"Ich bin hierhergekommen, weil ich denen eine Stimme verleihen möchte, die keine Stimme haben", sagte das 86-jährige Kirchenoberhaupt zur Motivation seines viertägigen Besuchs in Afrika.
"Ich bin hierhergekommen, weil ich denen eine Stimme verleihen möchte, die keine Stimme haben", sagte das 86-jährige Kirchenoberhaupt zur Motivation seines viertägigen Besuchs in Afrika.
Franziskus bei Treffen mit Vertretern katholischer Hilfswerke im Kongo: "Ich bin hierhergekommen, weil ich denen eine Stimme verleihen möchte, die keine Stimme haben". Papst pocht auf Verteilung sozialer Aufgaben zwischen Staat und Kirche.
Die Medien müssen afrikanischen Themen nach Ansicht von Papst Franziskus mehr Platz einräumen. Afrika sei der "junge Kontinent der Zukunft", sagte er am Mittwoch, 1. Februar 2023, in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa. Er wünsche sich, dass dessen Völker, Kulturen, Leiden und Hoffnungen bekannter würden, so Franziskus bei einem Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern karitativer Organisationen.
"Ich bin hierhergekommen, weil ich denen eine Stimme verleihen möchte, die keine Stimme haben", sagte das 86-jährige Kirchenoberhaupt zur Motivation seines viertägigen Besuchs in dem zentralafrikanischen Staat. Dessen international weithin unbeachtete Konflikte um Rohstoffe und territoriale Vorherrschaft haben Millionen Menschen Leben oder Heimat gekostet.
Für Medien ließen sich in Afrika "ungeheure Talente und Geschichten von wahrer menschlicher und christlicher Größe entdecken", sagte Franziskus. Zuvor hatte er am Mittwochnachmittag bei einer Begegnung mit Opfern brutalster Gewalt im Ostkongo der Weltöffentlichkeit ein Wegschauen vorgeworfen. Es gehe um "unmenschliche Gräueltaten", schwerste Menschenrechtsverletzungen und Konflikte, die Millionen von Menschen in die Flucht trieben, so der Papst.
Bei dem Treffen mit katholischen Hilfswerken im Kongo pochte Papst Franziskus auf kirchliche Beteiligung an sozialen Aufgaben wie auch auf die Verantwortung des Staates. Ausdrücklich würdigte er die kürzlich erfolgte Anerkennung des kirchlichen karitativen Engagements durch den Staat. Dies bedeute aber nicht, dass man "die Sorge um die Schwächsten systematisch an das Ehrenamt delegieren kann".
Sozialfürsorge wie auch der Einsatz im Gesundheits- und Bildungswesen seien "vorrangig Aufgaben der Regierenden". Diese hätten eine Grundversorgung auch für die Bevölkerung auf dem Land zu gewährleisten, fern von den großen urbanen Zentren, forderte der Papst. In diesem Zusammenhang prangerte er eine ungleiche Verteilung von Gütern und Möglichkeiten an. Dies und nicht etwa ein Mangel an Gütern sei die Ursache für Armut. "Die Wohlhabenden, vor allem die Christen, sind aufgefordert, was sie haben mit jenen zu teilen, denen es am Nötigen fehlt", so der Papst. Das sei "keine Frage von Güte, sondern von Gerechtigkeit".
Weiter verurteilte Franziskus eine Selbstbedienungsmentalität unter manchen Mitarbeitern kirchlicher Sozialeinrichtungen. Christen dürften das Zeugnis von Nächstenliebe "niemals durch Streben nach Privilegien, Prestige, Sichtbarkeit und Macht besudeln". Mittel und Ressourcen seien für die Armen da; jene, die sich um sie kümmerten, dürften nie vergessen, "dass Macht ein Dienst ist und dass Nächstenliebe nicht dazu führt, sich auf den Lorbeeren auszuruhen".
Die Begegnung mit den Hilfswerken fand in der Nuntiatur in Kinshasa statt. Die Vatikan-Vertretungen weltweit haben nach Worten des Papstes einen sozial- und entwicklungspolitischen Auftrag. Sie sollten "Verstärker von menschlicher Förderung" sein, sagte Franziskus in seiner Botschaft. Wörtlich sprach er von einer "Diplomatie der Barmherzigkeit", die konkrete Hilfe begünstigen und Kooperationen fördern solle.
Weltweit unterhält der Heilige Stuhl 176 diplomatische Vertretungen, sogenannte Apostolische Nuntiaturen, sowie zwei Dutzend weitere Repräsentanzen in Staaten oder bei internationalen Organisationen. Die katholische Kirche verfügt damit über eines der dichtesten Netze von Auslandsvertretungen und - im Unterschied zu Nationalstaaten - über diplomatisches Personal aus allen Weltregionen. Zugleich stellt der steigende Finanzbedarf der Nuntiaturen den Vatikan zusehends vor wirtschaftliche Probleme.