"Legen wir im Namen Jesu und seiner Seligpreisungen die Waffen des Hasses und der Rache nieder, um zum Gebet und zur Nächstenliebe zu greifen", mahnte Papst Franziskus.
"Legen wir im Namen Jesu und seiner Seligpreisungen die Waffen des Hasses und der Rache nieder, um zum Gebet und zur Nächstenliebe zu greifen", mahnte Papst Franziskus.
Papst Franziskus bei der Freiluft-Abschlussmesse vor zehntausenden Gläubigen: Waffen des Hasses und der Rache niederlegen, Antipathien zwischen Stämme und Ethnien überwinden.
Zum Abschluss seines Besuchs im Südsudan hat Papst Franziskus eine große Messe in der Hauptstadt Juba gefeiert. Den leidgeprüften Menschen sprach er in schlichten, eindringlichen Worten Trost und Mut zu. Als Christen seien sie Salz und Licht in dem von Gewalt und Vertreibung gepeinigten Land. Zu dem Gottesdienst am Sonntag versammelten sich Zehntausende unter freiem Himmel beim Mausoleum des früheren Rebellenführers und Wegbereiter der südsudanesischen Eigenstaatlichkeit John Garang (1945-2005).
Als ökumenische Ehrengäste wohnten der Feier auch die obersten Repräsentanten der anglikanischen und der reformierten schottischen Kirche bei, Erzbischof Justin Welby und Iain Greenshields. Mit ihnen gemeinsam hatte Franziskus eine historisch beispiellose Friedensmission unternommen. Im Südsudan, der bis 1955 Teil des Britischen Weltreichs war, gehören etwa 60 Prozent einer christlichen Konfession an.
In seiner Predigt sagte der Papst, Jesus sei gekreuzigt "in so vielen Menschen in diesem Land". Zugleich betonte Franziskus, er wolle Jesus als "Sieger über das Böse und den Tod" verkünden. An der Messe nahm auch Südsudans Präsident Salva Kiir Mayardit mit zahlreichen weiteren Vertretern der politischen Führung des Landes teil.
"Heute möchte ich euch dafür danken, dass ihr das Salz der Erde in diesem Land seid", sagte der Papst in dem von beschwingten Liedern begleiteten Gottesdienst. Die Christen sollten zeigen, dass sie fähig seien, "Geschwisterlichkeit zu leben, gute menschliche Beziehungen aufzubauen, um zu verhindern, dass die Verderbnis des Bösen, die Krankheit der Spaltung, der Schmutz der ungerechten Geschäfte sowie die Plage der Ungerechtigkeit die Oberhand gewinnt".
"Legen wir im Namen Jesu und seiner Seligpreisungen die Waffen des Hasses und der Rache nieder, um zum Gebet und zur Nächstenliebe zu greifen", mahnte der Papst. "Überwinden wir jene Antipathien und Abneigungen, die im Laufe der Zeit chronisch geworden sind und die Gefahr bergen, Stämme und ethnische Gruppen gegeneinander aufzubringen; lernen wir, das Salz der Vergebung, das brennt, aber heilt, auf unsere Wunden zu streuen."
Papst verabschiedet sich aus Südsudan mit Friedensappell
Mit einem eindringlichen Appell zu Hoffnung und Frieden hat Papst Franziskus sich von den Menschen im Südsudan verabschiedet. In seinen Schlussworten nach der Messe am Sonntag in der Hauptstadt Juba sicherte er den Christen des Landes den Rückhalt der Weltkirche zu. Er und die Führer der anglikanischen und reformierten schottischen Kirche würden alles ihnen Mögliche tun, um Schritte zum Frieden zu fördern. Anglikaner-Primas Justin Welby und der Moderator der Kirche von Schottland, Iain Greenshields, hatten den Papst auf der historisch beispiellosen ökumenischen Friedensmission begleitet.
Der junge ostafrikanische Staat stürzte kurz nach seiner Unabhängigkeit in einen fünfjährigen Bürgerkrieg und kam auch nach einem Friedensschluss 2018 noch nicht zur Ruhe. Vertreibung, Hunger und Naturkatastrophen machen das Land zum Brennpunkt einer der schwersten humanitären Krisen weltweit.
Jubas Erzbischof Stephen Ameyu Martin Mulla erinnerte in seinem Grußwort an die spektakuläre Geste, mit der Franziskus 2019 im Vatikan dem südsudanischen Präsidenten Salva Kiir Mayardit und dessen früherem Rivalen Riek Machar die Füße küsste, um sie um Aussöhnung anzuflehen. Mulla nannte es "entmutigend, dass der Friedensprozess so langsam vorangekommen ist". Kiir kündigte indessen anlässlich des Papstbesuchs am Freitag an, den unterbrochenen Dialog mit Rebellengruppen wieder aufnehmen zu wollen.
Franziskus sagte in seinen Abschiedsworten, man dürfe "nicht die Chance vergeben, Frieden zu schaffen". Die Christen des Landes mahnte er mit einem Zitat des kürzlich verstorbenen Papstes Benedikt XVI., die eigene Hoffnung weiterzugeben. Insbesondere im Südsudan stehe die Hoffnung "im Zeichen der Frau", so Franziskus. Er wolle "allen Frauen des Landes in besonderer Weise danken und sie segnen".
Gemeinsam mit Zehntausenden überwiegend jungen sudanesischen Gläubigen, von denen die meisten ihr Leben lang nur Konflikte erlebt haben, betete Franziskus auch um Frieden in der Ukraine. Zudem erinnerte er an andere Länder des afrikanischen Kontinents, "wo so viele unserer Brüder und Schwestern im Glauben unter Verfolgung und Gefahr leiden".