In seiner Ansprache an die koptische Delegation rief Papst Franziskus dazu auf, auf dem ökumenischen Weg immer nach vorne zu schauen. Zugleich sei es wichtig, auf das bereits Geschaffte zurückzublicken.
In seiner Ansprache an die koptische Delegation rief Papst Franziskus dazu auf, auf dem ökumenischen Weg immer nach vorne zu schauen. Zugleich sei es wichtig, auf das bereits Geschaffte zurückzublicken.
Papst Franziskus empfing koptisch-orthodoxen Patriarchen Tawadros II. im Vatikan.
Koptenpapst Tawadros II. setzt seinen Besuch im Vatikan fort. Am Donnerstag, 11. Mai 2023, wurde er mit seiner koptisch-orthodoxen Delegation von Papst Franziskus in Audienz empfangen. Anlass des mehrtägigen Besuchs aus Kairo ist der 50. Jahrestag der ersten Begegnung zwischen einem Bischof von Rom und einem koptisch-orthodoxen Patriarchen im Jahr 1973 - damals Papst Paul VI. (1963-1978) und Kopten-Oberhaupt Schenuda III. (1971-2012). Papst Franziskus hatte Tawadros II. zu dieser Gelegenheit nach Rom eingeladen. Schon vor zehn Jahren war Tawadros II. aus demselben Grund in den Vatikan gereist.
In seiner Ansprache an die koptische Delegation rief Papst Franziskus dazu auf, auf dem ökumenischen Weg immer nach vorne zu schauen. Zugleich sei es wichtig, auf das bereits Geschaffte zurückzublicken. "Doch noch mehr ist es zweifellos unsere Pflicht, nach oben zu schauen, dem Herrn für die gegangenen Schritte zu danken und ihn zu bitten, uns das Geschenk der ersehnten Einheit zu geben", so das katholische Kirchenoberhaupt.
Tawadros II. sagte, dass der Weg des Dialoges der beiden Kirchen "durch die zwei Seiten der Liebe geschützt wird: die Liebe Christi zu uns und die gegenseitige Liebe". Wie die Herausforderungen auch sein mögen, "die Liebe schützt uns, damit wir unsere Mission fortsetzen und im gegenseitigen Verständnis vorankommen können", so das koptisch-orthodoxe Kirchenoberhaupt.
Als Geschenk überreichte Patriarch Tawadros Papst Franziskus eine Reliquie von 21 koptischen Märtyrern. Die Christen waren im Februar 2015 von Terroristen des sogenannten "Islamischen Staates" in Libyen ermordet worden. Als Zeichen der Verbindung beider Kirchen, kündigte Franziskus an, die Kopten in das katholische Märtyrerverzeichnis aufzunehmen.
Nach der Begegnung beteten die beiden Kirchenoberhäupter gemeinsam in der Redemptoris-Mater-Kapelle im Apostolischen Palast. Zuvor waren sie bereits zu einer privaten Unterredung zusammengekommen. Schon an der wöchentlichen Papst-Generalaudienz am Mittwoch auf dem Petersplatz hatten beide gemeinsam teilgenommen. Am Sonntag wird Tawadros II. mit in Italien lebenden koptischen Christen in der Päpstlichen Lateranbasilika einen Gottesdienst feiern.
Unter den ägyptischen Christen stellen die orthodoxen Kopten die Mehrheit. Angaben über Mitgliederzahlen der altorientalischen Kirche schwanken zwischen acht und zwölf Millionen. Schätzungen zufolge sind insgesamt 10 bis 14 Prozent der rund 104 Millionen Einwohner Ägyptens Kopten.
Vor 50 Jahren brachten Papst Paul VI. (1963-1978) und das Kopten-Oberhaupt Schenuda III. (1971-2012) nach jahrhundertelanger Trennung einen theologischen Dialog zwischen der katholischen und der koptisch-orthodoxen Kirche auf den Weg. Dazu unterzeichneten sie am 10. Mai 1973 in Rom ein christologisches Abkommen, in dem sie viele Gemeinsamkeiten in Glauben und Sakramentenverständnis bekundeten.
Bald danach geriet die katholisch-koptische Annäherung jedoch ins Stocken. Dazu trugen protokollarische Differenzen bei Kirchenkonferenzen in Europa bei, vor allem aber politischen Auseinandersetzungen zwischen den Kopten und der Staatsmacht in Ägypten. Erst ab dem Jahr 2000 kam es im Zuge der damaligen Ägypten-Reise von Johannes Paul II. (1978-2005) zu einer wesentlichen Entkrampfung der Beziehungen, bevor der aktuelle koptische Papst-Patriarch Tawadros II. seinerseits bald nach seinem Amtsantritt im November 2012 den Kontakt zur katholischen Kirche forcierte.
Schon zum 40. Jahrestag der Gemeinsamen Erklärung von 1973 besuchte Tawadros II. Papst Franziskus im Vatikan. Das Treffen am 10. Mai 2013 fand im Rahmen der ersten Auslandsreise des koptischen Papst-Patriarchen statt und wurde zu einem Neustart der Beziehungen. Der 10. Mai ist seither ein fester Gedenktag der koptisch-katholischen Freundschaft. 2017 wurde Papst Franziskus bei einem zweitägigen Kairo-Besuch auch von Patriarch Tawadros II. empfangen.