Seit 2013 war Franziskus vier Mal auf dem afrikanischen Kontinent zu Gast. Er besuchte Kenia, Uganda, die Zentralafrikanische Republik, Ägypten und Marokko. Zuletzt reiste er 2019 nach Mosambik, Madagaskar und Mauritius.
Seit 2013 war Franziskus vier Mal auf dem afrikanischen Kontinent zu Gast. Er besuchte Kenia, Uganda, die Zentralafrikanische Republik, Ägypten und Marokko. Zuletzt reiste er 2019 nach Mosambik, Madagaskar und Mauritius.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Daran hält sich Papst Franziskus bei seiner seit Jahren geplanten Reise in den Kongo und Südsudan. Von 31. Jänner bis 5. Februar soll das Vorhaben nun umgesetzt werden.
Die Papstreise in die Demokratische Republik Kongo und in den Südsudan stand bislang unter keinem guten Stern. Obwohl der Papst die beiden afrikanischen Länder schon länger besuchen wollte, gab es immer wieder Hindernisse. Erst erlaubten die politischen Zustände keine Reise, dann kam die Corona-Pandemie, anschließend versagte das päpstliche Knie. Dem scheint es inzwischen etwas besser zu gehen, und alles ist vorbereitet für eine ebenso anstrengende wie riskante Friedensmission von 31. Jänner bis 5. Februar. In beiden Ländern eskalieren in jüngster Zeit die blutigen Konflikte. Kann der Papst die Lage verbessern?
Mit seiner Friedenspilgerreise in den Kongo verbinde er die Hoffnung, "dass die Gewalt im Osten des Landes aufhört und sich der Weg des Dialogs und der Wille, sich für Sicherheit und das Gemeinwohl einzusetzen, durchsetzen wird", erklärte Franziskus Anfang Jänner bei einer außenpolitischen Grundsatzrede an das Diplomatische Corps im Vatikan. Im Südsudan wolle er sich mit seinen Begleitern "dem Ruf der Menschen nach Frieden anschließen und zum Prozess der nationalen Aussöhnung beitragen".
In beiden Ländern herrschen interne Konflikte; Bürgerkriege und Kämpfe zwischen Armeen und Rebellengruppen forderten im vergangenen Jahrzehnt Hunderttausende Leben. Sowohl im Kongo als auch im Südsudan ist die katholische Kirche ein wichtiger Mittler. Im christlich geprägten Südsudan bemüht sie sich - gemeinsam mit der anglikanischen und presbyterianischen Kirche - den Dialog der Parteien zu befördern. Darum reisen die Vertreter dieser Kirchen gemeinsam an. Während der Tage im Südsudan von 3. bis 5. Februar wird der Papst begleitet vom anglikanischen Primas, Erzbischof Justin Welby von Canterbury, und dem Moderator der presbyterianischen Kirche Schottlands, Iain Greenshields.
Zunächst wird Papst Franziskus aber allein in die kongolesischen Hauptstadt Kinshasa reisen. Neben den Standardterminen mit Präsident Felix Tshisekedi und Regierungs- und Kirchenvertretern des Gastlandes ist dort eine Begegnung mit Opfern von Gewalt im Ostkongo geplant. Ursprünglich war dieses Treffen in Goma vorgesehen, der Hauptstadt der Krisenregion Nord-Kivu. Aus Sicherheitsgründen wurde es nach Kinshasa verlegt. Weiter will das Kirchenoberhaupt eine große Messe auf einem Flughafengelände von Kinshasa feiern und in einem anderen Stadion Jugendliche und Katechisten treffen.
Am vierten Tag reist der Papst von Kinshasa weiter in den Südsudan. Gemeinsam mit Welby und Greenshields wird er in der Hauptstadt Juba Binnengeflüchtete besuchen. Außerdem ist ein gemeinsames ökumenisches Gebet geplant. Alle drei wollen sich vor allem solidarisch mit den Menschen zeigen, ihre Reise nannten sie "Pilgerfahrt für den Frieden". Für den Papst steht auch eine Messe im John Garang Mausoleum Park auf dem Programm.
