Dreitägiger Besuch in Ungarn von 28. bis 30. April. Große Sonntagsmesse auf dem Kossuth-Platz und Begegnungen mit Staatspräsidentin Novak sowie Ministerpräsident Orban geplant. Der Papst trifft zudem Kirchenmitarbeiter, Geflüchtete, Kinder und Jugendliche. Kardinal Erdö: Zum Papstbesuch "in- und ausländische Priester, Gläubige und Pilger herzlich willkommen".
Papst Franziskus reist Ende April erneut nach Ungarn. Das teilte der Vatikan am Montag mit. Nach seinem nur siebenstündigen Kurzbesuch 2021 in Budapest wird sich das Kirchenoberhaupt nun von 28. bis 30. April in der ungarischen Hauptstadt aufhalten. Geplant sind unter anderem Gespräche mit Ungarns Staatspräsidentin Katalin Novak sowie mit Regierungschef Viktor Orban. Die für alle Papstreisen übliche Rede des Kirchenoberhaupts vor politischen Autoritäten und Vertretern aus Diplomatie und Zivilgesellschaft findet an Orbans Amtssitz, dem ehemaligen Karmeliterkloster im historischen Burgviertel über Budapest statt. Am letzten Besuchstag ist eine große Sonntagsmesse mit Papst Franziskus auf dem Kossuth-Platz vor dem ungarischen Parlamentsgebäude angekündigt.
Das weitere Programm sieht u.a. am Samstag (29. April) ein Treffen mit Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Ortskirche in der Stephansbasilika sowie eine Jugendveranstaltung in der Laszlo-Papp-Sportarena vor. In der Elisabethkirche unweit des Bahnhofs Keleti wird der Papst Flüchtlinge und Armutsbetroffenen begegnen.
Auch ein Treffen mit Kindern in einer nach dem seliggesprochenen Mediziner Ladislaus Batthyany-Strattmann (1870-1931) benannten kirchlichen Sozialeinrichtung ist geplant. Unmittelbar vor dem Rückflug nach Rom sieht das Reiseprogramm eine Begegnung mit Vertretern aus Wissenschaft und Kultur an der katholischen Peter-Pazmany-Universität vor.
Kirchenvertreter in Ungarn reagierten mit großer Freude auf die Ankündigung des Papstbesuches. Zu den Begegnungen mit Franziskus heiße man in- und ausländische Priester, Gläubige und Pilger herzlich willkommen, sagte der Budapester Kardinal Peter Erdö in einer ersten Reaktion. Die Apostolische Reise des Papstes sei "ein sehr wichtiges Ereignis nicht nur für die Katholiken, sondern für alle Ungarn innerhalb und außerhalb der Grenzen", erklärte der Bischofskonferenz-Vorsitzende Andras Veres. Es sei eine Möglichkeit Zeugnis zu geben "für Christus, unsere Zukunft", so der Bischof von Györ.
Es ist nicht die erste Reise von Papst Franziskus nach Ungarn. Am 12. September 2021 hatte das Kirchenoberhaupt Budapest für wenige Stunden besucht und dort die Abschlussmesse des einwöchigen internationalen Eucharistischen Kongresses der katholischen Kirche gefeiert. Zudem hielt er eine Ansprache vor Vertretern von Ökumene und jüdischer Gemeinde und traf mit ungarischen Bischöfen und Politikern zusammen, darunter auch mit Ministerpräsident Orban.
Seit dem ersten Budapest-Aufenthalt bekräftigte der Papst mehrfach seinen Wunsch nach einer erneuten Reise nach Ungarn. Vergangenen August hatte Franziskus die ungarische Präsidentin Novak im Vatikan empfangen. Die Politikerin hatte den Papst dabei erneut offiziell eingeladen, wie sie anschließend berichtete. Als möglichen Zeitraum hatte sie das Frühjahr 2023 genannt. Bereits im April vergangenen Jahres hatte auch Orban den Papst eingeladen.
Die Geschichte Ungarns ist eng mit der katholischen Kirche verknüpft. Der heiliggesprochene König Stephan I. (997-1038) begründete nicht nur den ungarischen Staat, sondern auch zehn Diözesen und mehrere Benediktinerabteien, darunter auch die heutige Erzabtei Pannonhalma, deren Abt Vollmitglied der Bischofskonferenz ist.
Vor 1945 bestand in Ungarn noch ein weitgehend geschlossenes katholisches Milieu. In kommunistischer Zeit wurden die Kirche und ihre Mitglieder teils scharf verfolgt, überwacht und diskriminiert; Religionsausübung war auf die kirchlichen Gebäude beschränkt. Von den zuvor mehr als 10.000 Ordensleuten konnten nur einige hundert ihre Arbeit weiterführen.
Derzeit zählt Ungarn rund 9,6 Millionen Einwohner; an die zwei Drittel sind katholisch getauft. Der ungarische Staat ist weltanschaulich neutral; es herrscht Religionsfreiheit. Die katholische Kirche ist eine staatlich anerkannte Körperschaft und verfassungsrechtlich vom Staat getrennt. Nach einer Neugestaltung der kirchlichen Strukturen 1993 gibt es 13 katholische Diözesen - vier davon sind Erzdiözesen -, zudem ein Apostolisches Exarchat für Katholiken des byzantinischen Ritus.
Der Erzbischof von Esztergom-Budapest, derzeit Kardinal Peter Erdö (70), ist zugleich Primas von Ungarn. Vorsitzender der Bischofskonferenz ist Diözesanbischof Andras Veres (63) von Györ (Raab). Eines der großen Probleme der Kirche ist ein zunehmender Priestermangel; der Klerus ist überaltert. Nicht umfassend geklärt ist für die kommunistische Zeit eine mögliche Verstrickung der Kirche in die Arbeit des Geheimdienstes.