albanien wohl nicht unübliche Familien-Konstellation.
Besnik kümmert sich rührig um den alten Vater, betet beim Hüten der Ziegen und besucht regelmäßig die alte kleine Moschee im Dorf. Dort folgt er einer inneren Eingebung und untersucht einen Fleck an der Mauer. Hinter dem Verputz der Moschee entdeckt er ein christliches Fresko, das zeigt: Die Moschee war früher eine Kirche. Die Dorfgemeinschaft ist in Aufruhr.
Regisseur Robert Budina ist mit „Ein Licht zwischen den Wolken“ ein sehenswerter, ruhiger Film gelungen, der vielschichtig um das Zusammenleben der Religionen kreist.
„Der Film macht deutlich, wie leicht es zu Missverständnissen zwischen den Religionsgruppen kommt und welche Bilder man vom anderen im Kopf hat“, sagt Stephan Lorger-Rauwolf von „Kirche im Dialog“, Anlaufstelle in der Erzdiözese Wien für alle, die sich mit der sie umgebenden, pluralistischen Gesellschaft auseinandersetzen: „In der Moschee im Film wird diskutiert, ob man die Katholiken da Messe feiern lassen kann. Das Argument, das kommt: Die wollen das ja selbst nicht.
Als Besnik mit der Restauratorin zum katholischen Pfarrer geht und den Vorschlag macht, sie könnten einmal pro Woche in der Moschee Messe feiern, kommt von diesem die Aussage: Die Muslime wollen das nicht.
Der Film zeigt sehr schön, dass man zwar nebeneinander gelebt hat, aber nicht miteinander.“
Angeregt durch den Film eröffnet sich die Frage: Wie können wir das Miteinander der Religionen bei uns fördern?
Lorger-Rauwolf: „Man muss Interesse zeigen, um den anderen kennen zu lernen. Viele Missverständnisse entstehen dadurch, weil man gar nicht weiß, wie der andere lebt und was ihm wichtig ist.“
„Kirche im Dialog“ lädt die Mitarbeiter der Erzdiözese Wien regelmäßig ein, gemeinsam andere Religionsgemeinschaften zu besuchen. „Im November gehen wir zu den Aleviten, im nächsten Jahr ist ein Besuch bei den Sikhs geplant.“
Pfarren können solche Besuche auch von sich aus organisieren. Was kann man sonst noch tun, um ein gutes Miteinander der Religionen zu fördern?
Stephan Lorger-Rauwolf führt aus: „Ein einfacher Schritt, auf die anderen zuzugehen, ist, diesen zu einem Fest zu gratulieren. Man kann im Feiertagskalender nachschauen, wann es bei Muslimen oder bei Juden ein Fest gibt.
Pfarrer oder Pfarrgemeinderat können dann bei der Religionsgemeinschaft in der Nachbarschaft gratulieren. Das ist eine schöne und einfache Art, miteinander in Kontakt zu treten.
Ein weiterer Schritt wäre es, eine andere Religionsgemeinschaft einmal zum Pfarrfest einzuladen.“ Die Initiative www.feiertagsgruß.at von „Kirche im Dialog“ listet die Feiertage von Juden, Christen und Muslimen auf und erinnert an diese per Newsletter. Sie soll 2020 noch größer ausgebaut werden.
Im Film „Ein Licht zwischen den Wolken“ (derzeit in Wiener Kinos) geht es mit dem Dialog zwischen den Religionsgruppen gut aus. Ob die Katholiken dann tatsächlich in der Moschee Messe feiern? Sehen Sie selbst...
Trailer:
Stephan Lorger-Rauwolf:
„Einfache Schritte zum Miteinander setzen."
Initiative www.feiertagsgruß.at
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