Diakone und Priester mit indigenen Wurzeln zelebrierten ebenfalls bei dem Gottesdienst, zu dem etwa 50.000 Menschen angereist waren - einige 16 Stunden, andere zwei Tage mit dem Auto.
Diakone und Priester mit indigenen Wurzeln zelebrierten ebenfalls bei dem Gottesdienst, zu dem etwa 50.000 Menschen angereist waren - einige 16 Stunden, andere zwei Tage mit dem Auto.
Der katholische Älteste unter den "Elders" der indigenen Völker. Ein Kathpress-Korrespondentenbericht von Severina Bartonitschek.
Nicht nur einmal feiert der Papst in Kanada die heilige Anna, die Mutter Marias und Großmutter Jesus. Wie ein roter Faden zieht sich ihr Name durch das päpstliche Besuchsprogramm. Gleichermaßen liegt sie Franziskus wie auch den indigenen Gemeinschaften des Landes am Herzen. Versöhnung und Heilung - das Motto der Papstreise nach Kanada - entstehen durch Nähe. Franziskus bemüht sich sehr darum.
So verband die Messe im Commonwealth-Stadion in Edmonton am Dienstag erneut die Kulturen. Wie bereits bei der Vergebungsbitte am Vortag wurde Franziskus mit Trommelschlägen begrüßt, er selbst trug ein Gewand mit traditionell indianischen Verzierungen. Diakone und Priester mit indigenen Wurzeln zelebrierten ebenfalls bei dem Gottesdienst, zu dem etwa 50.000 Menschen angereist waren - einige 16 Stunden, andere zwei Tage mit dem Auto.
Vier Älteste der Ureinwohner brachten Gaben an den Altar, auch wenn die Messe sonst sehr traditionell gestaltet wurde. Der Festtag der Großeltern Jesu, Anna und Joachim, an dem die Messe gefeiert wurde, greift ein Thema auf, das Papst wie Indigenen besonders am Herzen liegt: Sorge und Wertschätzung gegenüber Älteren und Großeltern, das Miteinander der Generationen.
Bei Kanadas indigenen Völkern, den First Nations, Metis und Inuit, gewährleisten Älteste die kulturelle Kontinuität ihrer Gemeinschaft. Die "Elders" sind Lehrer, Berater, Leiter von Zeremonien, Heiler und Konfliktlöser. Sie verbinden Vergangenheit und Gegenwart; sind beispielsweise dafür verantwortlich, Zeremonien und Wissen um Heilung an die nächste Generation weiterzugeben.
Älteste sind zwar oft Senioren, aber das ist nicht immer der Fall. Nicht alle indigenen Senioren sind Älteste, und nicht alle Ältesten sind alt. Ein Ältester wird von seiner indigenen Gemeinschaft als solcher auserwählt und oft als Tante, Onkel, Großmutter oder Großvater bezeichnet.
Durch Großeltern "haben wir gelernt, dass das Gute, die Zärtlichkeit und die Weisheit feste Wurzeln der Menschheit sind", sagte Papst Franziskus auch daran anknüpfend in seiner Predigt in Edmonton. Diese Geschichte, dieses Erbe müsse gehütet werden. "Lassen wir es niemals an Liebe und Respekt für die Menschen fehlen, die uns vorausgegangen und uns anvertraut sind: Denn sie sind kostbare Schätze, die eine Geschichte hüten, die größer ist als sie selbst", mahnte Franziskus.
Für eine gute Zukunft müssten diese Wurzeln gepflegt werden. Bezug nehmend auf die verheerend traumatische Geschichte, die viele Indigene durch Assimilierung und Missbrauch in den Residential Schools, den oft von der Kirche geleiteten Internatsschulen, erlebt haben, bat der Papst an einer Zukunft zu arbeiten "in der sich Gewalt und Ausgrenzung, die unsere indigenen Brüder und Schwestern erlitten haben, für niemanden wiederholt".
Rund 150.000 indigene Buben und Mädchen sind in hauptsächlich von den Kirchen geführten Internaten in Kanada ihrer Kultur beraubt, misshandelt oder missbraucht worden. Die Bitte um Vergebung für die Rolle der Kirche, Heilung und Versöhnung sind zentrales Anliegen des Papstes auf seiner Kanadareise.
Ein traditioneller Weg um Buße zu tun, ist in Kanada die Wallfahrt an den Lac Sainte Anne, die auch der Papst am Dienstag unternahm. Besonders um den Festtag der heiligen Anna pilgern Tausende Menschen - oftmals barfuß - an den See westlich der Provinzhauptstadt Edmonton. Zugleich schafft auch dieser Ort eine Verbindung zwischen den Kulturen.
So gilt das Wasser sowohl den First Nations der Prärie Albertas als auch vielen Katholiken als heilig und heilend. Im Rollstuhl sitzend wurde der Papst direkt an das Ufer gebracht, wo Franziskus betend verharrte. Es war der atmosphärische Höhepunkt des Tages, als Franziskus anschließend das Wasser segnete und einen Wortgottesdienst feierte. Selbst betreten hat er das heilende Gewässer aber nicht - trotz seines schmerzenden Knies.