Das Grabmal Friedrichs III. im Stephansdom gilt als eines der bedeutendsten Kunstwerke des österreichischen Spätmittelalters.
Das Grabmal Friedrichs III. im Stephansdom gilt als eines der bedeutendsten Kunstwerke des österreichischen Spätmittelalters.
Vor 500 Jahren wurde das Hochgrab für Kaiser Friedrich III. vollendet. Seit 1513 residiert auch ein Bischof in Wien.
Am 19. August 1493 starb der 78-jährige Kaiser Friedrich III. in Linz. Sein Grabmal im Wiener Stephansdom war damals noch nicht vollendet, deshalb wurde der Leichnam zunächst in der Herzogsgruft unter dem Hochaltar beigesetzt. 20 Jahre später, am 12. November 1513, fand dann die endgültige Beisetzung des Kaisers in das fertige Hochgrab im Apostelchor der Domkirche statt.
Ob das Monumentalgrab ursprünglich für den Stephansdom oder doch für Wiener Neustadt gedacht war, damit beschäftigt sich unter anderem eine internationale Fachtagung in Wien. „Der Kaiser hat kein Testament hinterlassen, das wir heute schwarz auf weiß schriftlich zur Verfügung hätten. Das, was wir haben, sind Hinweise, die man so oder so interpretieren kann“, erklärt Renate Kohn vom Institut für Mittelalterforschung, Österreichische Akademie der Wissenschaften. „Dieses Grabmal ist wahrscheinlich eines der großartigsten spätgotischen Denkmäler Österreichs. Es ist aber erstaunlicherweise relativ wenig bearbeitet und beforscht worden. Wenn dann nur die Deckplatte, die von einem der ganz großen Stars der damaligen Bildhauerkunst, von Niclaes Gerhaert van Leyden stammt. Der Rest wurde eher mehr oder weniger ignoriert.“
Die Tagung habe, so Organisatorin Kohn, zwei Ziele: Erstens das Denkmal in seiner Gesamtheit zu untersuchen. Das zweite Ziel sei es, einmal ein solches Kunstwerk nicht nur kunsthistorisch zu betrachten, sondern unter anderen Aspekten wie Geschichte, Wappenkunde, Inschriftenforschung oder Theologie unter die Lupe zu nehmen.
Friedrich III. könne in seiner Bedeutung für die Erzdiözese Wien nicht hoch genug geschätzt werden, sagt Domarchivar Reinhard Gruber. „1469 konnte er in Rom die Errichtung des Bistums Wien gleichzeitig mit der des Bistums Wiener Neustadt vom Papst erlangen. Es hat zwar einige Zeit gedauert, bis wirklich ein Bischof hier am Ort auch residiert hat. Das ist jetzt auch fünfhundert Jahre her. Am selben Tag wie die Übertragung der sterblichen Überreste Friedrichs in das vollendete Hochgrab wurde Georg von Slatkonia zum Bischof geweiht.“
„Auf der Deckplatte ruht die lebensgroße Figur des Kaisers in einem prachtvollen Ornat, umgeben von seinen wichtigsten Wappen: das Heilige Römische Reich, Österreich, Steiermark, unter seinen Füßen das Habsburgwappen. Über seinem Haupt mit der Krone zeigt sich ein wunderschöner Baldachin. An dessen Stirnseite der heilige Christophorus, der erklärte Lieblingsheilige des Kaisers“, schildert Renate Kohn. An der Seite der Deckplatte reihen sich wiederum Wappen, teils klar identifizierbar, teilweise besteht eine Unsicherheit. „Darunter gibt es an den Tumbaseiten zwei Programme: Einerseits die Reliefs mit seinen geistlichen Stiftungen, vor allem jene in Wiener Neustadt, und andererseits die Pfeilerfiguren, bei denen es sich offensichtlich um Herrschaftsansprüche des Kaisers handelt: Die sieben Kurfürsten stehen für das Heilige Römische Reich“, so Kohn.
An der Balustrade sind 52 Heilige zu sehen. An der Stirnseite Jesus Christus als „Salvator Mundi“ (Retter der Welt) und an der Rückseite ein Relief des Auferstandenen. „Von den Heiligen sind zwölf die Apostel, die größer als die übrigen dargestellt sind. Man könnte darin die himmlische Hierarchie sehen. Die Apostel scheinen diese Brüstung zu tragen: die Apostel als Säulen des Glaubens und der Kirche“, erklärt Reinhard Gruber. „Es könnte sich auch um einen Hinweis auf das Herrscherverständnis handeln. Friedrich war der Letzte, der in Rom vom Papst zum Kaiser gekrönt und gesalbt wurde. Er sah sich als vom Nachfolger des Apostels Petrus Gekrönter und Gesalbter durchaus auch als 13. der Apostel, als Verteidiger des wahren apostolischen Glaubens.“ Die übrigen 40 Heiligen, die etwas kleiner dargestellt werden, seien wohl in der Anlehnung an das Allerheiligenpatrozinium von St. Stephan und an die Allerheiligenlitanei, ein Lieblingsgebet von Friedrich, ausgesucht worden. Es handelt sich dabei um eine Auswahl an Heiligen: die Nothelfer, darunter die berühmten drei heiligen Madln Barbara, Margaretha und Katharina. Aber auch Heilige des Hauses Habsburg. „Das ist wichtig für das mittelalterliche Herrschaftsverständnis. Ein Herrscher musste sozusagen als Legitimation seiner Herrschaft Heilige in seinem Stammbaum haben“, so Gruber. „Es sind biblische Heilige wie Paulus und Maria Magdalena zu finden, auch die beiden Dompatrone Stephanus und Laurentius, gleichzeitig auch Patrone des Bistums Wien, und der damalige Landespatron Koloman."
Aber auch der heutige Landespatron, der heilige Leopold, ist als Pfeilerfigur verewigt. Friedrich erreichte 1485 die Heiligsprechung des Markgrafen.
ml