Günter Geyer ist Vorstandsvorsitzender des „Wiener Städtischen Versicherungsvereins“, Obmann des Vereins „Unser Stephansdom“ und Präsident der Freunde des Dom- und Diözesanmuseums.
Günter Geyer ist Vorstandsvorsitzender des „Wiener Städtischen Versicherungsvereins“, Obmann des Vereins „Unser Stephansdom“ und Präsident der Freunde des Dom- und Diözesanmuseums.
Jahrelang stand Günter Geyer als Generaldirektor an der Spitze der „Wiener Städtischen" Heute hat er eine andere große Aufgabe: die Erhaltung des Stephansdoms
Die „Wiener Städtische“ wurde vor 190 Jahren auch von kirchlichen Institutionen gegründet?
Günter Geyer: Es war ein Offizier der kaiserlichen Armee, der den Napoleonischen Krieg mitgemacht hat. Aufgrund der vielen Brände, die er erlebt hat, dachte er, er gründet einen Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit. 1803/1804 hat er begonnen Sympathisanten zu gewinnen, um sein Vorhaben umzusetzen. Es waren insgesamt 364 Persönlichkeiten. Mit dabei waren der damalige Erzbischof von Wien, der auch Administrator für Salzburg war, das Domkapitel und nahezu alle in Niederösterreich bestehenden Stifte und Klöster. Mit der Unterstützung des damaligen Propstes des Stiftes Klosterneuburg, Gaudenzius Dunkler, ist es gelungen, am Heiligen Abend des Jahres 1824 die Zustimmung des Hofes zur Betreibung eines Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit zu bekommen.
Man stellt sich vielleicht die Frage, warum so etwas so lange gedauert hat. Das liegt daran, dass es eine sehr absolutistische Regierungsform war unter Franz I., die Zeit des Vormärzes. Ein Versicherungsverein, in dem vorgesehen war, dass spezielle Funktionen gewählt wurden. Noch dazu unter kräftiger Unterstützung von Stiften und Klöstern, wo Demokratie in reinster Form existierte, das wurde als „aufmüpfiges Unterfangen“ interpretiert. Darum hat es so lange gedauert, bis die Überzeugung durchgesickert ist, dass es doch etwas sehr Gutes ist. Es war auch etwas Gutes, wie die Geschichte zeigt.
Sie sind Präsident des Vereins „Unser Stephansdom“ und auch für das Dom- und Diözesanmuseum ein großer Proponent. Was veranlasst Sie zu diesen Aufgaben?
Da gibt es zwei Gründe. Der eine, die historische Verbindung von Kirche und kirchlicher Einrichtungen mit unserem Hause. Der zweite: Ich bin 2011 aus dem täglichen operativen Geschäft ausgeschieden. Damit hat man mehr Spielraum für Sachen, die auch sehr wichtig sind und für die man nicht immer so viel Zeit abschneiden kann. Ich kann mir kaum ein schöneres Betätigungsfeld vorstellen, als für jene Einrichtung tätig zu sein, die das Denkmal Österreichs ist wie der Stephansdom. Dazu beizutragen, dass dieser Dom jeden Tag in irgendeiner Form hergerichtet werden kann, ist eine schöne Aufgabe. Ich freue mich, dass in der Zeit, in der ich diese Aufgabe wahrnehmen kann, einiges in Bewegung gelangt ist. Ich bin sehr erfreut, dass sich große Tageszeitungen engagieren und es auch in einem sehr starken Maße wieder dieses Bewusstsein „Das ist unser Dom!“ gibt. Ich darf von vielen Menschen, unabhängig von ihrer persönlichen religiösen Einstellung, sagen, dass er das Denkmal interpretiert wird, dass es wert ist zu erhalten.
Das Dommuseum befindet sich gerade im Umbau. Dieser war unbedingt aus Sicherheitsgründen und versicherungstechnischen Gründen notwendig. Architekt Harald Gnilsen von der Erzdiözese und Architekt Boris Podrecca haben nun einen sehr schönen Weg gefunden, um Ende 2015 der Öffentlichkeit einen Ausstellungsraum präsentieren zu können, der einerseits sehr modern ist, andererseits auch die Zielsetzungen des Dommuseums widerspiegeln kann: die Ausstellung sehr wertvoller kirchlicher Kulturgüter und auch die Möglichkeit der Präsentation zeitgenössischer Werke sowie die Diskussion zwischen moderner Kunst und Religion.
Ich habe gelesen, dass der Dom in zwei oder drei Jahren mit der Außenreparatur fertig sein sollte. Ist das überhaupt denkbar?
Es ist ein Bauwerk, das von der Struktur her leider ständig einer Behandlung bedarf. Optimistisch hat Dombaumeister Wolfgang Zehetner gesagt, 10 Jahre braucht er noch für die Rundumerneuerung. Und dann wird man wieder von vorne beginnen müssen. Es wird Überlegungen geben, wie künftig der Stephansplatz gestaltet wird. Hier gibt es Gespräche mit der Stadt Wien und in diesem Konnex eine Redimensionierung der Dombauhütte, um auch das Bischofstor von außen zugänglich zu machen und so einen weiteren Eingang zum Dom zu gestalten.
Die Idee eines unterirdischen Museums und einer Versenkung der Dombauhütte unter die Erde ist begraben worden. Wie kann man sich das nun vorstellen?
Diese faszinierende Idee ist für eine absehbare Zeit nicht realisierbar. Es wird daran gedacht, einen Teil der Tätigkeiten von der Dombauhütte ein bisschen außerhalb des Zentrums zu verlagern, damit die Schwerarbeiten dort stattfinden können. Das würde erlauben, die Größe der Dombauhütte zurückzuziehen, um das erwähnte Tor im Stephansdom öffnen zu können. Dann wird es eine Wettbewerb geben, wie der Stephansplatz gestaltet wird. Für die Umbauzeit wird man auch einen Fiakerstandplatz finden müssen. Dann hoffen wir, dass wir eine wunderbare Verbindung von Dom und dem Platz, der modern und ansprechend ist, haben. Es soll auch einen deutlichen Hinweis zum Dommuseum geben, das ist unser Wunsch, z. B. mit Kunst im öffentlichen Raum.
Interview: Anton Gatnar