Eben dieser Friede ist in beiden Ländern fragil. Im Kongo begann kürzlich der Wahlkampf um das Präsidentenamt Ende des Jahres. Die letzten Wahlen waren geprägt von Protesten und Gewalt. Ex-Präsident Joseph Kabila hatte trotz beendeter zweiter Amtszeit 2016 verfassungswidrig weiterregiert und Wahlen hinausgezögert. Erst 2019 kam der Machtwechsel. Präsident ist seither Felix Tshisekedi. Er traf Papst Franziskus im ersten Amtsjahr gleich zweimal; zunächst zur Kardinalsernennung von Kinshasas Erzbischof Fridolin Ambongo. Bei seinem zweiten Besuch sprachen die beiden vor allem über die humanitäre Lage. Besonders im rohstoffreichen Osten des Kongo kämpfen seit vielen Jahren Rebellengruppen um die Vorherrschaft.
Dort sind bei einer Bombenexplosion in einer Pfingstkirche Mitte Jänner zahlreiche Menschen getötet worden. Ebenfalls in der Region kam es Ende November zu einem Massaker mit knapp 300 Opfern. Dabei starben auch Kinder, die sich in einem Krankenhaus und einer Kirche aufhielten. Menschenrechtler und Diplomaten machten die Rebellengruppe M23 für die Morde verantwortlich. Die Regierung des Nachbarlandes Ruanda steht im Verdacht, die Gruppe zu lenken und zu finanzieren. Tausende Ostkongolesen sind derzeit auf der Flucht. Das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten schätzt, dass in diesem Jahr jeder vierte Kongolese auf lebenserhaltende Unterstützung angewiesen sein wird.
Der Papst reise in ein Land, in dem Kriege und Konflikte andauern, sagte der Papstgesandte in Kinshasa, Erzbischof Ettore Balestrero dieser Tage. "Er kommt, um die Menschen zu trösten; er kommt, um Wunden zu heilen, die noch bluten", so der Nuntius. Ähnlich äußerte sich der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Kisanganis Erzbischof Marcel Utembi Tapa: "Der Papst will uns ermutigen, und wir hoffen, dass seine Worte uns zu Einheit, Frieden und Sicherheit führen werden."
Unruhig ist die Lage auch im Südsudan. 2011 erlangte das überwiegend christliche Land seine staatliche Unabhängigkeit vom muslimisch geprägten Sudan. Er gilt als "jüngster Staat der Welt", zählt zugleich zu den ärmsten. 2013 eskalierte ein Machtkampf zwischen dem ersten Präsidenten des Landes, Salva Kiir, und seinem früheren Stellvertreter und Herausforderer Riek Machar. Trotz wiederholter Verhandlungen und einem Friedensabkommen 2018 kommt es immer wieder zu Gewaltausbrüchen zwischen den Konfliktparteien. Zuletzt an Weihnachten griffen Bewaffnete verschiedene Gemeinden an. Zuvor soll es Zusammenstöße von verfeindeten ethnischen Gruppen gegeben haben. Laut UN sind rund 30.000 Menschen nach den Überfällen geflüchtet.
2019 hatten Franziskus und Welby die beiden Rivalen Kiir und Machar zu sogenannten Besinnungstagen in den Vatikan eingeladen. An der Initiative war auch der damalige Moderator der schottischen Presbyterianer, John Chalmers, beteiligt. In einer spektakulären Geste beim Abschluss des Treffens kniete der Papst vor den Politikern nieder. Er küsste ihnen die Füße und forderte sie zum Friedensschluss für ihr Volk auf.
Der bevorstehende Afrikabesuch ist die erste Auslandsreise von Papst Franziskus im laufenden Jahr und gleichzeitig die vierzigste in seinem bald zehnjährigen Pontifikat. Seit 2013 war Franziskus vier Mal auf dem afrikanischen Kontinent zu Gast. Er besuchte Kenia, Uganda, die Zentralafrikanische Republik, Ägypten und Marokko. Zuletzt reiste er 2019 nach Mosambik, Madagaskar und Mauritius.
Der bisher letzte Besuch eines Papstes in Kinshasa fand im August 1985 statt, als Johannes Paul II. - nach einem ersten Besuch 1980 - zwei Tage in dem Land, das damals noch Zaire hieß, verbrachte. Für die südsudanesische Hauptstadt Juba ist der nunmehrige Papstbesuch eine Premiere. 1993 machte Johannes Paul II. für wenige Stunden in der sudanesischen Metropole Khartoum Station. Der Südsudan erlangte 2011 seine staatliche Unabhängigkeit vom Sudan und wird daher auch als "jüngster Staat der Welt" bezeichnet.